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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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wegzuziehen, nach Südwestengland, wo Zach vielleicht mehr Erfolg mit einer Galerie haben würde. Ein Jahr lang verkauften sie sich diesen Plan selbst als einen Schritt nach vorn, als Bereicherung ihres Lebens, und nicht als Rückschritt, Beschränkung, eine letzte Chance. Nur ein- oder zweimal, als sie enttäuschend kleine Wohnungen besichtigten, ertappte er sie dabei, dass sie ihn mit einem beinahe verächtlichen Blick anschaute – der sofort wieder verschwand, ihn aber dennoch entsetzte. Bath war nichts für Ali. Sie vermisste ihre Anwaltskanzlei in London und ihr gesellschaftliches Leben dort. Als Zachs weiter sinkendes Einkommen sie zwang, sich wieder einen Job zu suchen, um sie alle drei mit zu ernähren, fand sie die Arbeit läh mend und langweilig. Zach hegte den Verdacht, dass Ali sich im Grunde schon lange vorher entschieden hatte, ihn zu verlassen, ehe sie es dann schließlich tat. Und wahrscheinlich hatte sie diese Entscheidung ganz ruhig und rational getroffen und den richtigen Zeitpunkt so sorgfältig abgewägt, wie sie auch zu dem Entschluss gekommen war, ihn zu heiraten.
    Am nächsten Morgen fuhr er als Erstes nach Swanage, einem von zwei Orten in der Nähe, in denen es vermutlich einen Metzger gab. Es war ein strahlend schöner Morgen. Die Sonne schien warm, aber das Licht kam ihm blasser vor als noch eine Woche zuvor – als würde der nahende Herbst es immer weiter verdünnen, damit es noch ein wenig länger reichte. Die staubigen Ginsterbüsche, die die Straße säum ten, waren eher grau denn grün, ganz dürre Zweige und vertrocknete gelbe Blüten. Swanage schmiegte sich um seinen Sandstrand und den kleinen Hafen. Dank der späten Urlauber herrschte noch Leben auf den Straßen, doch ohne die Kinder, die jetzt wieder Schule hatten, schienen all die bunten kleinen Läden ihrer Fröhlichkeit beraubt. Zach fand eine Metzgerei, die offenbar sehr beliebt war, denn der Fleischvorrat in der Kühltheke schwand rasch und hinterließ nur seinen leichten Blutgeruch in der Luft.
    »Wie alt sind Ihre Herzen?«, fragte er, als er endlich an die Reihe kam.
    »Bei uns ist immer alles absolut frisch«, antwortete der junge Mann hinter der Theke.
    »Nein, ich meine – ja, natürlich. Aber ich brauche …« Er zögerte und kam sich sehr dumm vor. »Ich brauche ein Och senherz, aber es darf nicht älter als einen Tag sein.«
    »Aha«, sagte der Metzger mit einem Lächeln, und falls er nach dem Grund hatte fragen wollen, überlegte er es sich offenbar anders. »Also, wir haben fast ausschließlich Herzen vom Ochsen, in der Hinsicht können Sie also beruhigt sein. Weniger als einen Tag alt … Na ja, die hier haben wir gestern früh bekommen, also dürften sie wahrscheinlich am Tag davor geschlachtet worden sein. Das wären dann eher sechsunddreißig Stunden als unter vierundzwanzig. Aber ganz ehrlich – sie sind wunderbar frisch, völlig in Ordnung. Ich wüsste nicht, was man da für einen Unterschied erkennen sollte. Sie können gerne selbst mal riechen.« Mit der behandschuhten Hand griff er nach einem Rinderherz und wog es ein paarmal in der Handfläche, ehe er es Zach hinhielt.
    »Nein, danke, ich glaube Ihnen«, sagte Zach und wich zurück. Das Herz schmiegte sich in die hohle Hand des Metzgers, in die es ganz genau passte. Auf einmal war er sicher, dass Dimity Hatcher es nicht zu kulinarischen Zwecken haben wollte, und wenn es nicht zum Essen gedacht war, wofür …? Eingeweide. Er schluckte.
    »Bekommen Sie denn auch welche rein, die weniger als einen Tag alt sind?«, erkundigte er sich, wobei ihm bewusst war, dass er sich allmählich ziemlich seltsam anhören musste. Doch der junge Mann lächelte freundlich. Vielleicht war er sogar noch merkwürdigere Kundenwünsche gewohnt.
    »Also – lassen Sie mich überlegen. Dienstags stehen Ihre Chancen wahrscheinlich am besten. Ich kann gern eines für Sie zurücklegen, wenn Sie möchten? Wenn Sie dann gleich in der Früh kommen, ist es immer noch keinen Tag alt.«
    »Dienstag? So lange wollte ich eigentlich nicht warten.« Zach beäugte das Herz, das der Metzger immer noch in der Hand hielt. »Ich nehme das da. Wie Sie schon sagten, es ist sicher völlig in Ordnung, auch wenn es das Zeitlimit ein bisschen überschritten hat.« Mit einem leichten Lächeln packte der Metzger ihm das Herz ein. Zach befand, dass er ohnehin schon als Verrückter gelten musste und sich deshalb mit weiteren Seltsamkeiten nicht mehr zurückhalten musste. »Gibt es hier irgendwo ein

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