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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Wenn Sie mich entlassen wollen, okay. Aber die Details werden Sie nie erfahren.«
    Sie starrten ihn schweigend an. Der Kreis wurde enger. Sie nippten langsam an ihren Drinks und bewunderten ihren Helden. Achtmal hatten sie am Rande der Katastrophe gestanden, und achtmal hatte Fitch zu seinen schmutzigen Tricks gegriffen und sie gerettet. Jetzt hatte er es zum neunten Mal getan. Er war unbesiegbar.
    Und er hatte noch nie zuvor einen Sieg versprochen, nicht wie diesmal. Ganz im Gegenteil. Vor jedem Urteil war er immer übernervös gewesen, hatte immer eine Niederlage prophezeit und es genossen, ihnen Angst einzujagen. Dies jetzt war völlig untypisch für ihn.
    »Wieviel?« fragte Jankle.
    Das war etwas, das Fitch nicht geheimhalten konnte.
    Schließlich hatten die vier ein Recht darauf, zu wissen, wohin ihr Geld ging. Sie hatten eine Art primitive Buchführung für den Fonds eingerichtet. Jeder Konzern steuerte die gleiche Summe bei, wenn Fitch es verlangte, und jeder Generaldirektor hatte Anspruch auf eine monatliche Aufstellung sämtlicher Ausgaben.
    »Zehn Millionen«, sagte Fitch.
    Der Betrunkene bellte als erster. »Sie haben einem Geschworenen zehn Millionen Dollar gezahlt!« Die anderen drei waren ebenso schockiert.
    »Nein. Nicht einem Geschworenen. Sagen wir es so. Ich habe das Urteil für zehn Millionen Dollar gekauft. Das ist alles, was Sie von mir erfahren. Der Fonds hat jetzt einen Bestand von vier Komma fünf Millionen. Und ich werde keine Fragen darüber beantworten, wie das Geld den Besitzer gewechselt hat.«
    Einen Sack voll Bargeld unter der Tischplatte - das konnte man sich ja vielleicht gerade noch vorstellen. Fünf-, vielleicht auch zehntausend Dollar. Aber wer wäre schon auf die Idee gekommen, daß einer dieser Kleinstadt-Hinterwäldler in der Jury über genügend Verstand verfügte, von zehn Millionen Dollar zu träumen. Sicherlich ging nicht alles an eine einzige Person.
    Sie umdrängten Fitch in fassungslosem Schweigen, und alle stellten die gleichen Überlegungen an. Bestimmt hatte Fitch seine Zauberkünste bei zehn von ihnen angewandt. Das wäre denkbar. Er hatte zehn bekommen und jedem eine Million geboten. Das konnte man sich entschieden leichter vorstellen. Zehn frischgebackene Millionäre an der Golfküste. Aber wie hielt man diese Art von Geld geheim?
    Fitch genoß den Moment. »Natürlich gibt es keinerlei Garantie«, sagte er. »Man weiß nie, woran man ist, bis die Jury zurückkehrt.«
    Nun, bei zehn Millionen Dollar sollte es verdammt noch mal eine Garantie geben. Aber sie sagten nichts. Luther Vandemeer löste sich als erster wieder aus dem Kreis. Er goß sich einen steifen Brandy ein und nahm auf der Klavierbank neben dem Stutzflügel Platz. Fitch würde es ihm später erzählen. Er würde ein oder zwei Monate warten, Fitch in geschäftlichen Dingen nach New York beordern und dann die Story aus ihm herausholen.
    Fitch sagte, er hätte noch Arbeit zu erledigen. Er wollte, daß alle vier morgen früh bei den Schlußplädoyers im Gerichtssaal waren. »Und setzen Sie sich nicht nebeneinander«, gab er ihnen noch vor.
37
    A lle Geschworenen hatten das Gefühl, daß dies ihr letzter Abend in der Isolierung sein würde. Sie flüsterten einander zu, daß sie, wenn ihnen der Fall am Montag mittag übergeben würde, bestimmt bis Montag abend ein Urteil fällen und dann nach Hause gehen konnten. Es wurde nicht offen darüber diskutiert, weil das unweigerlich zu Spekulationen über das Urteil führen würde, die Herman sofort unterbunden hätte.
    Aber die Stimmung war gut, und viele der Geschworenen machten sich daran, in aller Ruhe zu packen und ihre Zimmer aufzuräumen. Bei ihrem letzten Besuch im Siesta Inn wollten sie sich nur so kurz wie möglich aufhalten - nur ein rascher Abstecher vom Gerichtssaal, um die gepackten Koffer zu holen und die Zahnbürste einzustecken.
    Sonntag war der dritte Tag in Folge für persönliche Besuche, und alle hatten genug von ihren Partnern, besonders die Verheirateten. Drei vertrauliche Abende in der Enge eines kleinen Zimmers strapazierten die meisten Ehen. Sogar die Singles brauchten einen freien Abend. Savelles Freundin blieb fort. Derrick teilte Angel mit, daß er vielleicht später hereinschauen würde, vorher aber noch etwas Wichtiges zu erledigen hätte. Loreen hatte keinen Freund, aber für ein Wochenende hatte sie von ihren halbwüchsigen Töchtern genug gesehen. Jerry und der Pudel hatten ihren ersten kleinen Streit.
    Das Motel war still am

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