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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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weiter.«
    »Okay, aber mir ist nicht recht wohl bei der Sache, und ich höre gern jederzeit auf.«
    »Ich sage Ihnen, wann Sie aufhören sollen.«
    »Also gut, Frank ist der Ansicht, daß jeder, der fast dreißig Jahre lang drei Schachteln pro Tag raucht, verdient hat, was er bekommt. Keine Spur von Sympathie. Ich habe eine Weile mit ihm diskutiert, nur des Diskutierens halber, und er hat mich beschuldigt, ich wollte nur der Klägerin eine Unmenge Geld zuschanzen.«
    Das war ein schwerer Schlag für den Richter. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, schloß die Augen und rieb dann darüber, während seine Schultern herabsackten. »Das ist einfach großartig«, murmelte er.
    »Tut mir leid, Euer Ehren.«
    »Nein, nein, ich habe es herausgefordert.« Er setzte sich wieder aufrecht hin, strich sich abermals mit den Fingern übers Haar, zwang sich zu einem Lächeln und sagte: »Bitte, hören Sie mir zu, Mr. Easter. Ich verlange nicht von Ihnen, daß Sie zum Denunzianten werden. Aber ich mache mir Sorgen um diese Jury, wegen des Drucks, der von außen auf sie ausgeübt wird. Diese Art von Prozessen hat eine unerquickliche Geschichte. Wenn Sie irgend etwas sehen oder hören, das auch nur im entferntesten nach unerlaubten Kontakten aussieht, dann lassen Sie es mich bitte wissen, damit wir uns darum kümmern können.«
    »Natürlich, Richter.«
    Die Story auf der Titelseite des Wall Street Journal war von Agner Layson geschrieben worden, einem älteren Reporter, der den größten Teil der Geschworenen-Auswahl und alle bisherigen Zeugenaussagen verfolgt hatte. Layson hatte zehn Jahre als Anwalt gearbeitet und war schon in vielen Gerichtssälen gewesen. Seine Story, die erste in einer Serie, berichtete über die Hintergründe des Prozesses und lieferte Details über die Beteiligten. Er stellte keine Vermutungen über den weiteren Verlauf des Prozesses an oder darüber, wer gewinnen oder verlieren würde, sondern lieferte nur eine faire Zusammenfassung der recht überzeugenden medizinischen Beweise, die die Anklage bisher vorgebracht hatte.
    Auf diese Story hin fielen die Pynex-Aktien bei Börsenbeginn um einen Dollar, hatten sich bis Mittag aber wieder gefangen und auf dem vorherigen Stand eingependelt, und man war der Ansicht, daß sie dem kurzen Sturm gut getrotzt hatten.
    Die Story löste eine Flut von Anrufen von Brokerbüros in New York an ihre in Biloxi vor Ort weilenden Analytiker aus. Minuten bedeutungslosen Geplauders resultierten in Stunden fruchtloser Spekulationen, während der die geplagten Seelen in New York herumrieten und grübelten und sich immer wieder die einzige wirklich wichtige Frage stellten: »Wie werden die Geschworenen entscheiden?«
    Keiner der jungen Männer, die man ausgesandt hatte, den Prozeß zu verfolgen und vorherzusagen, wie die Geschworenen reagieren würden, hatte auch nur die geringste Ahnung.
11
    D as Kreuzverhör von Bronsky endete am späten Donnerstag nachmittag, und am Freitag morgen schlug Marlee gründlich zu. Konrad nahm den ersten Anruf fünfundzwanzig Minuten nach sieben entgegen, stellte ihn rasch zu Fitch durch, der gerade mit Washington telefonierte, und hörte das Gespräch über den eingeschalteten Raumlautsprecher mit. »Guten Morgen, Fitch«, sagte sie honigsüß.
    »Guten Morgen, Marlee«, erwiderte Fitch mit einer glücklichen Stimme und so verbindlich, wie er nur konnte. »Wie geht es Ihnen?«
    »Prächtig. Nummer zwei, Easter, wird ein hellblaues Jeanshemd tragen, eine ausgeblichene Jeanshose, weiße Socken, alte Turnschuhe, Nikes, glaube ich. Und er wird ein Exemplar von Rolling Stone bei sich haben, Oktober-Ausgabe, mit Meat Loaf auf dem Umschlag. Haben Sie das?«
    »Ja. Wann können wir uns zusammensetzen und miteinander reden?«
    »Wenn ich soweit bin. Adiós.« Sie legte auf. Der Anruf wurde zum Foyer eines Motels in Hattiesburg, Mississippi, zurückverfolgt, mindestens neunzig Fahrminuten entfernt.
    Pang saß in einem drei Blocks von Easters Wohnung entfernten Café, und Minuten später stand er unter einem großen, ungefähr fünfzig Meter von dem alten VW-Käfer entfernten Baum. Auf die Minute pünktlich kam Easter um Viertel vor acht aus der Haustür und machte sich auf seinen gewohnten zwanzigminütigen Spaziergang zum Gerichtsgebäude. Er unterbrach ihn wie immer, indem er den üblichen Eckladen betrat und sich die übliche Zeitung und den üblichen Kaffee holte.
    Natürlich war er genauso angezogen, wie sie vorhergesagt hatte.
    Ihr zweiter Anruf kam

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