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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Aussage so genau ins Schwarze getroffen wie noch kein Zeuge der Anklage vor ihm. Die Tatsache, daß Richter Harkin die Beschreibung des Dokuments für die Geschworenen zugelassen hatte, würde in der Berufung hitzig diskutiert werden, einerlei, wer den Prozeß gewann.
    Krigler wurde von Rohrs Sicherheitsleuten rasch aus der Stadt eskortiert, und eine Stunde nach dem Ende seiner Aussage saß er bereits in einer Privatmaschine auf dem Rückflug nach Florida. Seit er Pynex verlassen hatte, war er mehrmals versucht gewesen, mit einem Anwalt aufseiten des Klägers in einem Tabakprozeß Kontakt aufzunehmen, hatte aber nie den Mut dazu aufgebracht.
    Pynex hatte ihm in einem außergerichtlichen Vergleich dreihunderttausend Dollar gezahlt, nur um ihn loszuwerden. Der Konzern hatte verlangt, daß er sich verpflichtete, nie in Prozessen wie der Sache Wood auszusagen, aber er hatte sich geweigert. Und damit wurde er zu einem Gebrandmarkten.
    Sie, wer immer sie waren, erklärten, sie würden ihn umbringen. Es hatte nur wenige über die Jahre verstreute Drohungen gegeben, immer von ihm unbekannten Stimmen und immer dann, wenn er am wenigsten damit rechnete. Krigler war kein Mensch, der sich versteckte. Er hatte ein Buch geschrieben, einen Bericht, der im Falle seines gewaltsamen Todes veröffentlicht werden würde. Ein Anwalt in Melbourne Beach hielt ihn unter Verschluß. Der Anwalt war ein Freund, der den ersten Kontakt mit Rohr arrangiert hatte. Er hatte sich auch mit dem FBI in Verbindung gesetzt, nur für den Fall, daß Mr. Krigler etwas zustoßen sollte.
    Millie Duprees Mann, Hoppy, war ein nicht sonderlich erfolgreicher Immobilienmakler in Biloxi. Er gehörte eindeutig nicht zu der aggressiven Sorte, hatte nur wenige Kunden und wenige Verbindungen, aber die paar Geschäfte, die ihm über den Weg liefen, betrieb er mit Fleiß und Sorgfalt. An einer Wand waren auf einer Korktafel mit Heftzwecken Fotos von verkäuflichen GELEGENHEITEN angebracht - in erster Linie kleine Einfamilienhäuser mit kurzgeschorenen Rasenflächen und ein paar heruntergekommene Zweifamilienhäuser.
    Das Kasinofieber hatte ein neues Rudel von Maklern an die Küste gebracht, Leute, die sich nicht scheuten, große Kredite aufzunehmen und entsprechend zu planen. Das hatte dazu geführt, daß Hoppy und die anderen kleinen Makler, die auf Nummer Sicher gingen, noch stärker auf Märkte abgedrängt wurden, die sie nur allzugut kannten - reizende kleine ERSTHÄUSER für Jungverheiratete, hoffnungslose UNTERKÜNFTE für die Verzweifelten und PRIVATKREDITE für diejenigen, die keinen Bankkredit bekamen.
    Aber er bezahlte seine Rechnungen und schaffte es irgendwie, seine Familie durchzubringen - seine Frau Millie und ihre fünf Kinder, drei auf dem Junior College und zwei in der High-School. Er arbeitete ständig mit einem halben Dutzend Teilzeit-Agenten zusammen, einem kläglichen Haufen von Verlierertypen, die seine Aversion gegen Schuldenmachen und harte Ellenbogen teilten. Hoppy liebte Pinochle, und viele Stunden wurden an seinem Schreibtisch im Hinterzimmer beim Kartenspiel verbracht, während rund um sie herum Baustellen aus dem Boden schossen. Immobilienmakler, einerlei, wie talentiert sie sind, träumen gern vom großen Geschäft. Auch Hoppy und seine bunt zusammengewürfelte Schar pflegten am späten Nachmittag einen Schluck zu trinken und beim Kartenspiel über den großen Coup zu reden.
    Kurz vor sechs am Donnerstag, als das Pinochle allmählich langweilig wurde und sie sich darauf vorbereiteten, einen weiteren erfolglosen Tag zu Ende gehen zu lassen, betrat ein gutgekleideter junger Geschäftsmann mit einem schwarzglänzenden Aktenkoffer das Büro und fragte nach Mr. Dupree. Hoppy war im Hinterzimmer, spülte sich den Mund mit Scope aus und wollte so schnell wie möglich nach Hause, weil er den Abend ohne Millie genießen wollte. Man machte sich miteinander bekannt. Der junge Mann präsentierte eine Visitenkarte, die ihn als Todd Ringwald von der KLX Property Group in Las Vegas, Nevada, auswies. Die Karte beeindruckte Hoppy so sehr, daß er die letzten seiner noch herumlungernden Mitarbeiter hinausscheuchte und die Tür zu seinem Büro schloß. Schon allein, daß ein Mann bei ihm auftauchte, der so gut angezogen war und eine so weite Reise hinter sich hatte, konnte bedeuten, daß große Dinge auf ihn warteten.
    Hoppy bot ihm einen Drink an und dann Kaffee, er könne in einer Sekunde fertig sein. Mr. Ringwald lehnte dankend ab und fragte, ob er etwa

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