Das Urteil
Hoppy.
»Gute Frage. Ich habe draußen einen Freund, der sehr geschickt darin ist, Informationen zu beschaffen. Er ist absolut vertrauenswürdig. Es hat ihn ungefähr drei Stunden am Telefon gekostet, keine schlechte Leistung, wenn man bedenkt, daß heute Samstag ist.«
Drei Stunden. An einem Samstag. Weshalb hatte Hoppy nicht selber ein paar Leute angerufen? Er hatte eine Woche Zeit gehabt. Er sackte zusammen, bis seine Ellenbogen auf seinen Knien ruhten. Millie wischte sich die Tränen vom Gesicht. Es folgte eine Minute Schweigen.
»Was ist mit dem Tonband?« fragte Hoppy.
»Von Ihnen und Moke?«
»Ja. Genau dem.«
»Deshalb mache ich mir keine Sorgen«, sagte Nicholas zuversichtlich, als wäre er jetzt Hoppys Anwalt. »In juristischer Hinsicht ist das Tonband äußerst problematisch.«
Erzählen Sie mir, wieso, dachte Hoppy, sagte aber nichts. Nicholas fuhr fort: »Es wurde unter Vorspielung falscher Tatsachen aufgenommen. Ein klarer Fall von arglistiger Täuschung. Es befindet sich im Besitz von Männern, die selbst gegen das Gesetz verstoßen haben. Es wurde nicht von mit der Durchsetzung des Gesetzes betrauten Leuten beschafft. Es gab dafür weder einen Durchsuchungsbefehl noch einen Gerichtsbeschluß, der das Aufzeichnen des Gesprächs erlaubte. Vergessen Sie's.«
Was für himmlische Worte! Hoppys Schultern hoben sich ruckartig, und er stieß den Atem aus. »Ist das Ihr Ernst?«
»Ja, Hoppy. Das Band wird nie wieder abgespielt werden.«
Millie lehnte sich zur Seite und nahm Hoppy in die Arme, und sie hielten sich eng umschlungen, ohne eine Spur von Scham oder Verlegenheit. Ihre Tränen waren jetzt reine Freudentränen. Hoppy sprang auf und schoß im Zimmer umher. »Und wie geht's jetzt weiter?« fragte er und ließ krampfhaft seine Knöchel knacken.
»Wir müssen vorsichtig sein.«
»Sagen Sie mir nur, in welche Richtung ich steuern muß. Diese Bastarde.«
»Hoppy!«
»Entschuldigung, Liebes. Mir ist nur danach, jemandem einen Tritt in den Arsch zu versetzen.«
»Deine Ausdrucksweise!«
Der Sonntag begann mit einer Geburtstagstorte. Loreen Duke hatte Mrs. Gladys Card gegenüber erwähnt, daß ihr sechsunddreißigster Geburtstag bevorstand. Mrs. Card hatte ihre Schwester draußen in der freien Welt angerufen, und am frühen Sonntag morgen lieferte die Schwester eine dicke Schokoladen-Karamel-Torte ab. Drei Schichten mit sechsunddreißig Kerzen. Die Geschworenen trafen sich um neun im Eßzimmer und verzehrten die Torte zum Frühstück. Danach verschwanden die meisten für vier Stunden zum heißersehnten Gottesdienst. Einige waren seit Jahren nicht mehr in einer Kirche gewesen, fühlten sich aber trotzdem zum Heiligen Geist hingezogen.
Pudel wurde von einem ihrer Söhne abgeholt, und Jerry schloß sich an. Sie steuerten in die allgemeine Richtung einer nicht näher genannten Kirche, aber sobald sie merkten, daß ihnen niemand folgte, fuhren sie statt dessen zu einem Kasino. Nicholas verließ das Motel mit Marlee, und sie gingen zur Messe. Mrs. Gladys Card hatte einen großen Auftritt in der Calvary Baptist Church. Millie begab sich nach Hause, mit den besten Absichten, sich für den Kirchgang umzuziehen, wurde aber beim Anblick ihrer Kinder von ihren Gefühlen überwältigt. Niemand paßte auf, also verbrachte sie ihre Zeit in der Küche, kochte, putzte und wuselte um ihre Kinder herum. Phillip Savelle blieb im Motel.
Hoppy fuhr um zehn in sein Büro. Er hatte Napier am Sonntag morgen um acht angerufen und ihm mitgeteilt, er hätte wichtige Prozeßentwicklungen mit ihm zu bereden; bei seiner Frau hätte er beträchtliche Fortschritte erzielt, und sie hätte jetzt eine Menge Einfluß auf die anderen Geschworenen. Er wollte sich mit Napier und Nitchman in seinem Büro treffen, um ihnen ausführlich Bericht zu erstatten und sich weitere Instruktionen geben zu lassen.
Napier nahm den Anruf in einer schäbigen Zwei-Zimmer-Wohnung entgegen, die er und Nitchman als Fassade für den Schwindel benutzten. Zwei Telefonanschlüsse waren provisorisch installiert worden - eine als Büronummer, die andere als ihr Wohnsitz für die Dauer ihrer intensiven Ermittlungen hinsichtlich der Korruption an der Golfküste. Napier sprach mit Hoppy, dann rief er Cristano an. Cristano hatte ein Zimmer in einem Holiday Inn nicht weit vom Strand. Cristano seinerseits rief Fitch an, der über die Nachricht hocherfreut war. Endlich hatte Millie den toten Punkt überwunden und bewegte sich in ihre Richtung. Fitch hatte sich
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