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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen.«
    Phil versuchte abzuwiegeln. »He, Larry hat eine Menge um die Ohren. Es lag nicht daran, daß er keine ...«
    Nancy schnitt ihm das Wort ab. »Larry erlaubte es ihr nicht. Wir haben die drei nie zu Gesicht bekommen. Nie.«
    Hardy, Freeman und Lightner sahen zu, wie Jennifers Mutter steif wegging, einen Schritt hinter ihrem Mann. Ein junges Pärchen tauchte hinter den beiden aus einer der Türen auf, lachend und einander umarmend - vielleicht hatte Thomasino einem von ihnen noch einmal eine Chance gegeben.
    Freeman, diesmal ganz Mr. Small Talk, wandte sich an den Psychiater Lightner: »Also, wie sieht Jennifers Verteidigung aus, Doktor?«
    Entspannt, die Hände in den Hosentaschen, mußte Lightner gar nicht erst darüber nachdenken. Er wies mit dem Kinn auf Jennifers Eltern weiter vorne im Flur. »Ein wenig verhaltensauffällig, meinen Sie nicht auch? Ich hatte mir das schon in etwa so gedacht.«
    »Sie hatten sich das schon in etwa so gedacht«, wiederholte Hardy. Die drei Männer bahnten sich den Weg durch die Menge zum Lift. Hardy und Freeman wollten noch nach oben fahren, um mit Jennifer zu reden, wollten herausfinden, ob sie überhaupt eine Mandantin hatten.
    Lightner nickte. »Sie haben soeben ein schönes Anschauungsbeispiel gesehen. Es wird über Generationen hinweg weitergegeben, wissen Sie. Der Vater verprügelt Mutter und Kinder. Die Kinder wiederum verprügeln ihre eigenen .,.«
    »Wer verprügelt wen?« fragte Freeman.
    Lightner machte halt. »Nein, nein ... ich will damit sagen, Larry natürlich.«
    »Larry hat Jennifer verprügelt?« Das war neu für Hardy. Wahrscheinlich auch für Freeman. Vielleicht nicht für Powell. Jedenfalls hatte Jennifer nichts dergleichen erwähnt.
    Freeman war schon einen Schritt weiter. »Wenn Sie vom heißen Bett reden, ist der Junge meiner Meinung nach ein großes Problem.«
    Das »heiße Bett« hatte in Juristenkreisen einige Furore als brauchbare Verteidigungsstrategie bei Mord gemacht. Wenn ein Ehepartner lange genug mit Prügeln malträtiert worden war, dann war es - diese Entscheidung hatten einige Jurys ge fällt - gerechtfertigt, den Ehepartner, der einen mißhandelte, in einer Art Notwehrhandlung umzubringen, selbst wenn das Ereignis als solches in eine Zeit relativer Ruhe fiel, etwa wenn der Betreffende schlief. Dies ging weit über den üblichen juri stischen Standard der Notwehr hinaus, demzufolge die ange griffene Person in unmittelbarer Lebensgefahr schweben mußte.
    »Wieso ist Matt ein Problem?« fragte Lightner.
    »Weil mißhandelte Ehefrauen ihre Kinder nicht umbrin gen«, sagte Freeman . »Falls sie überhaupt eine mißhandelte Ehefrau war.«
    »Das war sie. Und vielleicht geschah es ja unabsichtlich, wenn es passiert ist, während sie sich verteidigte .«
    »Das würde einem eine Jury nicht abkaufen«, sagte Freeman.
    »Glauben Sie, daß sie es gewesen ist?« fragte Hardy abrupt.
    Zum erstenmal schien Lightner sorgsam über eine Antwort nachzudenken. »Sie hatte guten Grund dazu«, sagte er.
    Das gefiel Hardy nicht. Noch jemand, diesmal nicht einmal mit der Staatsanwalt assoziiert, der die sogenannte sachlich begründete Meinung vertrat, daß seine Mandantin »guten Grund hatte«, ihren Mann umzubringen. »Weil ihr Mann sie verprügelt hat?«
    »Das heißt natürlich nicht, daß sie es wirklich getan hat«, fügte Lightner schnell hinzu.
    Hardy nahm den Psychiater aufs Korn. »Was genau sagen Sie denn nun eigentlich?«
    »Ganz gewiß sage ich nicht, daß sie es getan hat, Mr. Hardy. Ich sage aber, daß Sie sich vielleicht die einschlägige Literatur durchlesen sollten. Die Leute drehen durch in einer Situation wie der, in der sich Jennifer befand. Und dies verständlicherweise. Ich sage nur, daß, falls dies Jennifer widerfahren ist, falls sie so schrecklich mißhandelt wurde, wie ich vermute ...«
    »Ich dachte, Sie hätten soeben gesagt...«
    »... dann sollte dies ein Kernpunkt ihrer Verteidigung sein. Und das ist alles, was ich sage, Mr. Hardy.«
    Er nimmt sie nach beiden Seiten in Schutz, dachte Hardy bei sich.
    Der Aufzug kam. »Wir fahren nach oben.« Freeman verabschiedete ihn, schwächte es dann ab. »Danke für die Information.«
    »Gern geschehen. Bitte melden Sie sich jederzeit bei mir.« Und Lightner verschwand hinter der zugleitenden Tür.
    Sie warteten darauf, daß Jennifer in das Besucherzimmer der Frauen gebracht würde. Freeman las sich weitere Teile der Akte durch; Hardy saß auf der anderen

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