Das Urteil
trockneten. Er benutzte einen Münzfernsprecher für ein weiteres fruchtloses Gespräch mit derselben Mitbewohnerin.
Marlee wollte ein letztes Gespräch vor dem großen Montag. Sie trafen sich in ihrem kleinen Büro. Fitch hätte ihr die Füße küssen können, als er sie sah.
Er beschloß, ihr alles über Hoppy und Millie und sein großes Schwindelmanöver zu erzählen, das in die Binsen gegangen war. Nicholas mußte Millie sofort bearbeiten, sie besänftigen, bevor sie ihre Freundinnen ansteckte. Schließlich hatte Hoppy Napier und Nitchman am Sonntag morgen erklärt, Millie wäre eine entschiedene Advokatin der Verteidigung und hätte ihren Mitgeschworenen Kopien der Robilio-Aktennotiz gezeigt. Stimmte das? Wenn ja, was in aller Welt würde sie jetzt tun, nachdem sie die Wahrheit über Hoppy erfahren hatte? Sie würde bestimmt furchtbar wütend sein. Sie würde wahrscheinlich all ihren Freunden und Freundinnen erzählen, welche Gemeinheit die Verteidigung ihrem Mann angetan hatte, damit er sie unter Druck setzte.
Es würde eine Katastrophe sein, das lag auf der Hand. Marlee hörte mit ausdrucksloser Miene zu, als Fitch die Geschichte erzählte. Sie war nicht schockiert, sondern genoß es, Fitch schwitzen zu sehen.
»Ich meine, wir sollten sie ausbooten«, erklärte Fitch, als er seinen Bericht beendet hatte.
»Haben Sie eine Kopie von der Robilio-Aktennotiz?« fragte sie gelassen.
Er holte eine aus seinem Aktenkoffer und gab sie ihr. »Ihr Werk?« fragte sie, nachdem sie sie gelesen hatte.
»Ja. Pure Erfindung.«
Sie faltete das Blatt zusammen und legte es unter ihren Stuhl. »Ein toller Schwindel, Fitch.«
»Ja, er war prächtig, bis wir erwischt worden sind.«
»Machen Sie so was bei jedem Tabakprozeß?«
»Wir versuchen es jedenfalls.«
»Wie sind Sie auf Mr. Dupree verfallen?«
»Wir haben uns eingehend mit ihm beschäftigt und sind zu dem Schluß gelangt, daß es mit ihm einfach sein würde. Kleiner Immobilienmakler, der kaum seine Rechnungen bezahlen kann, während seine Freunde mit den Kasinos und allem, was dazugehört, das große Geld machen. Er ist sofort darauf hereingefallen.«
»Sind Sie früher schon einmal erwischt worden?«
»Wir mußten Schwindelmanöver aufgeben, aber wir sind noch nie auf frischer Tat ertappt worden.«
»Bis heute.«
»Nicht direkt. Hoppy und Millie vermuten vielleicht, daß jemand dahintersteckte, der für den Tabakkonzern arbeitet, aber sie wissen nicht, wer. Also bestehen immerhin noch einige Zweifel.«
»Macht das einen Unterschied?«
»Nein.«
»Entspannen Sie sich, Fitch. Ich glaube, ihr Mann hat Millies Einfluß übertrieben. Sie und Nicholas stehen sich sehr nahe, und sie hat nicht gegen Ihren Klienten Partei ergriffen.«
»Unseren Klienten.«
»Richtig. Unseren Klienten. Nicholas hat die Aktennotiz nicht gesehen.«
»Sie meinen, Hoppy hat gelogen?«
»Können Sie ihm daraus einen Vorwurf machen? Ihre Jungs hatten ihn überzeugt, daß er mit einer Anklage zu rechnen hätte.«
Fitch atmete ein wenig leichter und lächelte beinahe. Er sagte: »Nicholas muß unbedingt heute abend mit Millie reden. In ein paar Stunden wird Hoppy erscheinen und ihr alles erzählen. Kann Nicholas sie sich schnell vorknöpfen?«
»Fitch, Millie wird so stimmen, wie er es will. Entspannen Sie sich.«
Fitch entspannte sich. Er nahm die Ellenbogen vom Tisch und versuchte sich an einem weiteren Lächeln. »Nur aus Neugierde wie viele Stimmen haben wir im Augenblick?«
»Neun.«
»Wer sind die anderen drei?«
»Herman, Rikki und Lonnie.«
»Er hat nicht mit Rikki über ihre Vergangenheit gesprochen?«
»Noch nicht.«
»Dann wären es zehn«, sagte Fitch mit tanzenden Augen und plötzlich zuckenden Fingern. »Wir können elf bekommen, wenn wir jemanden ausbooten und dafür Shine Royce nehmen, stimmt's?«
»Hören Sie, Fitch, Sie machen sich zu viele Gedanken. Sie haben Ihr Geld bezahlt, Sie haben die Besten angeheuert, also beruhigen Sie sich und warten Sie auf Ihr Urteil. Es liegt in sehr guten Händen.«
»Einstimmig?« fragte Fitch glücklich. »Nicholas ist entschlossen, für Einstimmigkeit zu sorgen.« Fitch schwebte nur so die Treppe des baufälligen Gebäudes hinunter und über die kurze Einfahrt, bis er auf der Straße angekommen war. Sechs Blocks weit pfiff er und hüpfte beinahe durch die Abendluft. José erwartete ihn zu Fuß und versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Er hatte seinen Boß noch nie bei so guter Laune erlebt.
An einer Seite des
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