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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Verlauf sie ungeachtet der Tatsache, daß sie und Lightner in Costa Rica eine Woche lang im selben Zimmer geschlafen hatten, weiterhin jede Affäre mit Lightner abstritt, hatte Freeman erklärt, daß er allein ins französische Restaurant unter seinem Appartement zum Essen gehen würde. Er würde eine gute Flasche Wein trinken, und dann würde er noch einen trinken.
    Nachdem Terrells Aussage erst den Damm gebrochen hatte, Wurde Freeman von der Flutwelle mitgerissen. In der Befragung nach dem Kreuzverhör enthüllte Powell die Details von Jennifers Auslieferung - wie man sie nämlich überhaupt gefunden hatte. Daraufhin hatte er Lightner in den Zeugenstand gerufen, der die Sache bestätigte. Alles außer der Affäre an sich wohlgemerkt, die Lightner vehement abstritt.
    In jedem Fall würden die Jurymitglieder aus den Tatsachen ihre eigenen Schlußfolgerungen ziehen. Und die waren vermutlich die gleichen, zu denen Hardy, Freeman und jeder andere im Gerichtssaal gekommen waren - nämlich daß es höchst unwahrscheinlich war, daß ein normaler heterosexueller Mann eine Woche lang an einem Strand in Costa Rica mit einer Weltklasseschönheit wie Jennifer Witt in einem Hotelzimmer zubringen würde, ohne daß ihm dann und wann erotische Anwandlungen zu schaffen machten. Wenn diese Beziehung nicht bereits seit wer weiß wie langer Zeit bestand.
    Nachdem Jennifer Witt aus dem Gefängnis ausgebrochen war, hatte Terrell sich an seinen berühmten Riecher gehalten. Er hatte sich überlegt, daß Jennifer irgend jemanden kontaktieren mußte, und aus seinen früheren Nachforschungen schlußfolgerte er, daß Lightner die wahrscheinlichste, ja die einzig denkbare Person war. Jennifer hatte keine engen Freunde und war auch ihrer eigenen Familie entfremdet - es blieb ihr gar keine andere Wahl.
    Und weil es sich um einen Mordprozeß handelte, bei dem die Anklagevertretung die Todesstrafe beantragt hatte, weil Powell, der Wahlkandidat, in seinem Lager so viel Rückhalt hatte und weil Jennifers Flucht den Justizapparat dermaßen in Rage gebracht hatte, war es Terrell irgendwie gelungen, diverse Beziehungen spielen zu lassen, um per Gerichtsbeschluß Zugang zu den Unterlagen der Telefongesellschaft zu erhalten, in denen Lightners Telefongespräche festgehalten waren.
    Die Anrufe nach Costa Rica waren Beweis genug. Terrell hatte Lightner gerade persönlich vernehmen wollen, als - sieh mal einer an - der Arzt zu einem dringend nötigen Urlaub für eine Woche nach Costa Rica gefahren war. Terrell war ihm bis dort unten gefolgt und hatte sich auf die Lauer gelegt und genug Material gesammelt, um zurückzufahren und die Auslieferung zu beantragen.
    Hardy wäre fast jede Wette eingegangen, daß das Geld für diese Unternehmungen aus Dean Powells Wahlkampfgeldern stammte. Es war undenkbar, daß die Polizeibehörde von San Francisco die Kosten für ein Ticket übernehmen würde, damit einer ihrer Beamten nach Costa Rica fliegen und Nachforschungen über irgendwelche mutmaßlichen Techtelmechtel anstellen konnte.
    Hardy wurde bewußt, daß er sich viel zu lange von Free-mans theatralischen Anwandlungen und seinem grenzenlosen Selbstvertrauen hatte ablenken lassen. Dieser Fall war weit davon entfernt, gewonnen zu werden - in Wahrheit war er jetzt vielleicht verloren. Es war eine Sache, daß Lightner nach Costa Rica geflogen war, auch wenn sich das bereits schlimm genug ausnahm. Aber Terrells Aussage, daß Jennifer und Lightner sogar ein Zimmer geteilt hatten! Die Tatsache, daß die ganze Zeit über ein anderer Mann im Spiel gewesen war - und wer konnte sagen, wie lange schon? -, würde für die Mitglieder der Jury gegen Jennifer sprechen. In den Augen der Geschworenen besaß sie jetzt auch ein persönliches Motiv, um Larry umzubringen - es ging nicht nur ums Geld. Sie hatte ihn obendrein betrogen*.
    Hardy konnte sich die Gefühle der Jury sehr gut vorstellen - Jennifer war eine Frau, die machte, was sie wollte, sich nahm, was sie wollte, und wenn die Welt zugrunde ging. Sie mußte exakt wie die Sorte Mensch aussehen, von dem man solche Schandtaten erwarten würde, deren sie angeklagt war.
    Er wußte jetzt, daß sie - unabhängig davon, ob Freeman diese ganze Kiste mit Costa Rica im Plädoyer der Verteidigung thematisieren würde oder nicht - die Jury durch die anderen Typen ablenken mußten: durch sonst jemanden, der möglicherweise ein plausibles Motiv und die Gelegenheit gehabt hätte, Larry Witt umzubringen, ferner die Mittel, den Mord

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