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Das Urzeit-Monstrum

Das Urzeit-Monstrum

Titel: Das Urzeit-Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Beispiel als Grafiker.
    Sie gingen mit der Zeit, sie paßten sich an, auch wenn dabei oft die eigene Kreativität verlorenging.
    Boris gehörte nicht zu den Technik-Verweigerern, aber er war auch nicht zu einem Sklaven der Modernität und Mobilität geworden. Sonst hätte er sich nicht die Ruhe des Ortes Keitum ausgesucht.
    Was aber jetzt mit ihm geschah, erschreckte ihn doch. In der letzten Nacht hatte es begonnen. Da war etwas in ihn eingedrungen, gegen das er sich nicht wehren konnte und auch nicht wollte.
    Aber dieses Fremde hatte bei ihm für eine ungewöhnliche Reaktion gesorgt. Es hatte es tatsächlich geschafft, die Gegenwart zum Großteil zu streichen und etwas anderes hervorgeholt, das die Normalität überdeckte.
    Aus irgendwelchen unauslotbaren und nicht meßbaren Tiefen war es hervorgeströmt und hatte von ihm Besitz ergriffen. Sein Denken war nicht mehr so wie noch vor wenigen Tagen. Der Schatten aus der Tiefe hatte es überspielt, und er erinnerte sich plötzlich an Dinge, an die er niemals gedacht hatte. Die tief, sehr tief versteckt gewesen waren. Im Keller seines Bewußtseins verborgen, als wäre er einmal ein anderer gewesen.
    Die Vergangenheit wurde für ihn zur Gegenwart. Sie wühlte sich hoch, sie war es, die ihn beschäftigte, und es war eine Zeit, über die er noch nie etwas gelesen hatte.
    Die in keinem Geschichtsbuch stand, die in einem schrecklichen Dunkel und einer totalen Leere verborgen lag.
    Auch jetzt hatte es ihn wieder gepackt. Er klammerte sich am Geländer fest.
    Die Erinnerungen stiegen hoch, und die normale Umgebung bekam plötzlich einen grauen Schimmer, den er mit seinen Augen nicht mehr durchdringen konnte.
    Andere Dinge drängten sich hoch und höher. Schreckliche Sachen.
    Unheimliche Farben. Dunkel und böse. Das Grauen war wie ein schleichendes Gift. Es trieb durch eine Ode dahin, wie sie kaum zu beschreiben war. Aus der Dunkelheit hinein in das Feuer, das aus dem Boden strömte und hoch in die Luft hineingriff. Er hörte das Grollen im Boden. Er sah gewaltige Flutwellen gegen die Ufer fremder Länder wuchten. Er sah Rauch und Feuer, und er entdeckte schreckliche Fratzen und Gestalten, die am Himmel schwebten, bevor sie sich auflösten und eingingen in die Düsternis dieser Zeit.
    Auch Boris lebte darin. Er sah sich, aber er war nicht mehr so wie jetzt.
    Er schwamm. Eine quallige und weiche Masse, groß, aufgedunsen, versehen mit vielen Armen, die sich heftig bewegten, um durch den Strom dieser Welt schwimmen zu können.
    Das war er. Da war er damals. Das war…
    Boris sackte zusammen. Er schlug vor der ersten Treppenstufe auf. Er röchelte, und plötzlich sah er wieder die normale Decke über sich und auch den Beginn der Treppe.
    Ich bin wieder zurück, dachte Boris. Ich bin wieder da. Ich habe die Reise hinter mir. Aber ich bin auch die andere Gestalt gewesen – damals, in der anderen Zeit.
    Er blieb liegen. Er kam sich vor wie eine dicke, fette Qualle. An den Schultern spürte er ein gewisses Ziehen und Zerren. Das Gefühl breitete sich aus, bis es die Arme und Hände erreichte, die er mühsam anhob. Er spürte plötzlich das Bedürfnis, sich ansehen zu wollen, zumindest einen Teil seiner Gestalt.
    Die Arme, die Hände, sie waren einfach zu schwer geworden. Er brachte sie mühsam hoch und ignorierte dabei das Brennen in seinen Augen.
    Dann starrte er sie an.
    Hände? Arme? Nein, beides stimmte nicht mehr. Es hatte sich verändert, verwandelt. Aus den Händen und Armen waren zwei lange, schleimige und zuckende Tentakel geworden.
    Die Erinnerung an die alten Zeiten war auf schreckliche Art und Weise in ihm hochgekocht und hatte sich bewahrheitet.
    Boris war jetzt kein Mensch mehr. Er befand sich in einem Zwischenstadium. Halb Mensch und halb Krake…
    ***
    Wir hatten das kleine Café betreten, das uns mehr an eine gemütliche Stube aus der guten alten Zeit erinnerte als an einen Geschäftsbetrieb.
    Unterschiedlich große Tische verteilten sich in den drei nicht sehr großen Räumen.
    Ein Tisch war noch frei. Er stand direkt am Fenster und lag rechts der Eingangstür. Wir legten unsere dicken Jacken ab, hängten sie an die Stuhllehnen und nahmen an dem Tisch Platz.
    Man konnte hier einige Kleinigkeiten essen, Waffeln mit heißen Kirschen waren der Renner, aber Harry und ich entschieden uns für einen kräftigen Tee.
    Er wurde serviert, mußte noch ziehen, und so warteten wir eine Weile, bis wir die Netze aus den Kannen holten und sie auf die dafür vorgesehenen kleinen

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