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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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und bin leider der Ansicht, daß seine Frau ihn und ihren Jungen erschossen hat.«
    »Sie schließen das aus dem, was Sie in den Zeitungen gelesen haben?«
    »Daraus, ja, und aus einigen anderen Dingen.«
    »Was für andere Dinge?«
    Wieder eine Pause, sie überlegte, wollte sie ihm eine weitere Abfuhr erteilen? »Lassen Sie uns bitte wieder auf die eine Frage zurückkommen.«
    Obwohl sich hier eine reiche Informationsquelle auftun mochte, wußte Hardy, daß er sie unberücksichtigt lassen mußte, sofern er etwas über Crane & Crane herausfinden wollte. Er hatte gestern den Großteil eines frustrierenden Tages und heute bereits den ganzen Morgen damit zugebracht, den Schimären »anderer Typen« nachzujagen - die Eltern von Melissa Roman, Witts erste Frau Molly, einen Dr. Heffler aus dem Anamnesebogen Dr. Lightners. Es war ihm noch nicht einmal gelungen, mit auch nur einem von ihnen zu sprechen. Jetzt hatte er Donna Bellows am Telefon, und er würde akzeptieren, was immer sie herauszurücken gewillt war.
    »Crane & Crane. Irgendeine Verbindung zu Larry.«
    »Der Name klingt vertraut zumindest in dem Sinne, daß ich meine, ihn bereits gehört zu haben, das ist alles.«
    »Es handelt sich um eine Anwaltskanzlei in Los Angeles.«
    »Das mag sein. Sie sagen, Larry und ...?«
    »Ich weiß nicht. Er rief sie ein paar Tage vor seinem Tod an.«
    »Bevor er ermordet wurde, meinen Sie. Er ist nicht einfach gestorben. Man hat ihn ermordet.« Er hörte sie einen Moment lang atmen. »Ich war Larrys Finanzberaterin. Was Crane angeht, so könnte er den Namen in irgendeinem Zusammenhang erwähnt haben. Das wäre vor rund einem halben Jahr gewesen? Was immer es war, sofern überhaupt etwas war, es kann nicht allzu wichtig gewesen sein. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, aber ich kann es nachprüfen.«
    »Würde Ihnen das etwas ausmachen?«
    »Offen gesagt macht es mir etwas aus, Mr. Hardy. Es gefällt mir nicht, wenn man meine Mandanten erschießt. Es gefällt mir ganz und gar nicht. Und ich habe keine Lust, den Mördern dabei zu helfen, daß sie freikommen. Aber ich schaue nach. Ich habe gesagt, ich mache das, und dann mache ich das auch.«
    Hardy bedankte sich.
    »Ich rufe Sie an«, sagte sie und legte auf.
    Die »Date Night«, der Abend, der Frannie und Hardy ganz allein gehörte, folgte keinem bestimmten Muster. Das traditionelle und geheiligte Ritual am Mittwochabend hatte sie -bevor die Kinder zur Welt gekommen waren - ganz spontan bis nach Los Angeles oder Reno oder Santa Fe geführt. Die »Date Nights« hatten sich aber auch schon über mehrere Tage erstreckt, Hardy rief einfach im Shamrock an und tauschte seine Schichten, während er und Frannie im Spielkasino saßen oder Galerien besuchten oder sich entschlossen, die Fähre von Long Beach aus hinüber nach Santa Catalina, der Insel der romantischen Liebe, zu nehmen.
    Heute abend saßen sie wieder auf einer Fähre und tuckerten über die Bay nach Sausalito. Draußen vor Alcatraz herrschte ziemlicher Wellengang und starker Wind, die Sonne hatte sich hinter einer Nebelbank versteckt, die soeben die Golden Gate Bridge und die Gegend rund um sie herum in dicke Schwaden hüllte. Die Temperatur war auf unter zwanzig Grad abgesunken.
    »Ah, der Sommer.« Frannie sah zu, wie Dismas die Luft, die einen frösteln machte, in tiefen Zügen einatmete. Das Paar stand auf dem Oberdeck an der Bugreling, bekam viel Wind und Gischt ab. »Es geht doch nichts über Mitte Juli, um die Winterdepression abzuschütteln.«
    Frannie klammerte sich mit beiden Händen an der Reling fest. »Vielleicht ist es das«, sagte sie. »Die Winterdepression.« Sie sah ihren Mann an, und ihr Lächeln war so weit weg wie der Sonnenschein. Hardy legte den Arm um sie und barg sie in seiner warmen Windjacke, und sie kuschelte sich an ihn.
    »Geht's dir gut?«
    Sie überlegte, ob sie es ihm erzählen sollte, wieviel sie ihm erzählen sollte. Sie hatte das Gefühl, sie mache sich klammheimlich davon, hintergehe ihn. Aber sie hatte keine Lust darauf,, das alles zur Sprache zu bringen, jetzt nicht. Es würde in eine große Diskussion ausarten, würde zum Dauerthema des Abends, und das konnte sie jetzt nicht brauchen. Sie mußte nicht alles und jedes mit Dismas abklären. Sie liebte ihn, aber sie lebte ihr eigenes Leben mitsamt ihren eigenen Gefühlen.
    Was Frannie anging, so brachten die Treffen mit Jennifer Witt die wunden Punkte irgendwie an die Oberfläche, und das fand sie sehr hilfreich. Sobald sie wußte, woran

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