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Das Urzeit-Monstrum

Das Urzeit-Monstrum

Titel: Das Urzeit-Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Seelen über die Wände huschten.
    Mit einem Ruck stand er auf und war froh darüber, daß er es schaffte.
    Für einige Sekunden blickte er zu Boden, denn ihm war wieder eingefallen, daß dieser sich eine Etage unter ihm bewegt hatte, aber hier tat sich nichts.
    Er hatte den Raum mit einem sehr preiswerten Filz ausgelegt, der einmal grau gewesen war, nun aber ein Muster aus zahlreichen Farben aufwies.
    Beckmann wollte nicht mehr länger in seinem Refugium bleiben. Er wußte überhaupt nicht, was er noch unternehmen sollte.
    Das war ein Tag wie kein anderer. Da war es schon besser, wenn er sich eine Flasche Schnaps nahm und sich betrank. Betrunken war das Grauen möglicherweise besser zu ertragen. Und arbeiten würde er an diesem Tag sowieso nicht mehr können.
    Vielleicht überhaupt nicht mehr oder nur im Zustand des Schlafwandeins und somit unter der Regie einer anderen Macht.
    Sehr langsam ging er die Treppe nach unten. Er hörte sein eigenes Herz schlagen. Seine Brust schmerzte, die Beine waren ihm schwer geworden, und manchmal sah er seine nähere Umgebung wie durch einen Schleier. Der Wohnraum war nicht friesisch oder norddeutsch eingerichtet. Beckmann hatte moderne Möbel hineinschaffen lassen, schwarze Ledersessel, Regale und Schränke.
    Die Glotze und seine Musikanlage waren jedoch in Weiß gehalten und bildeten den Kontrast.
    Er konnte durch die beiden Fenster in den Vorgarten schauen, in dem sich nichts bewegte. Dafür sah er eine Frau auf dem Rad über die schmale Straße fahren. Es war eine Nachbarin, die nur drei Häuser entfernt wohnte. In diesem Haus betrieb sie einen kleinen Laden, in dem der Kunde Schmuck und alte Tonwaren erstehen konnte. Allerdings nur im Sommer. Während der Wintermonate war das Geschäft geschlossen.
    Auf einem Regalbrett standen die Flaschen mit ihren verschiedenen Inhalten nebeneinander.
    Darüber hatte er die unterschiedlichen Gläser abgestellt, und Beckmann hatte bereits den Arm angehoben, um nach einem Whiskyglas zu greifen, als er mitten in der Bewegung innehielt.
    Er hatte etwas gespürt, und zwar an und auf seiner Handfläche, das sich feucht anfühlte.
    Langsam sank der rechte Arm nach unten.
    Noch sah er nur den Handrücken, als er zum Fenster und damit zum Licht ging.
    Dort blieb er stehen und drehte die Hand um. Sein Blick traf die Fläche.
    Und dort sah er den dicken widerlichen Schleim, der ebenso widerlich aussah wie das Innere des Krakenauges…
    ***
    Harry Stahl ließ seinen Wagen auf dem Parkplatz vor dem Hotel stehen und ging zu Fuß.
    Nicht nur das Hotel, auch seine unmittelbare Umgebung war etwas Besonderes.
    Wenn er die beiden großen, durch einen Mittelweg geteilten Weideflächen sah und auch das weiß gestrichene Gatter als Einfriedung, wurde er unwillkürlich an eine kleine Ranch erinnert, wobei auf diesen Wiesen keine Kühe, sondern dickfellige Schafe grasten. Sie standen da und schauten den an ihnen vorbeigehenden Harry aus stumpfen Augen an. Auch ein Mast mit entsprechender Fahne gehörte zum Outfit des Hotels, aber der Stoff hoch oben am Mast bewegte sich nur träge.
    Hotelgäste kamen Harry entgegen. Sie trugen Tüten mit den Aufschriften der Geschäfte, in denen sie eingekauft hatten. Die Menschen waren fröhlich, sprachen und lachten miteinander und grüßten den einsamen Spaziergänger.
    Die Leute hatten es gut. Sie würden sicherlich in die Sauna gehen oder ein kurzes Schläfchen halten, bevor sie sich umzogen und zum Essen gingen. Auch zur kalten Jahreszeit hielt die Hälfte der Gaststätten ihren Betrieb offen. Auf der Insel war praktisch immer Saison.
    Nur die Tagesurlauber waren nicht besonders gern gesehen.
    Wenn das mal nicht irgendwann zu einem Bumerang wurde.
    Harry hätte auch seinen Wagen nehmen und zur Kirche fahren können.
    Darauf hatte er verzichtet. Er ging gern zu Fuß, und ein Gang durch Keitum, dem schönsten Ort der Insel, lohnte sich immer. Die Fliesenhäuser mit den Reetdächern, die kleinen Gärten, de ebenfalls kleinen Geschäfte, die schmalen Straßen, Lichter hinter den Fenstern mit den Butzenscheiben und teilen Holzkreuzen, all das schuf eine besondere Atmosphäre, die mit der in Westerland überhaupt nicht zu vergleichen war. Dort war der Massentourismus zu Hause, mit Hochhäusern und geschäftigem Treiben.
    Keitum war ruhig und lieblich. Ein Ort zum Entspannen und Wohlfühlen, besonders eben im Winter, wo das Dorf wie verzaubert wirkte.
    Es lagen an schattigen Stellen noch eilige Schneereste herum, ansonsten war die

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