Das Urteil
nächste Experte aus einem Zeugenzimmer im Hintergrund geholt wurde, verließ Fitch mit José unauffällig den Gerichtssaal. Sie gingen die Straße hinunter und in den Billigladen.
Die beiden Jury-Genies im Vorführraum waren stumm. Auf der Hauptleinwand beobachtete einer von ihnen die Eröffnungsfragen an Dr. Kilvan. Der andere ließ auf einem kleineren Bildschirm das Treuegelöbnis noch einmal ablaufen. Fitch stellte sich neben ihn und fragte: »Wann haben Sie so etwas zum letztenmal gesehen?«
»Es war Easter«, sagte der Experte. »Er hat sie angeführt.«
»Natürlich war es Easter«, fauchte Fitch. »Das konnte ich sogar von der hintersten Reihe aus sehen.« Wie gewöhnlich spielte Fitch nicht fair. Keiner dieser beiden Berater wußte von Marlees Anrufen, weil Fitch diese Informationen nur an seine Agenten - Swanson, Doyle, Pang, Konrad und Holly - weitergegeben hatte.
»Und wie wirkt sich das auf Ihre Computeranalyse aus?« fragte Fitch sarkastisch.
»Alles beim Teufel.«
»Das dachte ich mir. Weitermachen.« Er knallte die Tür zu und ging in sein Büro.
Dr. Hilo Kilvans Vernehmung wurde von einem neuen Anklagevertreter durchgeführt, Scotty Mangrum aus Dallas. Mangrum hatte sein Vermögen mit dem Verklagen von Petrochemiekonzernen wegen Vergiftungen gemacht, und jetzt, im Alter von zweiundvierzig Jahren, galt sein Hauptinteresse Produkten, die beim Verbraucher Schäden oder den Tod bewirkten. Nach Rohr war er der erste Anwalt gewesen, der seine Million zur Finanzierung des Wood-Falles beigesteuert hatte, und man hatte entschieden, daß er sich mit den statistischen Daten von Lungenkrebs vertraut machen sollte. In den letzten vier Jahren hatte er ungezählte Stunden damit verbracht, jede erdenkliche Untersuchung und jeden Artikel über dieses Thema zu lesen, und zahlreiche Reisen unternommen, um die Experten kennenzulernen. Mit großer Sorgfalt und ohne Rücksicht auf die Kosten hatte er schließlich Dr. Kilvan als den Mann auserwählt, der nach Biloxi kommen und sein Wissen vor den Geschworenen ausbreiten sollte.
Dr. Kilvan sprach ein perfektes, aber bedächtiges Englisch mit dem Anflug eines Akzentes, der auf die Geschworenen Eindruck machte. In einem Gerichtssaal gibt es nur wenige Dinge, die überzeugender sind als ein Experte, der weit gereist ist, um in Erscheinung treten zu können, und einen exotischen Namen und außerdem noch einen Akzent hat. Dr. Kilvan stammte aus Montreal, wo er seit vierzig Jahren lebte, und die Tatsache, daß er aus einem anderen Land kam, trug noch zu seiner Glaubwürdigkeit bei. Die Geschworenen waren für ihn eingenommen, bevor er noch ein einziges Wort ausgesagt hatte. Mangrum steuerte ihn durch eine beeindruckende Karriere mit besonderem Nachdruck auf die zahlreichen Bücher, die Dr. Kilvan über die statistische Wahrscheinlichkeit von Lungenkrebs veröffentlicht hatte.
Als er endlich gefragt wurde, gab Durr Cable zu, daß Dr. Kilvan für eine Aussage auf seinem Gebiet qualifiziert war. Scotty Mangrum dankte ihm und begann dann mit der ersten Untersuchung - einem Vergleich der Lungenkrebssterblichkeit zwischen Rauchern und Nichtrauchern. Dr. Kilvan hatte sich an der Universität von Montreal zwanzig Jahre mit diesem Thema beschäftigt, und er saß entspannt auf seinem Stuhl, während er den Geschworenen die Grundlagen dieser Forschungen darlegte. Bei amerikanischen Männern - er hatte seine Untersuchungen an Gruppen von Männern und Frauen aus aller Welt angestellt, aber überwiegend an Kanadiern und Amerikanern - ist das Risiko, Lungenkrebs zu bekommen, bei jemandem, der zehn Jahre lang fünfzehn Zigaretten am Tag raucht, zehnmal größer als bei jemandem, der nicht raucht. Steigt der Konsum auf zwei Schachteln, ist das Risiko zwanzigmal größer. Steigt er auf drei Schachteln, die Menge, die Jacob Wood geraucht hatte, dann ist das Risiko fünfundzwanzigmal so groß wie bei einem Nichtraucher.
Vielfarbige Tabellen wurden hervorgeholt und an drei Stativen angebracht, und Dr. Kilvan demonstrierte, sorgfaltig und ohne eine Spur von Eile, den Geschworenen seine Forschungsergebnisse.
Bei der nächsten Untersuchung ging es um das Verhältnis zwischen dem Tod durch Lungenkrebs bei Männern und der Art des gerauchten Tabaks. Dr. Kilvan erläuterte die grundlegenden Unterschiede bei Pfeifen- und Zigarrenrauch und die Krebsrate bei amerikanischen Männern, die Tabak in diesen Formen rauchten. Er hatte zwei Bücher über diese Vergleiche veröffentlicht und war bereit, den
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