Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Urzeit-Monstrum

Das Urzeit-Monstrum

Titel: Das Urzeit-Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
vorher.
    »Verdammt!« stöhnte er auf. »Verdammt noch mal, das ist unmöglich! Ich packe das nicht. Ich werde noch verrückt. Nein, das bin ich schön. Ich bin bereits verrückt.« Er schüttelte über sich selbst den Kopf, drehte ihn dann und schaute sich mühsam im Schlafzimmer um.
    Nichts Fremdes war zu sehen.
    Die Normalität hatte ihn wieder. Das Holz des Fußbodens bewegte sich nicht. Es blieb in seiner normalen und völligen Ruhe, und Beckmann atmete zunächst tief durch.
    Okay, es war wieder okay. Er hatte geträumt. Er hatte sich etwas eingebildet. Er hatte sich geirrt. Er stand auf und lief zum Fenster. Er riß es auf, beugte seinen Oberkörper vor, wobei es ihn nicht störte, daß ihm die kalte Luft entgegenschlug. Er schaute nach draußen. Da das Fenster zur Wattseite hin lag, konnte er bis weit auf das flache Gewässer hinausschauen, über dem die eisige Luft lag wie ein dünner Hauch. Er hörte Stimmen, ohne die Menschen zu sehen, von denen sie stammten.
    Sicherlich waren es einige Spaziergänger, die den Weg am Watt entlang genossen.
    Jenseits der Deichböschung war es ruhig. Ein leichter Wind nur spielte mit dem harten Dünengras. Der Sand war gefroren und klebte zusammen. Das Wasser schimmerte in verschiedenen Farben. Als Beckmann nach links blickte, sah er zwei Spaziergänger, die im Sturmschritt liefen, als könnten sie der Kälte entkommen. Die Welt draußen war normal, nur nicht in seinem Haus.
    Mit diesem Gedanken schloß Beckmann das Fenster, drehte sich um und ging mit langsamen Schritten wieder auf die Tür zu. Er wollte nicht länger im unteren Teil des Hauses bleiben, sondern in die erste Etage gehen, wo sich sein Atelier befand.
    Wie in Friesenhäusern dieser Art üblich, war die Treppe eng und die Stufen hoch. Mit der linken Hand hielt sich der Maler am Geländer fest.
    Er ging gebeugt, hob die Beine schwerfällig an. Sein Kopf war voll von Gedanken, aber er hätte nicht konkret sagen können, über was er eigentlich nachdachte.
    Er wollte nach oben, denn in seinem Atelier fühlte er sich immer wohl.
    Das Atelier war sein eigentliches Zuhause. Dort konnte er vor seinen Werken stehen, sie vollenden oder sie einfach nur anschauen. In der Regel war es so, daß er an verschiedenen Bildern zugleich arbeitete, die in der Grundtendenz zwar übereinstimmten, aber vom Motiv her verschieden waren.
    Der Maler erreichte die obere Etage und blieb für einen Moment stehen.
    Er runzelte die Stirn, wobei er einen sehr nachdenklichen Eindruck machte.
    Die gesamten Wände, abgesehen von den tragenden, hatte er herausreißen lassen, so daß oben ein einziger Raum entstanden war – eben sein Atelier. Es gab auch keine Tür, die den Zugang versperrt hätte, Beckmann konnte von der Treppe aus seinen Arbeitsplatz betreten.
    Die letzten Stufen nahm er noch langsamer. In der unteren Etage war es viel düsterer gewesen. Ihm kam es vor, als würde er aus der Unterwelt in den Himmel klettern, hineingleiten ins Licht, das durch das große schräge Fenster hereinfiel. Es nahm fast die gesamte Südfront des Hauses ein und bildete in dieser Etage einen perfekten Aussichtspunkt auch in der Nacht, wenn der Himmel so wunderbar klar war und voller funkelnder Sterne stand. Doch jetzt war es Tag, und die Sonne leuchtete das Atelier mit den schrägen Wänden perfekt aus.
    An den wunderschönen Ausblick dachte der Maler nicht. Ihn interessierte nur seine Arbeit, und er blieb schon nach zwei Schritten stehen, als er seine Werke sah.
    Zur Zeit arbeitete er an drei Bildern. Zwei kleineren und einem großen.
    Keine Auftragsarbeiten, aber er war sicher, daß er sie verkaufen würde, denn sein Galerist hatte ihn schon zweimal angerufen und um Nachschub gebeten.
    Die kleineren Bilder interessierten Beckmann jetzt nicht. Er starrte nur das große in der Mitte an, das auf der breitesten Staffelei seinen Platz gefunden hatte.
    Er trat näher an sein Werk heran. Mit jedem Schritt weiteten sich seine Augen, bis sie schließlich starr wurden und er den Kopf schüttelte wie jemand, der etwas völlig Fremdes sieht.
    Aber es war nicht fremd. Es waren seine Ideen, die er auf die Leinwand gebracht hatte. Es war einfach sein Werk, und doch konnte er sich nicht daran erinnern, dieses Motiv gemalt zu haben. Ihm war so, als hätte jemand eine Decke vor seinen Kopf gezogen, womit alles ausgelöscht wurde, an das er noch gedacht hatte. Das Bild, dachte er. Das verdammte Bild. Das kann doch nicht sein.
    Das habe ich nicht gemalt! Doch, ich habe es

Weitere Kostenlose Bücher