Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
und fiel von links nach rechts ab, ganz unverwechselbar. Hirsch hatte in einer ziemlich schludrigen Schrift geschrieben, die zweifellos den Sinn gehabt hatte, einen Mangel an Bildung anzudeuten. Das ›t‹ in St. Louis, seinem angeblichen Geburtsort, war mit dem ›t‹ in Easter identisch, obwohl die beiden Handschriften für das untrainierte Auge keinerlei Ähnlichkeiten aufwiesen.
    Der Gutachter verkündete ohne die Spur eines Zweifels: »Hirsch und Lancaster sind ein und derselbe Mann. Hirsch und Easter sind ein und derselbe Mann. Deshalb müssen auch Lancaster und Easter ein und derselbe Mann sein.«
    »Alle drei sind ein und derselbe«, sagte Fitch langsam, als er begriffen hatte.
    »So ist es. Und er ist sehr, sehr intelligent.«
    Der Handschriftenexperte verließ Cables Kanzlei. Fitch kehrte in sein Büro zurück, wo er den Rest des Freitag nachmittags und einen Großteil des Abends mit Pang und Konrad zusammensaß. Er hatte sowohl in Allentown als auch in Broken Arrow Männer dazu angeheuert, nachzugraben und Leute zu bestechen, um an Arbeitsunterlagen und Lohnsteuerabzugs-Formulare von Hirsch und Lancaster heranzukommen.
    »Haben Sie schon einmal erlebt, daß jemand versucht, sich in einen Prozeß einzuschleichen?« fragte Konrad.
    »Noch nie«, knurrte Fitch.
    Die Vorschriften für die ehelichen Besuche waren simpel. Am Freitag abend zwischen 19 und 21 Uhr konnte jeder der Geschworenen Ehepartner, Lebensgefährten oder wen auch immer in seinem Zimmer empfangen. Die Besucher konnten jederzeit kommen und gehen, mußten sich aber zuerst bei Lou Dell melden, die sie von Kopf bis Fuß musterte, als ob sie, und nur sie allein, die Macht hätte, das gutzuheißen, was zu tun sie im Begriff waren.
    Der erste, der Punkt sieben erschien, war Derrick Maples, der gutaussehende Freund von Angel Weese. Lou Dell notierte seinen Namen, deutete den Korridor hinunter und sagte: »Zimmer 55.« Er wurde bis neun Uhr nicht mehr gesehen; da kam er heraus, um Luft zu schnappen.
    Nicholas hatte am Freitag abend keinen Besucher, und auch Jerry Fernandez nicht. Seine Frau war schon Monate zuvor in ein getrenntes Schlafzimmer ausgezogen und dachte nicht daran, ihre Zeit mit einem Mann zu vergeuden, den sie verabscheute. Außerdem nahmen Jerry und der Pudel jede Nacht eheliche Rechte wahr. Colonel Herreras Frau war verreist. Lonnie Shavers Frau konnte keinen Babysitter finden. Also sahen sich die vier Männer im Partyzimmer einen Film mit John Wayne an und beklagten den traurigen Zustand ihres Liebeslebens. Der alte, blinde Herman hatte seine Frau bei sich, aber sie waren allein.
    Phillip Savelle hatte einen Gast, aber Lou Dell weigerte sich, den anderen Männern Geschlecht, Rasse, Alter oder sonst etwas zu verraten. Es war eine sehr hübsche, junge Frau, die offenbar aus Indien oder Pakistan stammte.
    Mrs. Gladys Card sah gemeinsam mit Mr. Nelson Card in ihrem Zimmer fern. Loreen Duke, die geschieden war, hatte Besuch von ihren beiden Töchtern. Rikki Coleman hatte ehelichen Verkehr mit ihrem Mann Rhea, die restlichen eindreiviertel Stunden unterhielten sie sich über ihre Kinder.
    Und Hoppy Dupree brachte seiner Frau ein paar Blumen und eine Schachtel Pralinen mit, von denen sie die meisten aß, während er so aufgeregt, wie sie ihn nur selten erlebt hatte, im Zimmer herumrannte. Den Kindern ging es gut, alle waren mit Freunden aus, und das Geschäft lief auf Hochtouren. Es war sogar noch nie besser gelaufen. Er hatte ein Geheimnis, ein großes, wunderbares Geheimnis über ein Geschäft, an dem er beteiligt war, aber davon dürfte er ihr vorläufig nichts erzählen. Vielleicht am Montag. Vielleicht später. Aber jetzt noch nicht. Er blieb eine Stunde und eilte dann in sein Büro zurück, um zu arbeiten.
    Mr. Nelson Card ging um neun, und Gladys machte den Fehler, in das Partyzimmer zu gehen, wo die Männer Bier tranken, Popcorn aßen und sich jetzt Boxkämpfe ansahen. Sie nahm sich eine Cola und setzte sich an den Tisch. Jerry musterte sie argwöhnisch. »Sie kleiner Teufel«, sagte er. »Los, erzählen Sie uns alles.«
    Ihr Mund öffnete sich, und sie wurde knallrot. Sie brachte kein Wort heraus.
    »Nun kommen Sie schon, Gladys. Wir hatten gar nichts.«
    Sie griff sich ihre Cola und sprang auf. »Vielleicht gibt es dafür einen guten Grund«, fauchte sie wütend, dann rannte sie aus dem Zimmer. Jerry brachte ein Lachen zustande. Die anderen Männer waren zu müde und zu deprimiert, um zu reagieren.
    Marlees Wagen war ein Lexus,

Weitere Kostenlose Bücher