Das Urteil
entschieden auf die entgegengesetzte Seite umschwenken und Milliarden von Schadensersatz für die arme Witwe Wood fordern.
Marlee konnte diese Katastrophe verhindern. Nur Marlee.
36
E s wäre wirklich höchst merkwürdig, sagte Phoebe, als sie den unerwarteten Anruf von Beverly erhielt; vorgestern wäre sie schon von irgendeinem Mann angerufen worden, der behauptete, er wäre Jeff Kerr und suchte Claire. Sie hätte sofort gewußt, daß der Kerl log, aber sie hätte trotzdem weiter mit ihm gesprochen, weil es sie interessierte, was er wollte. Sie hätte seit vier Jahren nicht mehr mit Claire gesprochen.
Beverly und Phoebe verglichen ihre Eindrücke von den Anrufen, aber Beverly erwähnte weder das Treffen mit Swanson noch den Prozeß, dem seine Nachforschungen galten. Sie gedachten ihrer gemeinsamen Zeit in Lawrence, die so weit zurückzuliegen schien. Sie belogen sich über ihre Schauspielerkarrieren und das Tempo, mit dem jede von ihnen Fortschritte machte. Sie versprachen sich gegenseitig, sich bei der nächsten Gelegenheit zu treffen. Dann sagten sie auf Wiedersehen.
Eine Stunde später rief Beverly nochmals an, als hätte sie etwas vergessen. Sie hätte über Claire nachgedacht. Sie hätten sich mit ziemlich harten Worten getrennt, und das machte ihr zu schaffen. Es wäre eine Belanglosigkeit gewesen, die nie ausgeräumt worden war. Sie wollte Claire sehen, den Streit beilegen, aus keinem anderen Grund, als ihre Schuldgefühle loszuwerden. Aber sie hätte keine Ahnung, wo sie sie finden konnte. Claire war so rasch und so gründlich verschwunden.
An diesem Punkt ihres Gesprächs beschloß Beverly, ein Risiko einzugehen. Da Swanson die Möglichkeit eines früheren Namens erwähnt hatte, und da sie sich an die Geheimnisse erinnerte, die Claires Vergangenheit umgaben, beschloß sie, den Köder auszuwerfen und zu sehen, ob Phoebe ihn schlucken würde. »Du weißt doch sicher, daß Claire nicht ihr wirklicher Name war?« sagte sie, recht überzeugend schauspielernd.
»Ja, das weiß ich«, sagte Phoebe.
»Sie hat ihn mir einmal gesagt, aber ich kann mich nicht erinnern.«
Phoebe zögerte. »Sie hatte einen wirklich hübschen Namen, obwohl Claire auch nicht schlecht war.«
»Wie hieß sie?«
»Gabrielle.«
»Ach ja, Gabrielle. Und wie war ihr Nachname?«
»Brant. Gabrielle Brant. Sie stammte aus Columbia, Missouri. Dort ist sie auch zur Schule und aufs College gegangen. Hat sie dir die Geschichte erzählt?«
»Möglich, aber ich kann mich nicht erinnern.«
»Sie hatte einen Freund, der verrückt war und sie mißhandelt hat. Sie hat versucht, ihn loszuwerden, aber er hat nicht locker gelassen. Deshalb hat sie die Stadt verlassen und ihren Namen geändert.«
»Davon habe ich nie was gehört. Wie heißen ihre Eltern?«
»Brant. Ich glaube, ihr Vater ist tot. Ihre Mutter war Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Universität.«
»Lebt sie noch dort?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Dann versuche ich mal, sie über ihre Mutter zu finden. Danke, Phoebe.«
Es kostete sie eine Stunde, bis sie Swanson am Telefon hatte. Beverly fragte ihn, wieviel die Information wert wäre. Swanson rief Fitch an, der dringend eine gute Neuigkeit brauchte. Er genehmigte ein Maximum von fünftausend Dollar, und Swanson rief sie zurück und bot ihr die Hälfte. Sie verhandelten zehn Minuten lang und einigten sich auf viertausend, die sie bar auf die Hand wollte, bevor sie ein Wort sagte.
Alle vier Generaldirektoren waren zu den Schlußplädoyers in die Stadt gekommen, weshalb Fitch nun eine kleine Flotte von bestens ausgestatteten Firmenjets zur Verfügung stand. Er schickte Swanson mit einem Pynex-Flugzeug nach New York.
Swanson traf in der Abenddämmerung in der Stadt ein und mietete sich in einem kleinen Hotel in der Nähe des Washington Square ein. Einer Mitbewohnerin zufolge war Beverly nicht da, sie arbeitete auch nicht, sondern war vielleicht auf einer Party. Er rief die Pizzeria an, bei der sie angestellt war, und erfuhr, daß man sie entlassen hatte. Er rief abermals die Mitbewohnerin an, und als er zu viele Fragen stellte, legte sie auf. Er knallte den Hörer auf die Gabel und stapfte im Zimmer herum. Wie zum Teufel findet man eine bestimmte Person auf den Straßen von Greenwich Village? Er lief ein paar Blocks bis zu dem Haus, in dem sie wohnte, wobei der kalte Regen seine Füße erstarren ließ. Er trank Kaffee in dem Lokal, in dem sie sich das erstemal getroffen hatten, wobei seine Schuhe tauten und
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