Das Valentinsduell
Highschool ging. Sie leben jetzt in Vermont. Mein Stiefvater ist aber echt ein feiner Kerl. Er unterrichtet dort, und ich versuche, es einzurichten, die beiden wenigstens zwei Mal im Jahr zu besuchen. Zu meiner Mutter hatte ich immer schon ein sehr enges Verhältnis.“
Das Lächeln, was sie ihm daraufhin zuwarf, war umwerfend. „Meine Eltern leben in einer Kleinstadt knapp eine Dreiviertelstunde außerhalb von Concord“, berichtete sie. „Ichbrauchte ein bisschen mehr Leben um mich herum, wenigstens ein Kino, und so bin ich nach meiner Schulzeit in die Stadt gezogen. Aber wir sehen uns mindestens zwei Mal im Monat.“
„Was sagen sie denn dazu, dass du für einen ganzen Monat weg bist?“
„Sie freuen sich für mich und sind total stolz darauf, dass Kevin so viel Vertrauen in mich setzt. Weniger begeistert hat sie allerdings, dass ich hier mit einem völlig Fremden zusammenleben soll. Auf ihren Rat hin habe ich mir Pfefferspray besorgt. Das nur zur Warnung.“
Er lachte, während er etwas auf seinen Block kritzelte. „Das schreibe ich mir lieber gleich auf.“
„Sie kennen Kevin und schätzen ihn, und weil sie ihm vertrauen, haben sie auch darauf verzichtet, mich in mein altes Kinderzimmer einzuschließen.“
„Glaubst du, dass sie zur Eröffnung herkommen?“
„Keine Ahnung. Vielleicht.“
„Du solltest ihnen eine Einladung zu unserer Valentinstags-Aktion schicken.“
„Du redest immer von einer ,Aktion‘ oder einem ,Knaller’, der am Valentinstag steigen soll. Was genau soll das denn werden?“
„Das ist geheim.“
„Soll heißen: Du weißt es selbst noch nicht.“
„Du denkst, ich habe keinen Plan?“
Ihr Schmunzeln war entzückend, wenn auch nicht so entwaffnend wie ihr Lächeln. „Also, wenn dieser Plan genau so bescheuert ist wie der, mir steinharte Tiefkühlpizza zu servieren – in der stillen Hoffnung, dass ich ab morgen das Kochen freiwillig übernehme – dann gute Nacht.“
Erwischt. „Ich beantrage, von meinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch zu machen.“
„Und ich beantrage die Einstellung der Debatte. Lass uns Schluss machen für heute. Wir können morgen mit der Speisekarte weitermachen. Dann müssen wir auch über eine Anzeige in der Zeitung reden, denn ich finde, dass wir schon vor der Eröffnung ein oder zwei wirklich erfahrene Servicekräfte mit ins Boot holen sollten. Wir werden garantiert in Bewerbungen ersticken.“
„Morgen bin ich ziemlich eingespannt. Ich habe einen Termin mit Peterson. Dann kommt dieser Brandschutztyp zur Abnahme, und es gibt noch einen Haufen Kleinkram zu erledigen. Ich werde aber versuchen, mir zwischendurch Gedanken zur Speisekarte zu machen. Dann können wir das ja beim Abendessen besprechen. Mit dem Kochen bist dann aber tatsächlich du dran.“
„Das wird sich finden. Wirf das Besteck einfach in die Spüle, ich vertage den Abwasch auf morgen.“
Während sie anschließend ins Bad ging, stellte er alles, was abzuwaschen war, in der Spüle ab und warf die Pappteller in den Mülleimer. Wenn der Tag auch lang gewesen war, war er noch zu aufgewühlt, um schon schlafen zu gehen. Also schaltete er den Fernseher ein und machte es sich auf der Couch so bequem, wie es eben ging. Dreißig Sekunden später schaltete er den Fernseher wieder aus und nahm sich vor, schnellstmöglich einen Kabelanbieter zu kontaktieren oder sich nach einer Satellitenschüssel umzusehen. Er brauchte dringend Abwechslung.
„Gute Nacht“, rief Darcy, als sie vom Bad in ihr Zimmer huschte.
„Nacht“, rief er ihr hinterher.
Danach herrschte Stille. Draußen fuhren keine Autos mehr, und so war von nebenan jedes Geräusch zu hören: das leichte Quietschen der Matratzenfedern, als Darcy ins Bett stieg, das Rascheln der Decke beim Zudecken und sogar ihr leiser Seufzer, mit dem sie den Kopf ins Kissen sinken ließ.
Er sah sie genau vor sich. Er vermutete, dass sie den linken Arm unter das Kissen schob und auf der linken Seite schlief. Schließlich hatte er ja schon das Glück gehabt, neben ihr aufwachen zu dürfen. Die Erinnerung daran raubte ihm fast den Verstand.
Dabei war das jetzt erst die zweite Nacht.
Auch am nächsten Morgen achtete Darcy darauf, Jake aus dem Weg zu gehen, und blieb wieder so lange im Bett, bis er die Wohnung verlassen hatte. Ihm mit verquollenen Augen und zerstrubbelten Haaren beim Morgenkaffee gegenüberzusitzen, kam ihr viel zu intim vor, und Intimitäten konnte sie jetzt beim besten Willen nicht gebrauchen. Es war so schon
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