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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Vorstellung davon bekam, wie Knallhart man erst mit seinen Feinden umspringen würde, Wenn man schon bei den eigenen Leuten keine Milde walten ließ. Er hatte längst aufgehört, sich zu fragen, ob das eine Ausrede war. Er konnte sich solche Überlegungen gar nicht leisten, sagte er sich.
    »Aber ist ein Pflichtverteidiger nicht einfach irgendwer?«
    »Nein, Pflichtverteidiger müssen gerichtlich bestellt sein. Und bei Mordfällen kann man von einem beträchtlichen Kompetenzniveau ausgehen.«
    »Ein Kompetenzniveau«, murmelte sie und schüttelte den Kopf.
    »Es tut mir sehr leid, aber so sieht die Sache aus ...«
    »Aber das hier ist mein Leben! «
    »David.« Hardy hatte das Gefühl, er müßte sich an diesem Punkt einmischen. Alles, was Freeman gesagt hatte, mochte wichtig und sogar wahr sein, aber Hardy ging es nicht primär ums Geld, und er hatte den Verdacht, daß es Freeman im Grunde ebensowenig darum ging, obgleich er das Gegenteil überzeugend vorzuführen verstand.
    Jetzt hob der alte Mann die Augen mit den Tränensäcken. »Was gibt's?«
    »Lassen Sie uns einen Augenblick nach draußen gehen.«
    Sie ließen Jennifer an dem Tisch in dem winzigen Zimmer sitzen. Draußen, in dem kahlen Flur, wo der Lärm aus dem Gefängnis jetzt viel lauter zu hören war, kam Hardy zur Sache. »W ie wär's, wenn wir die Sache mit dem Geld später ansprechen?«
    »Wann ?«
    » Später .«
    »Die Sache muß geklärt werden, Diz. Sie hat keine Lust, den Anwalt zu wechseln.« Er kratzte an den Falten um sein rechtes Auge. »Wenn sie nicht genug hat, dann hat es nach den Standesrichtlinien überhaupt keinen Sinn, daß wir los legen. Ich will es einfach herausfinden, die Sache klarstellen.«
    »Sie nehmen Sie in die Zange, nichts weiter.«
    Freeman wischte das beiseite. »Zange, Schlange, wir müs sen wissen, was Sache ist, und wir müssen es jetzt wissen.« Er klopfte Hardy auf die Schulter. »Schauen Sie, ich weiß, daß es ein attraktiver Fall ist. Zum Teufel, wir könnten es zu Re klamezwecken pro bono machen. Aber ich will wissen, woran wir sind, und jetzt ist der Zeitpunkt, es herauszufinden. Anschließend ... nun, ich werde es wieder wettmachen.« Er senkte den Kopf. »Lassen Sie uns wieder reingehen. Ich mach's kurz und schmerzlos. Ehrenwort.«
    Freeman saß Jennifer gegenüber. »Mr. Hardy und ich bedau ern, daß wir Ihnen dies hier nicht ersparen können, Jennifer, aber wir müssen über Ihre finanzielle Lage Bescheid wissen. Das wird uns bei der Klärung helfen, wie wir weitermachen.«
    Jennifers Kiefermuskeln traten hervor, ihr Gesicht blieb ausdruckslos. »Nun, ich glaube nicht, daß Geld ein Problem ist... die Versicherung, wissen Sie.«
    Freeman schüttelte den Kopf. »Nein, Jennifer. Die Versiche rung wird das Geld einbehalten, bis Sie dies hier durchgestanden haben. Wenn man Sie verurteilt, wird sie nicht bezahlen.«
    Hardy konnte es nicht glauben, versuchte sie tatsächlich zu lächeln? »Aber Sie werden dafür sorgen, daß man mich nicht verurteilt.«
    Freeman schüttelte den Kopf. »Ich bin leider nicht interessiert an Glücksspielen, wenn es um mein eigenes Geld geht, Jennifer.« Hardy dachte bei sich, daß sein Partner nicht ge logen hatte - Verbindlichkeit gab's bei ihm nicht. »Also lassen wir das beiseite«, sagte Freeman gerade. »Was noch? Abgese hen von der Versicherung, will ich damit sagen.«
    Sie wohnten jetzt seit fünf Jahren in ihrem Haus, sagte sie, aber sie hatten es teuer gekauft, genau zu dem Zeitpunkt, als der Markt wieder ein wenig nachgab. Der reine Wert nach Abzug aller Verbindlichkeiten lag wahrscheinlich bei siebzig tausend Dollar oder ein bißchen weniger. Vorausgesetzt, daß sie das Haus verkaufen konnte. Das laufende Konto belief sich a uf rund zwanzigtausend Dollar. Sie hatten ein paar Aktien, Weitere fünfundsechzigtausend. Möbel, ein bißchen Schmuck, zwei Autos. Zu Flohmarktpreisen, nahm Freeman an.
    »Was passiert, wenn man gegen Kaution rauskommt und... wie sagt man? ... sie dann sausen läßt?« fragte Jennifer.
    Dann, auf Freemans finsteren Blick hin, »rein theoretisch, meine ich.«
    »An so etwas sollten sie noch nicht mal denken. Und lassen Sie niemanden hören, daß Sie danach fragen. Apropos, reden Sie hier im Gefängnis mit niemandem über irgend etwas. Das ist ein guter kostenloser Ratschlag. Also, wenn Sie sie sausen lassen - erstens verlieren Sie das Geld, das Sie verauslagt haben. Und zwar die ganze Summe, und dann wird man Sie schnappen, glauben Sie mir, man

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