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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Knochen, über die Bettkante. »Soll ich einen Arzt rufen?«
    »Nein!«, stieß sie plötzlich hervor, dann hustete sie. »Keinen Arzt. Ich bin nur müde.«
    »Das war eine merkwürdige Nacht«, sagte Zach vorsich tig. Sie nickte und schaute mit trostloser Miene zu Bo den. »Es tut mir leid«, sagte er. Er wusste nicht recht, wie er ihr erklären sollte, wofür er sich eigentlich entschuldigte. Dafür, dass er ihr Geheimnis entdeckt hatte, nachdem sie es so lange gewahrt hatte. Dass er es ihr weggenommen hatte.
    »Er ist seit sechs Jahren tot. Das wusste ich, aber ich … Ich habe geträumt, dass ich es nicht wüsste. Es mir ge wünscht«, sagte sie. Tränen traten ihr in die Augen und fielen auf ihre Wangen.
    »Sie haben ihn wirklich geliebt, nicht wahr?«, murmelte Zach. Dimity blickte zu ihm auf, und die Pein in ihren Augen war greifbar. Eine nach der anderen trieben die Fragen aus Zachs Geist einfach davon. Sie schuldete ihm gar nichts.
    »Mehr als mein Leben«, sagte sie. Dann holte sie tief Luft. »Und ich hätte alles für ihn getan. Alles getan, um es wiedergutzumachen.«
    »Um was wiedergutzumachen, Dimity?« Zach runzelte die Stirn. Zwei weitere Tränen tropften auf ihre gefalteten Hände.
    »Was ich getan habe«, hauchte sie so leise, dass er sie kaum verstand. »Was ich getan habe.« Ein Schluchzen schüttelte sie. Zach wartete darauf, mehr zu hören, doch sie schwieg. Da fiel ihm etwas ein, was Wilf Coulson gesagt hatte. »Jetzt werden es alle erfahren. Es werden Leute kommen, und die werden erfahren, dass er hier war. Sie werden wissen, dass ich ihn versteckt habe. Nicht wahr?« Sie blickte wieder zu ihm auf, und Trauer und Angst waren tief in ihre Züge eingegraben. Zach schüttelte den Kopf.
    »Nicht unbedingt, Dimity. Wenn Sie nicht wollen, dass ich es jemandem erzähle, dann werde ich es auch nicht tun. Das verspreche ich Ihnen.« Ihre Augen weiteten sich ungläubig.
    »Ist das Ihr Ernst? Schwören Sie es mir?«, flüsterte sie.
    »Ich schwöre es«, sagte Zach und spürte, wie dieses Versprechen sich eng um sein Herz schloss. »Das Geheimnis, das Sie und Charles gewahrt haben, ist immer noch Ihr Geheimnis. Und die Bilder gehören rechtmäßig Hannah. Sie hat Sie der Bilder wegen bisher nicht verraten, und ich bin sicher, dass sie das auch jetzt nicht tun wird«, erklärte er. Dimity nickte und schloss die Augen.
    »Ich bin so müde«, sagte sie und ließ sich wieder auf das verschossene Laken sinken.
    »Dann ruhen Sie sich aus. Ich komme morgen wieder und sehe nach Ihnen.«
    »Ausruhen? Ja, vielleicht. Aber sie werden kommen, wissen Sie?«, sagte sie mit leiser, ängstlicher Stimme.
    »Wer denn, Dimity?« Zach runzelte die Stirn.
    »Sie alle«, flüsterte sie, und schon erschlaffte ihr Gesicht im Schlaf. Zach zog die Bettdecke über sie und berührte zu einem kurzen Abschied mit den Fingerspitzen einen schmuddeligen roten Handschuh.
    Besorgt und noch immer unschlüssig, ob er nicht doch einen Arzt für Dimity holen sollte, fuhr Zach ins Dorf und wollte gerade zur Southern Farm abbiegen, als er eine vertraute Gestalt auf einer Bank sitzen und aufs Meer hinausschauen sah, einen kleinen Hund zu Füßen. Zach hielt am Straßenrand und ließ das Seitenfenster herunter.
    »Hallo, Mr. Coulson, wie geht es Ihnen?«, rief er. Wilf Coulson schloss beide Hände um die Leine des Whippets und nickte knapp – das Minimum an Höflichkeit. »Ich weiß, Sie haben mir gesagt, dass ich Ihnen keine Fragen über Dimity mehr stellen soll …«
    »So ist es. Habe ich«, sagte er alte Mann argwöhnisch.
    »Ich war gerade bei ihr, und sie hat etwas gesagt … Na ja, das hat mich an unser Gespräch erinnert, und ich wollte Sie gern danach fragen. Bitte.« Wilf Coulson bedachte ihn mit einem nur schwer zu deutenden Blick – Neugier, gemischt mit Traurigkeit und Streitlust.
    »Was denn?«
    »Ich habe Sie gefragt, woran die kleine Élodie Aubrey gestorben ist, und Sie haben gesagt, sie sei eines natürlichen Todes gestorben, auch wenn manche Leute etwas anderes behauptet hätten. Ich habe mich nur gefragt, was genau Sie damit gemeint haben?«
    »Habe ich mich etwa undeutlich ausgedrückt?«
    »Nein, aber wer waren diese Leute? Und was haben sie behauptet? Ich werde diese Information nicht benutzen, wissen Sie? Ich meine, nicht für mein Buch. Ich versuche nur zu verstehen, was Dimity durchmacht. Würden Sie mir sagen, was genau Sie damit gemeint haben?« Wilf schien darüber nachzudenken. Sein Kiefer spannte und entspannte

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