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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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für eine Strategie entschieden«, sagte er. »Jennifer ist unschuldig, bis ihre Schuld bewiesen ist. Ich kann doch davon ausgehen, daß wir uns hierin alle einig sind?«
    Es war eine vielschichtige Szene - Zorn, Machtkampf, Sorge, Trauer, Macht. Bruder Tom stand im Mittelpunkt des Ganzen, vielleicht ein wenig entschärft, doch Hardy hoffte, daß niemand diesen Augenblick wählte, um ihn weiter zu bedrängen. Er würde ausrasten.
    Jetzt allerdings, weil keiner da war, dem er seine Wut an den Kopf werfen konnte, stand Tom da und ballte die Fäuste, hatte die Füße auf den Boden gestellt, atmete schwer. »Na ja«, er hielt kurz inne, suchte in dem breiten und hallenden Flur mit seinem Linoleumboden, an der hohen Decke nach einer Antwort auf irgendwas. »Naja, einfach alles Scheiße.«
    »Wir alle müssen mit dem hier klarkommen«, sagte Lightner. »Dies hier ist eine Situation, die einen sehr mitnimmt, und es ist ohne Frage ganz in Ordnung, wenn man wütend wird, wir alle werden wütend...«
    Hardy warf Freeman einen kurzen Blick zu. Alle Berufe hatten ihren eigenen Jargon. Das da galt unter Lightners Kollegen wahrscheinlich als normale Unterhaltung. Aber Nancy machte sich weder etwas aus Wut noch aus Jargon. »Die werden doch nicht wirklich die ...«, sie bekam das Wort Todesstrafe nicht über die Lippen, »... für meine Tochter beantragen, oder?« Sie war den Tränen nahe, umklammerte die Hand ihres Mannes.
    Hardy dachte sich, er würde ein wenig Aufmerksamkeit von Freeman abziehen, den Druck rundum verteilen. »Wir sind noch ein ganzes Stück weit davon entfernt, Mrs. DiStephano, daß es überhaupt zu einem Prozeß kommt, geschweige denn zu einem Urteil und einer Strafe. Wir müssen uns darüber noch gar keine Gedanken machen ...«
    »Darüber machen wir uns verdammt noch mal besser Gedanken«, sagte Tom. »Wenn wir uns nicht jetzt gleich darum kümmern, passiert's auf jeden Fall.« »Tom, wissen Sie etwas, das ich nicht weiß?« sagte Hardy. Jetzt, da er ein Ziel hatte, zog Tom vom Leder. »Ja doch, ich weiß was. Ich weiß, Leute wie wir kriegen keinen fairen Prozeß, das weiß ich. Nicht gegen die da.«
    »Nicht gegen wen? Was denn für Leute wie Sie?« »Arme Leute, Arbeiter, verdammt noch mal. Gegen die Leute, die Geld haben.« »Jennifer hat etwas Geld, Tom«, sagte Phil. »Es ist nicht ihr Geld, Pop, und du weißt das. Es ist Larrys Geld. Genau darum geht's hier, der Rest ist alles nur Scheißdreck! Die wollen ihr Geld zurückhaben.« »Wer will das?« fragte Hardy.
    »Sie lassen sie nicht rein. Sie paßt einfach nicht zu den feinen Leuten, oder? Genau wie wir nicht dazu passen, wie Larry uns kaltgestellt hat. Außer, daß Jen versucht hat, sich gewaltsam zu ihnen reinzudrängeln, oder nicht? Hat ihren schicken Doktor geheiratet. Ist in ihrem schicken Auto rumkutschiert. Hat versucht, eine von ihnen zu sein. Und das lassen sie einem nicht durchgehen, oder? Dafür wollen sie einem an den Kragen ...« »Kein Mensch will ihr an den Kragen, Tom ...« »Mom, du kapierst es einfach nicht. Du schluckst ihren Scheiß. Deshalb haben wir es zu nichts gebracht...«
    »Tom, Schluß jetzt!« Phil stellte sich zwischen seinen Sohn und seine Frau, aber jetzt bekam er von Tom sein Fett ab. »Aber ja doch, klar. Und du schluckst einfach alles, Pop, oder nicht?«
    Es passierte blitzschnell. Phils Hand zuckte vor und verpaßte seinem Sohn mit der vollen Handfläche eine feste Ohrfeige hoch oben auf der Backe. Der Knall hallte im Flur. »Untersteh dich, in diesem Ton mit mir zu reden!«
    Die Männer standen sich wie Boxer gegenüber, Nancy hatte sich zwischen sie gestellt. Sie hatte zu weinen angefangen. Tom trat den Rückzug an, funkelte seine Eltern an. »Ach, scheiß drauf«, sagte er schließlich, drehte sich um und lief den Flur hinunter.
    Seine Mutter wandte sich an die zwei Anwälte. »Tut mir leid mit meinem Sohn. Er glaubt, die Welt ...« Sie ließ es ungesagt, hatte Tränen in den Augen.
    Das war der richtige Augenblick. Die Schutzmaßnahmen waren außer Kraft gesetzt. Freeman fand, daß er das ausnutzen konnte. Er knöpfte sich Phil vor. »Haben Sie Jennifer oft zu Gesicht bekommen, Mr. DiStephano? Ich meine, besuchen Sie einander?«
    »Na ja, sicher. Sie ist meine Tochter, oder nicht? Wir mögen uns alle sehr, selbst Tom ... er ist einfach ein Hitzkopf. Wie Sie da drin gesagt haben, genau deswegen sind wir ja heute hier.«
    Freeman wandte sich an Mrs. DiStephano.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben sie seit

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