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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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eine Art Erregung verriet. Dann hörte sie auf und krümmte die Finger zu einer lockeren Faust, als Zach fortfuhr. »Ich glaube«, sagte er, immer noch in Gedanken versunken, »dass diese Bilder sich hier befanden, in Blacknowle, ehe sie verkauft wurden. Und ich glaube, es könnte noch mehr davon geben.«
    »Das ist eine gewagte Theorie. Ich nehme an, Sie meinen Dimity? Halten Sie Mitzy Hatcher für eine begnadete Künstlerin, die Aubrey-Werke so perfekt fälschen könnte, dass sie tatsächlich als Originale durchgehen?«
    »Das vielleicht nicht. Aubrey muss ihr die Bilder eben geschenkt haben … Oder sie hat sie sich genommen. Das würde erklären, warum sie in manchen Punkten so verschlossen ist …«
    »Ach, kommen Sie. Mitzy? Die kleine, bucklige alte Mitzy? Lebt sie denn wie jemand, der auf einem geheimen Vorrat praktisch unbezahlbarer Kunstwerke sitzt?«
    »Na ja, nein, eher nicht. Aber es könnte doch sein, dass sie jetzt dringend Geld braucht und deshalb angefangen hat, ein paar davon zu verkaufen … Sehr ungern, natürlich. Sie würde sicher alles, was mit ihm in Verbindung steht, behalten wollen.«
    »Und wenn sie Geld braucht, bringt sie mal eben ein Bild nach London und verkauft es für Tausende von Pfund?«
    »Also …« Zach wand sich. »Wenn Sie es so ausdrücken, klingt das tatsächlich nicht sehr wahrscheinlich. Aber sie könnte doch das Auktionshaus anrufen, damit sie ihr einen Kurier schicken oder so.«
    »Das klingt deshalb nicht sehr wahrscheinlich, weil es absolut unwahrscheinlich ist. Sie hat nicht einmal Telefon. Und hier in der Gegend stehen eine Menge alter Herrenhäuser herum – das wären viel einleuchtendere Kandidaten für eine solche Kunstsammlung. Wie kommen Sie überhaupt darauf, dass die Bilder in Blacknowle sein könnten?«
    »Das war gewissermaßen – nur so ein Gefühl.«
    »Oder vielleicht Wunschdenken?«
    »Kann sein«, antwortete Zach niedergeschlagen.
    »Wissen Sie, was ich glaube?«, fragte sie.
    »Was denn?«
    »Ich glaube, Sie sollten fürs Erste aufhören, darüber nach zugrübeln, und noch ein Glas vom guten Spout-Lantern-Hausbräu trinken. Und dann sollten wir endlich Du sagen.« Sie hob ihr Glas und stieß mit ihm an, ehe sie es leerte. Zach lächelte sie bierselig an.
    »Woher hat der Pub eigentlich seinen Namen?«, fragte er. Hannah drehte sich um und zeigte auf einen verrosteten Metallgegenstand auf einem hohen Wandbord, zwischen alten gläsernen Schwimmkörpern und Fischernetzen. Er erkannte die seltsam verzerrte Gießkanne wieder, vom Schild über der Tür des Pubs.
    »Eine Schmugglerlaterne«, erklärte sie. »Im Inneren ist eine kleine Öllampe, aber deren Licht sieht man nur, wenn man direkt vor dieser Tülle steht, die wie ein Schnabel aussieht. Ein präziser Lichtstrahl, sehr gut geeignet, um Signale zu geben und ein Boot ans Ufer zu lotsen …«
    »Aha, verstehe. Der Laserpointer des achtzehnten Jahrhunderts.«
    »Genau. Also, erzähl mir etwas aus deiner großen, weiten Welt. Ich komme nicht viel raus«, sagte Hannah lächelnd.
    Sie unterhielten sich eine Zeit lang über die Galerie, über Elise, und streiften auch das Thema verlorener Ehegatten. Allerdings ließ Hannah sich über ihren verstorbenen Mann nicht mehr entlocken als seinen Namen – Toby. Sie hielt kurz inne, nachdem sie ihn ausgesprochen hatte, als besäßen diese zwei Silben die Macht, ihr die Sprache zu rauben. Zach fragte sich, ob man wohl seinen Leichnam gefunden hatte oder ob er auf See verschollen war, einfach weggespült wie schon so viele Männer vor ihm. Da kam ihm ein plötzlicher Gedanke, der ihn erschauern ließ – die Vorstellung, dass Hannah, wenn sie in der Bucht schwamm, in Wirklichkeit nach ihm suchte. Sie war immer wieder getaucht und mindestens so lange unter Wasser geschwommen wie an der Oberfläche. Er hatte das Gefühl, dass sie entschlossen genug, resolut genug wäre, stark genug, um auch Jahre später noch weiter nach etwas zu suchen, das sie an die Wellen verloren hatte.
    »Schwimmst du auch im Winter? Im Meer, meine ich?«, fragte er.
    »Das nenne ich mal einen Gedankensprung. Ja. Ich schwimme das ganze Jahr über. Das tut gut, reinigt den Körper und so weiter.« Sie sah ihn neugierig an. »Falls du dir das gerade bildlich vorzustellen versuchst, ich habe einen Neoprenanzug für die Wintermonate«, fügte sie trocken hinzu.
    »Nein! Nein, ich habe mir das nicht vorgestellt. Ich … Gute Idee, wirklich – ein Neoprenanzug. Sonst wäre es sicher eiskalt.«
    »Da

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