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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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geschlafen hatte, und blickte darauf hinab, als könnte er noch dort liegen. Ihre Finger zitterten. Beinahe konnte sie sein weiches Haar und die harten Streben seiner Rippen spüren. Du alte Jungfer, zischte Valentina ihr verächtlich ins Ohr. Und das stimmte. Charles konnte es nicht ertragen, wenn sie ihm zu nahe kam. Es war beinahe so, als täte ihre Berührung ihm weh. Sie versuchte ein paarmal, sich zu ihm zu legen, doch jedes Mal trat ein verwirrter, panischer Ausdruck in seine Augen, und sie stand rasch wieder auf. Manchmal stahl sie ihm heimlich Küsse, wenn er schlief – berührte nur hauchzart seine Lippen mit ihren, zu leicht, um ihn zu wecken. Dafür schämte sie sich, doch zugleich konnte sie nicht anders, denn in solchen Augenblicken war sie wieder ein junges Mädchen, und sie standen in der Gasse in Fes, wo er die Arme um sie geschlungen und sie innig geküsst hatte und die Welt strahlend, vollkommen und unfassbar schön gewesen war.
    Dies war Charles’ Zimmer, der einzige Ort, wo sie ihn noch finden könnte. Sie legte die Hand auf sein Kissen, genau da, wo sein Kopf gelegen hatte, und spürte, wie ihr Herz die Stelle erkannte und sich beruhigte. Sie hatte nicht mehr an seinem Bett gestanden seit der Nacht, in der sie ihn hinausgebracht hatten, und jetzt fühlte sie sich in diese Nacht zurückversetzt. Die sechs Jahre seither waren ein beängstigender, schlechter Traum gewesen – jetzt war es an der Zeit, daraus aufzuwachen. Ihm zu folgen, wie sie es schon längst hätte tun sollen. Sie legte sich aufs Bett und achtete darauf, die Decke nicht in Unordnung zu bringen. Alles sollte genau so sein, wie er es hinterlassen, wie er es zuletzt berührt hatte. Ihr Körper sollte genau all jene Stellen berühren, die seiner berührt hatte. Sie legte den Kopf in die Kuhle im Kissen und kreuzte die Arme auf dem Bauch, genau so, wie er es getan hatte. Sie lag an dem Fleck, an dem er zuletzt gelegen hatte, und sehnte ihn herbei. Komm zurück zu mir, mein Liebster. Komm zurück und nimm mich mit. Sie atmete so langsam und so leise, wie sie nur konnte, und sie wartete. Sie wartete darauf, dass er ihre Hand nahm und ihr den Weg zeigte. Und schon bald kam er, ganz leicht und leise. Ihr stockte der Atem, als sie es spürte. Nur er war da, nur sie beide allein in dem kleinen Zimmer, in dem er über sechzig Jahre lang gelebt und wo sie ihn geliebt hatte. Die anderen glitten durch die Wände davon – sie konnte fühlen, wie sie verschwanden. Élodie, Delphine, Celeste, Valentina. Endlich ließen sie ihr ihre Ruhe. Sie ließen sie mit Charles allein, und das war alles, was sie je gewollt hatte. Ihr Herz schlug langsam und müde. Ihr war kalt, und sie fühlte sich so schwer, dass sie wohl nie wieder aus diesem Bett aufstehen würde. Sie wollte auch gar nicht wieder aufstehen. Und dann war er da. Sie hörte ihn ganz deutlich, und die Freude schoss wie ein glühender Schmerz durch ihre Brust, so lieblich, so scharf. Mitzy, nicht bewegen. Und das tat sie auch nicht. Nicht einmal, um zu atmen.

D ANKSAGUNG
    Ich bin dem ganzen Team bei Orion für seine hervorragende Arbeit zu großem Dank verpflichtet, allen voran mei ner Lek torin Sara O’Keeffe für all ihre guten Ratschläge, ihre Weitsicht und Unterstützung. Mein Dank gilt außer dem meiner wunderbaren Agentin Nicola Barr für ihre Hilfe, Ermunterung und Kompetenz.
    Ich danke Jane Kallaway von der Langley Chase Farm, die sich Zeit für mich genommen und mir ihre Herde vorgestellt hat, und Richard Heaton, CB , der mir Einblicke in die Welt des Kunsthandels eröffnete. Eventuelle sachliche Ungenauigkeiten – ob sie die Kunst oder die Bio-Schäferei betreffen – sind allein mein Fehler.
    Schließlich möchte ich meine Liebe und Dankbarkeit Mum, Dad, Charlie und Luke aussprechen, und all meinen Freunden, die mich beim Schreiben, wie immer, großzügig unterstützt und angefeuert haben.

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