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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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daran erinnert zu werden.
    »Schon gut. Nicht so wichtig.«
    »Meinst du die Aubrey-Biografie? Du willst sie endlich fertig schreiben? Das ist toll, Zach. Wurde aber auch Zeit!« Sie lächelte. Er nickte und bemühte sich, ein entschlossenes Gesicht zu machen. Die Aufgabe ragte immer noch vor ihm auf wie eine steile Felsenklippe, Dimity Hatcher hin oder her. »Du bist also in Blacknowle? Willst du auch ein bisschen nachforschen, was deinen Großvater betrifft?«
    »Ich weiß nicht … Vielleicht. Wahrscheinlich nicht.« Zach schüttelte den Kopf. Was er finden wollte, finden musste, war zu gestaltlos, zu fragil, um es in Worte zu fassen. »Und, wo ist Elise? Bereit für ihre Gutenachtgeschichte?«
    »Oh, Zach, es tut mir leid. Wir waren den ganzen Tag unterwegs, und sie war fix und fertig. Sie ist vor einer Stunde ins Bett gegangen. Mir ist gerade erst eingefallen, dass ich dich anrufen und dir Bescheid sagen sollte. Tut mir wirklich leid.«
    Zach spürte, wie sich seine Anspannung in einer Flut von Enttäuschung auflöste.
    »Dann geht es also schon los«, sagte er, und weil es ihm die Brust zuschnürte, klang seine Stimme angespannt.
    »He – das stimmt nicht. Sie war einfach fertig – was hätte ich denn tun sollen?«
    »Mir eine SMS schicken oder eine Stunde früher online gehen?«
    »Tja, ich habe eben nicht mehr daran gedacht. Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut. Ich konnte ihr heute auch keine Gutenachtgeschichte erzählen, okay? Sobald sie im Bett lag, ist sie auf der Stelle eingeschlafen.«
    »Ja, aber du kannst sie jeden Abend ins Bett bringen und ihr einen Gutenachtkuss geben und den ganzen Tag mit ihr zusammen sein. Oder?«, erwiderte er, ohne sich darum zu scheren, wie kindisch er sich anhörte.
    »Hör mal, ich bin auch müde. Ich will nicht mit dir streiten.« Sie drückte die Schultern an die Stuhllehne in ihrem Rücken. Ganz kurz huschte ihr Blick vom Bildschirm weg irgendwo in den Raum – ein genervter Blick, eine Bitte um Hilfe. An Lowell natürlich, den unsichtbaren Lauscher. Zach war nur froh, dass der Mann zumindest nicht mit vor dem Bildschirm saß und somit auch seine schäbige Aufmachung nicht sehen konnte. Er seufzte.
    »Na gut. Dann also morgen Abend. Die Geschichte, nicht den Streit.«
    »Morgen übernachtet sie bei einer Freundin … Sonntagabend?«
    »Ist gut. Selbe Uhrzeit. Bitte …« Dann wusste er gar nicht mehr, was er eigentlich hatte sagen wollen. Worum er hatte bitten wollen. Da war wieder diese tiefe Erschöpfung. Er schloss die Augen und rieb sie mit den Fingerspitzen, bis er rote Punkte hinter seinen Lidern erblühen sah.
    »Sonntagabend. Versprochen«, sagte Ali und nickte nachdrücklich, als wollte sie ein Kind beruhigen.
    »Gute Nacht, Ali.« Er unterbrach die Verbindung, ehe sie antworten konnte, doch das war eine erbärmliche, klein liche Geste, die ihm keinerlei Befriedigung brachte. Er schal tete den Laptop aus und stolperte im Dunkeln hinauf in sein Zimmer.
    Ali hatte in ihrer Beziehung schon immer die Kontrolle gehabt, von Anfang an. Das war Zach jetzt vollkommen klar, obwohl er es damals, geblendet von Liebe und Wunschden ken, nicht erkannt hatte. Als er ihr den Heiratsantrag machte, ließ sie sich achtundvierzig Stunden Zeit mit ihrer Ent scheidung. Er wartete in beinahe unerträglicher Spannung – er wusste, dass sie Ja sagen musste, weil er sie so sehr liebte, weil sie einander so sehr liebten. Zugleich quälte ihn aber die Möglichkeit, dass sie doch Nein sagen könnte. Als sie seinen Antrag endlich annahm, war er zu glücklich, um sich noch Gedanken über diese lange Bedenkzeit zu machen. Doch im Nachhinein erkannte er, dass die Entscheidung ihr nicht leichtgefallen war, dass sie tatsächlich so lange gebraucht hatte, um das Für und Wider abzuwägen und zu dem Schluss zu kommen, dass er das Risiko wert war. Er hatte geschworen, dieses Vertrauen in ihn nicht zu enttäu schen. Er hatte geschworen, sie glücklich zu machen, der perfekte Ehemann und Vater zu sein. Doch als Elise dann auf der Welt war, ließen ihn tausend Kleinigkeiten – winzige Bemerkungen, eine flüchtig gerunzelte Stirn – spüren, dass er versagte. Gib sie mir, bekam er immer wieder zu hören, wenn Elise nicht einschlafen wollte, nicht aufhörte zu weinen oder er es nicht schaffte, ihr die Ärmel einer Strickjacke über die Ärmchen zu ziehen. Gib sie mir, im Tonfall mühsam unterdrückter Gereiztheit.
    Ungefähr zu dieser Zeit sprachen sie zum ersten Mal davon, aus London

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