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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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sie sogleich den Lauf der Waffe an ihrem Körper.
    »Wussten Sie, dass Ihr Vater und ich uns kannten? Seit der Schulzeit. Wir haben sogar mal zusammengearbeitet. Das hat alles sehr schwer gemacht. Er hätte in Ferrara diese Bücher nicht finden dürfen.«
    Sie schaute sich um, und ihr Herz begann wie wild zu hämmern. Die juristischen Altbestände wurden so selten genutzt, dass nur ein Teil des Stockwerks beleuchtet war, und die hohen Regale, die sie passierten, schienen sich in einem dunklen, vielfach verzweigten Labyrinth zu verlieren.
    »Bücher? In Ferrara? Dr. Scalia, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Was reden Sie da über meinen Vater?«
    »Sie sehen ihm ausgesprochen ähnlich. Das muss auch an Ihren Augen liegen.« Er blieb kurz stehen und musterte sie mitleidig. »Ich habe das sehr ungern getan … aber Ihr Vater hatte die Bücher entdeckt und stellte andauernd Fragen. Er wusste, dass sie nicht dorthin gehörten. Ich musste Lorenzo sagen, dass er die Bände aufgestöbert hatte. Das war meine Pflicht. Sie verstehen doch, was Pflicht bedeutet?«
    Sie nickte, versuchte, ihr rasendes Herz zu beruhigen, und umklammerte ihr Handy. »Sicher. Natürlich verstehe ich das.« Sie verstand es nicht. Beatrice verstand kein Wort von dem, was er sagte. Sie hatte keine Ahnung, was in Ferrara passiert war, abgesehen von –
    »Warten Sie – reden Sie von der Universität, an der die Briefe übersetzt wurden?« Sie fuhr herum, blieb unvermittelt stehen und vergaß seine Pistole völlig. »Dann arbeiten Sie für Lorenzo? Soll das heißen, mein Vater hat Lorenzos, nein, Gios Bücher in Ferrara gefunden? Er war in Florenz, Dr. Scalia, er wurde umgebracht –«
    Sie verstummte keuchend, als der kleine Professor ihr die Pistole an die Brust setzte. Ihr rutschte das Herz in die Hose. »Ich verstehe nicht, was hier vorgeht«, brachte sie mühsam hervor, blickte sich unvermittelt um und begriff, dass ihr niemand zu Hilfe kommen würde. Außer ihnen befand sich nicht eine einzige Seele an diesem Abend im zweiten Stock.
    Dr. Scalia sagte beschwichtigend: »Sicher ist das verwirrend, meine Liebe. Und jetzt geben Sie mir Ihr Handy, damit ich nicht gezwungen bin, Sie zu erschießen.« Er streckte die Linke aus, und Beatrice überlegte, wie sie ihn hinhalten konnte, um Carl anrufen zu können, doch die Waffe in seiner Rechten schien zu wachsen, je länger Beatrice sie ansah. Also gab sie dem kleinen Professor ihr Mobiltelefon, und er steckte es ein.
    »Es war eine solche Ehre, mich um diese Bücher kümmern zu dürfen! Als Bibliothekarin verstehen Sie das sicher. Und niemand in dem alten Gebäude schien etwas gegen mich zu haben. Ich kannte es wie meine Westentasche. Die Bücher hätten nie gefunden werden dürfen – ich hatte mir so viel Mühe gegeben, sie zu verbergen!«
    Er sah sie weiter mitleidig an, doch ihr fiel auf, dass seine Pistolenhand nicht im Mindesten zitterte. Er wies sie an, zur Hintertreppe zu gehen, und sie bewegten sich weiter zwischen den Bücherregalen hindurch. Die Hintertreppe wurde kaum benutzt, nicht einmal von Hausmeistern oder dem Putzpersonal.
    »Die Briefe aus dem Handschriftenlesesaal haben Sie gestohlen, nicht? Für Lorenzo?«
    Er schnaubte. »Sie gehörten ihm von Anfang an, und es war nicht schwer. Das Zahlenschloss war leicht zu öffnen, und ich bin eine vertrauenswürdige Seele, finden Sie nicht? Ich falle hier niemandem auf. Genauso wenig wie in Ferrara«, bemerkte er keckernd. »Und es wird ihm sehr gefallen, endlich auch Sie zu bekommen. Er hat die ganze Zeit auf eine passende Gelegenheit gewartet.«
    In Beatrices Kopf begann sich eine Vorstellung von dem zu bilden, in was ihr Vater geraten war, doch vor allem suchte sie nach einer Möglichkeit, diesem harmlos wirkenden Alten mit der unheimlichen schwarzen Waffe zu entkommen.
    »Dr. Scalia«, sie blieb stehen und drehte sich in dem verzweifelten Bemühen, seine Aufmerksamkeit abzulenken, zu ihm um, »ich weiß nichts. Das schwöre ich. Und das können Sie Lorenzo sagen.« Sie versuchte, eine Unschuldsmiene aufzusetzen. »Das alles ist so verwirrend. Sogar die Briefe – die Briefe ergeben für mich keinen Sinn. Ich weiß nicht das Geringste über die Bücher. Ich habe keine Ahnung –«
    »Sie nicht«, versuchte er sie zu beschwichtigen, »aber Stephen, und er hätte nicht fliehen dürfen. Ich weiß, es ist verstörend, aber all das ist viel bedeutsamer als unsere kleine Rolle darin. Außerdem habe ich Lorenzo überredet, Ihren Vater zu

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