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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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wunderbar. Du kannst heute gar nicht mehr ahnen, wie wunderbar er war.«
    »Ich kann sehen, wie wunderbar seine Bilder sind«, sagte Zach.
    »Jeder Idiot kann das sehen. Aber du hättest ihm schon begegnen müssen, ihn kennen müssen, um wirklich be greifen …«
    »Aber ist dir denn nicht klar …«, unterbrach Zach sie, plötzlich gereizt. »Siehst du nicht, was das bei Großvater angerichtet hat? Und bei meinem Dad?« Seine Großmutter blinzelte und sah ihn stirnrunzelnd an. »Mein Vater, dein Sohn David, ist mit einem Vater aufgewachsen, der ihn nicht geliebt hat, weil er glaubte, Dad sei nicht sein Sohn!«
    »Jeder halbwegs anständige Mann hätte den Jungen trotzdem lieb gehabt«, fuhr sie auf. »Ich habe ihm angeboten, ihn zu verlassen. Ich habe mich bereit erklärt, meinen Sohn zu nehmen und zu gehen, damit er frei wäre. Er wollte nichts davon hören. Der Skandal, hat er gesagt. Er war immer so besorgt darum, was die Leute denken würden. Als achtbar zu gelten bedeutete ihm mehr, als dass wir glücklich waren.«
    »Und, wart ihr das?«
    »Waren wir was, mein Lieber?«
    »Wart ihr achtbar? War dein Ehemann der Vater deines Sohnes, oder war mein Vater ein uneheliches Kind?« Bei diesen Worten lachte seine Großmutter.
    »Ach, mein lieber Junge! Du klingst genau wie dein Groß vater! So wichtigtuerisch.« Sie tätschelte seine Hand. »Aber es beeindruckt mich, dass nach all diesen Jahren endlich jemand den Mut aufbringt, mich tatsächlich danach zu fragen. Nur, was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Denk ein fach nicht so viel darüber nach. Jeder Mensch darf seine Geheimnisse haben, und eine Frau erst recht …«
    »Ich habe ein Recht, das zu wissen«, beharrte Zach.
    »Nein, hast du nicht. Du bist mit einem sehr liebevollen Vater aufgewachsen, du wurdest immer geliebt und umsorgt. Warum solltest du also versuchen, etwas weniger Schönes auszugraben? Etwas Schlechteres als das, was du hattest?«
    »Weil … Weil mein Vater nicht mit einem liebevollen Vater aufgewachsen ist, verstehst du? Er ist in der Überzeugung aufgewachsen, nie gut genug zu sein. Nie ganz das, was eigentlich erwünscht war. Er ist als Enttäuschung aufgewachsen, im Schatten von Charles Aubrey!« Zach atmete tief durch. »Aber darum geht es im Grunde gar nicht. Na ja, schon, aber deshalb bin ich nicht hier. Ich habe eine Frau kennengelernt, da unten in Blacknowle, die tatsächlich mit Aubrey verwandt ist. Sie ist seine Urenkelin. Die Enkelin von Aubreys Tochter Delphine. Erinnerst du dich an sie?«
    »Delphine? Die ältere Tochter?« Seine Großmutter neigte den Kopf zur Seite. »Ich habe die Mädchen hin und wieder gesehen. Aber ich habe nie mit ihnen gesprochen. Weder mit seinen Töchtern noch mit dem anderen Mädchen.«
    »Welchem anderen Mädchen?«
    »Das kleine Mädchen aus dem Dorf, das ihnen überallhin nachgelaufen ist.«
    »Dimity Hatcher?«
    »Hieß sie so? Eine kleine Schönheit war sie, aber immer in Lumpen gekleidet und mit zerzaustem Haar. Ich habe mich damals gefragt, ob sie vielleicht ein wenig einfältig war.«
    »Sie war nicht einfältig. Und sie lebt noch«, sagte Zach, ehe er sich beherrschen konnte. »Sie hat mir von den Sommern erzählt, die Aubrey mit seiner Familie dort verbracht hat …«
    »Tatsächlich? Nun, dann brauchst du wohl kaum von mir zu …«
    »Granny, bitte . Ich muss es wissen. Diese Frau, die ich kennengelernt habe – Aubreys Urenkelin. Ich muss unbedingt wissen, ob wir miteinander verwandt sind oder nicht. Ob ich nun tatsächlich Aubreys Enkel bin. Bitte sag es mir einfach. Schluss mit den Andeutungen und dem Schulterzucken.«
    »Du meinst, ihr beide seid ein Liebespaar?«, fragte sie scharfsinnig. Zach nickte. Die Finger seiner Großmutter umklammerten aufgewühlt die Sessellehnen, und ihr Gesicht spiegelte ein riesiges Dilemma wider. Zach holte tief Luft.
    »Also?«, fragte er. Die alte Frau starrte ihn finster an.
    »Schön. Wenn du es unbedingt wissen willst, werde ich es dir sagen. Und womöglich werden wir beide dann um einiges ärmer sein. Die Antwort lautet nein. Nein. Dein Großvater war dein Großvater. Ich hatte gar keine Liebesaffäre mit Charles Aubrey.«
    »Du hattest nicht einmal eine Affäre mit ihm? Du hast dir das alles nur ausgedacht?« Zach konnte es nicht fassen, und ein Sturm der Erleichterung und Enttäuschung tobte in ihm.
    »Ich habe mir überhaupt nichts ausgedacht, junger Mann! Wir hatten – eine Liaison. Und ich habe ihn geliebt, vom ersten Augenblick an. Und

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