Das Urteil
Kommissar von der Mordkommission, seine Clownstricks vorführte. Er nutzte die Gelegenheit, um sich ein wenig auszuruhen, und ließ seinen Kopf einen Augenblick auf das Kissen sinken.
»Tut mir ja schrecklich leid, daß ich dich aufwecken muß, aber mein Sohn muß ins Bett.«
Hardy sah auf seine Armbanduhr. Er hatte ein Nickerchen von fast einer Stunde gehalten. Glitsky war wieder wie sonst angezogen und hielt ihm einen Becher heißen Kaffee hin. Hardy nahm sie ihm ab, setzte sich auf, massierte sich mit der freien Hand den steifen Hals. »Ich habe geträumt, daß du dich als Clown verkleidet hast«, sagte er. »Es war schrecklich.«
Glitsky schüttelte den Kopf und machte kehrt. Hardy folgte ihm in die Küche und setzte sich mit seinem Kaffeebecher an den Tisch. Glitsky goß kochendes Wasser in einen Becher und fing an, mit der Kette des silbernen Tee-Eis herumzuhantieren. In den hinteren Räumen der Wohnung hörten sie Flo, die die Jungs bettfertig machte, die Wascherei kontrollierte, ihnen die Pyjamas anzog, sie in die Heia verfrachtete.
»Genug geplaudert«, begann Hardy. »Was hast du eigentlich über die Romans herausgefunden?«
Drüben am Herd schwenkte Glitsky das Tee-Ei in seinem Becher auf und nieder und beobachtete den Dampf, der aus dem Becher hochstieg. »Sagt man nicht Romane? Außerdem weiß ich nicht, welche du meinst.« Er nahm den Becher in die eine, die Kette des Tee-Eis in die andere Hand, kam zum Tisch herüber und setzte sich. »Ich bin in letzter Zeit nicht viel zum Lesen gekommen.«
Hardy trank seinen Kaffee. »Cecil Roman, Vater von Melissa Roman, verstorbene Patientin von Larry Witt. Mr. Roman beschuldigte Witt, bei seiner Tochter eine Abtreibung vorgenommen und sie dabei getötet zu haben.«
Der Tee war mittlerweile so schwarz wie Hardys Kaffee, und noch immer schwenkte Glitsky das Tee-Ei auf und nieder. »Ach, diese Romans. Nein, ich habe nichts herausgefunden. Andernfalls hätte ich es dir wahrscheinlich mitgeteilt.« Endlich zog er das Tee-Ei aus der Tasse und trank vorsichtig einen Schluck. »Brauchst du das wirklich?«
»Ich möchte wissen, ob Vater Roman ein Alibi hat, und auch - wenn wir schon dabei sind -, ob seine Frau eins hat.«
Glitsky nickte. »Ihr habt wohl schlechte Karten bei eurem Prozeß?«
Hardy berichtete ihm von den Ereignissen des Nachmittags, von den Lightner betreffenden Behauptungen, davon, wie hilfreich es wäre, wenn sie wenigstens eine andere Person auftreiben könnten, die ein brauchbares Motiv und auch die Gelegenheit gehabt hatte, Dr. Witt umzubringen.
»Das hört sich ganz so an, als ob Lightner dafür in Frage kommt. Er hat mit der Lady geschlafen, und er könnte auch ...«
»Sie streiten beide ab, ein Verhältnis gehabt zu haben.«
Glitsky warf ihm einen vielsagenden Blick zu. »Aber klar doch.«
Hardy zuckte die Schultern. »Es ist letztlich nicht von Bedeutung. Die Geschworenen werden es sowieso glauben.«
»Also hat er ein Motiv.«
»Nur daß er an jenem Vormittag gearbeitet hat. In seiner Praxis. Und seine Sekretärin saß im Vorzimmer. Terrell hat das schon überprüft.«
Glitsky schlürfte Tee, seine Augen starrten auf irgendeinen Punkt hinter Hardys Rücken. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich verstehe, warum ich dir dabei helfen sollte, den Verdacht von einer Mordverdächtigen abzulenken, die mir ganz danach aussieht, als ob sie schuldig ist. Kannst du mir meine Rolle dabei vielleicht noch mal erklären? Ich bin Polizist, weißt du das eigentlich noch? Ich stehe auf der anderen Seite.«
»Ich könnte sagen, um der Sache der Gerechtigkeit zu dienen, aber ich hab so das Gefühl, dir wird dann schlecht oder so ähnlich.«
»Oder so ähnlich.«
»Na schön, das sage ich also nicht. Wie wäre es damit, daß wir so gute Freunde sind und ich das gleiche auch für dich tun würde?«
»Nee. Nicht gut.«
Hardy stand auf, um sich noch mehr Kaffee einzuschenken An der Anrichte drehte er sich um. »Ich hab's - du könntest den wirklichen Mörder zu fassen kriegen.«
»Nur daß wir glauben, daß man ihm bereits den Prozeß macht.«
»Gut, aber was ist, wenn sie es nicht war? Sieh mal, Abe, die Eltern Roman haßten Larry Witt. Alles, worum ich dich bitte, ist herauszufinden, ob sie am 28. Dezember in Tahiti oder sonstwo waren, so daß ich sie von meiner Liste streichen kann.«
»Das ist alles, hä? Herausfinden, was jemand an einem bestimmten Tag vor zehn Monaten getan hat? Du bist bei ihnen vorbeigefahren, oder? Warum hast du sie
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