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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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schüttelte nur den Kopf.
    »Listing hat mehr als zwanzig Millionen gezahlt.«
    »Nur, um die Haie abzuhalten«, setzte Teaker hinzu. Es folgte eine dramatische Pause in der Unterhaltung, jedenfalls eine Pause, die dramatisch wirken sollte, während Taunton und Teaker sich auf die Lippen bissen und über das für den Schutz vor Prozessen hinausgeworfene Geld nachzudenken schienen. Dann sah Taunton auf etwas auf seinem Notizblock, sah Teaker an und fragte: »Ich nehme an, über den Prozeß haben Sie noch nicht gesprochen, oder?«
    Teaker schaute überrascht drein. »Ich glaube nicht, daß das erforderlich ist. Lonnie ist an Bord. Er ist einer von uns.« Taunton schien das zu ignorieren. »Dieser Tabakprozeß in Biloxi hat schwerwiegende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft, besonders auf Gesellschaften wie unsere«, sagte er zu Lonnie, der vorsichtig nickte und zu verstehen suchte, wie sich der Prozeß auf irgend jemanden außer Pynex auswirken konnte.
    Teaker sagte zu Taunton: »Ich weiß nicht, ob wir darüber reden sollten.«
    Taunton fuhr fort: »Das ist okay. Ich kenne mich im Prozeßrecht aus. Sie haben doch nichts dagegen, Lonnie? Ich meine, wir können Ihnen in dieser Sache doch vertrauen, oder?« »Natürlich. Ich werde kein Wort sagen.«
    »Sollte die Anklage diesen Fall gewinnen und das Urteil deftig ausfallen, wird das sämtliche Schleusen öffnen, was Schadensersatzklagen gegen die Tabakindustrie angeht. Die Anwälte werden sich regelrecht überschlagen und die Tabakkonze rne in den Ruin treiben.«
    »Wir machen eine Menge Geld mit dem Verkauf von Zigaretten«, sagte Teaker mit perfektem Timing.
    »Und danach werden sie wahrscheinlich Molkereien verklagen, mit der Begründung, daß Cholesterin Leute umbringt.« Tauntons Stimme nahm einen schrillen Ton an, und er beugte sich über den Tisch vor. Das Thema hatte einen Nerv getroffen. »Es muß endlich Schluß sein mit dieser Klagerei.
    Bisher hat die Tabakindustrie keinen einzigen Prozeß verloren.
    Ich glaube, es waren fünfundfünfzig Siege, keine Niederlage.
    Die Leute in den Jurys haben immer begriffen, daß man auf eigene Gefahr raucht.«
    »Lonnie versteht das«, sagte Teaker fast verteidigend. Taunton holte tief Luft. »Natürlich. Tut mir leid, wenn ich zuviel gesagt habe. Es ist nur, daß bei diesem Prozeß in Biloxi sehr viel auf dem Spiel steht.«
    »Kein Problem«, sagte Lonnie. Und das Gespräch beunruhigte ihn wirklich nicht. Taunton war schließlich Anwalt und kannte sich mit dem Gesetz aus, und vielleicht war es okay, wenn er ganz allgemein über den Prozeß sprach, ohne ins Detail zu gehen. Lonnie war zufrieden. Er war an Bord. Er würde niemandem Ärger machen.
    Taunton lächelte plötzlich, während er seine Notizen wegpackte und Lonnie versprach, ihn Mitte der Woche anzurufen. Die Sitzung war vorüber, und Lonnie war ein freier Mann. Ken fuhr ihn zum Flughafen, wo derselbe Lear Jet mit denselben netten Piloten auf ihn wartete.
    Im Wetterbericht hieß es, daß am Nachmittag mit Schauern gerechnet werden müßte, und das war alles, was Stella hören wollte. Cal erklärte, es sei nirgendwo ein Wölkchen zu sehen, aber sie wollte gar nicht erst hinausschauen. Sie zog die Vorhänge zu und sah sich bis Mittag Filme an. Dann bestellte sie sich gegrillten Käse und zwei Bloody Marys und schlief danach eine Weile; die Kette an der Tür hatte sie eingehakt und außerdem noch einen Stuhl unter die Klinke gekeilt. Cal war allein an den Strand gegangen, und zwar zu einem Oben-ohne-Abschnitt, von dem er schon viel gehört hatte, wo er aber seiner Frau wegen bisher noch nie hingekommen war. Jetzt, wo sie sich in ihrem Zimmer im zehnten Stock verbarrikadiert hatte, konnte er ungehindert im Sand herumwandern und junges Fleisch bewundern. Er trank an einer offenen Strandbar ein Bier und dachte, wie wundervoll sich diese Reise doch entwickelt hatte. Sie hatte Angst, sich sehen zu lassen, also waren die Kreditkarten für dieses Wochenende sicher.
    Am Sonntag morgen kehrten sie mit einer frühen Maschine nach Biloxi zurück. Stella war verkatert und erschöpft von einem Wochenende, an dem sie beschattet worden war. Sie fürchtete sich vor Montag und dem Gerichtssaal.
13
    D ie Hallos und Wie geht's waren gedämpft am Montag morgen. Das immer gleiche Versammeln um die Kaffeekanne und Inspizieren der Doughnuts und Brötchen begann lästig zu werden, weniger durch die Wiederholung, sondern weil niemand wußte, wie lange sich das alles noch hinziehen würde.

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