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Das Vampir-Pendel

Das Vampir-Pendel

Titel: Das Vampir-Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fuhr ich durch den gewaltigen Schlund der Karpaten. Mal in der Höhe, mal durch Täler. Vorbei an kleinen Bächen und Tümpeln, mal durch düstere Tunnels, dann wieder hinein in das grelle Sonnenlicht. Der runde Ball stand nach wie vor über mir und beschien die Welt. Ich fuhr und kam mir dabei vor wie jemand, der überhaupt nichts anderes mehr in seinem Leben tat. Den Wagen lenkte ich wie in Trance, nur hin und wieder aufgeschreckt durch die Hupsignale der entgegenkommenden Fahrzeuge, die vor mir in den unübersichtlichen Kurven lauerten.
    Als die Sonne schon weitergewandert war und nicht mehr so hoch am Himmel stand, die Schatten deshalb länger geworden waren, da hatte ich mein Ziel erreicht.
    Ich rollte ein in Petrila, begrüßt von einem schiefen Lächeln einer alten Bekannten, die sich eigentlich nicht verändert hatte und noch so aussah wie vor Jahren.
    Petrila gehörte nicht zu den Knotenpunkten in diesem Land. Hier lief das Leben noch in seiner ursprünglichen Regelmäßigkeit ab, wobei auch die Errungenschaften der westlichen Zivilisation auf keinen Fall störten, denn die hielten sich in Grenzen. Trotz der bunten Reklamewände würden die Firmen, die hier warben, kaum große Geschäfte machen, das mußte man den Großstädten überlassen und deren Bewohnern.
    Ob noch mehr Menschen aus Petrila abgewandert waren, wußte ich nicht. Aber ich rollte vorbei an bekannten Orten. Einer Kneipe, die ich kannte, dem Haus des Bürgermeisters, kleinen Lebensmittelläden, Gehöften und auch Gärten.
    Frantisek Marek, mein alter Freund, wohnte nicht direkt im Ort, sondern ein wenig abseits. Sein Haus kannte ich seit Jahren, es hatte sich nicht verändert. Noch immer relativ klein, mit einem schiefen Dach versehen und auch dem Anbau, in dem Marek früher einmal seine Schmiede betrieben hatte.
    Das war lange her. Er widmete sich einzig und allein der Vampirjagd und brauchte auch kein Geld zu verdienen oder auf irgendeine Rente zu warten. Er bekam von Lady Sarah Goldwyn und auch den Conollys stets gewisse Summen überwiesen, damit er unabhängig bleiben konnte.
    Mareks Auto sah ich nicht. Er besaß einen älteren Käfer. Ob der Wagen noch fahrtüchtig war oder ob er zusammengebrochen war, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls entdeckte ich ihn nicht.
    Ich war ausgestiegen, hatte mich gereckt und blickte gegen den Schatten des Hauses, der sich vor meinen Füßen abmalte. Das Glas der Fenster war frisch geputzt und schimmerte im Licht der Sonne.
    Marek war nicht da. Er hätte sonst sein Haus verlassen, um mich zu begrüßen.
    Für mich brachte es nichts, darüber nachzugrübeln, wo er hätte sich aufhalten können. Wahrscheinlich hatte er selbst einiges zu tun, oder er war, ebenso wie ich, weggerufen worden. Möglicherweise auch durch eine Botschaft eines gewissen Will Mallmann, der raffiniert genug war, um auch größere Fallen stellen zu können. Seit er sich in seine Vampirwelt zurückgezogen hatte, saß er dort wie eine Spinne in ihrem Netz. Da zog er die Fäden und ließ diejenigen daran tanzen, die sich nicht in seiner Dimension befanden, sondern mehr in meiner Welt.
    Mallmann wollte Opfer, Mallmann wollte Blut, und er wollte die Herrschaft über die Welt. Nichts wäre für ihn besser, der Kaiser aller Blutsauger zu sein, ein Herrscher auf den Blutthron.
    Glücklicherweise lief auch bei ihm nicht alles glatt. Er hatte sogar mich, seinen absoluten Todfeind vor seinen Karren gespannt, auch wenn ich nicht wußte, über welchen Weg dieser Karren fuhr.
    Mein Weg führte mich direkt zu Mareks Haus und damit auch zur Eingangstür, die nicht verschlossen war. Darüber wunderte ich mich. Ich hatte sie nur einen Spalt weit aufgezogen, blieb daneben stehen und wartete, wobei ich mich umschaute, denn ich hatte den Eindruck, beobachtet zu werden.
    Nichts festigte dieses Gefühl. Es gab niemanden, der sich mir zeigte, und so blieb mir nichts anderes übrig, als die Tür weiter zu öffnen und das Haus zu betreten, in dem es glücklicherweise etwas kühler war, was mir guttat.
    Ich kannte mich aus. Links von mir sah ich die Treppe, die zu den Räumen unter dem Dach führten, wo auch Frantiseks Schlafzimmer seinen Platz gefunden hatte.
    Die Treppe erweckte in mir Erinnerungen. Auf ihr war mir damals Marie Marek entgegengekommen. Nicht mehr als Mensch, sondern als eine Blutsaugerin, die ich dann hatte töten müssen, was Marek in eine tiefe Krise gestürzt hatte.
    Jetzt war das Haus leer.
    So schrecklich leer. Es kam mir verlassen vor. Tot.

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