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Das verborgene Netz

Das verborgene Netz

Titel: Das verborgene Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Unternehmen gemacht werden, das den Herausforderungen der kommenden Jahre gewachsen und vor Know-how-Diebstahl, Plagiaten, Spitzelei und Ähnlichem geschützt sei. Wie bei ihren Solarprodukten wolle die Firma auch im Bereich Unternehmenssicherheit neue Standards setzen.
    »Und Sie haben sich bereit erklärt mitzumachen?«
    »Ich war … geschmeichelt. Ulrich hat
mich
gefragt.
Mich,
nicht Annette, die … «
    »Annette Mayerhöfer?«
    »Ja. Sie ist großartig. So intelligent. Sie kann sich durchsetzen, hat vor niemandem Angst.«
    »Ist sie Ihre Vorgesetzte?«
    »Eigentlich nicht. Aber sie übernimmt Verantwortung, sagt, was sie denkt, im Gegensatz zu mir. Sie möchte Karriere machen, ich fühle mich wohl damit, wie es ist.«
    »Sie wissen, dass sie gekündigt hat?«
    »Ja.« Der Gedanke, dass eine neue Kollegin komme, mache ihr Angst, gestand Esther, und sie könne sich die Arbeit ohne Annette nicht vorstellen. Sie hätten perfekt harmoniert, die eine zuverlässig und gründlich im Hintergrund, die andere willensstark und überzeugend im Vordergrund.
    Die eine im Schatten, die andere in der Sonne, dachte Louise. » Was genau haben Sie für Meier getan?«
    Esther hatte über mehrere Monate interne Unterlagen mit technischen Daten, Kalkulationen, Marktrecherchen und Umsatzerwartungen fotokopiert oder per E-Mail an eine externe Adresse weitergeleitet, die Meier ihr genannt hatte, außerdem Sitzungsprotokolle, Aufzeichnungen von Gesprächen mit Kooperationspartnern und Ähnliches mehr.
    »Zu welchem Produkt?«
    »Haben Sie von ›DriveSolar‹ gehört?«
    »Ja. Solarzellen für Autodächer, oder?«
    Esther nickte. Ulrich Meier hatte von ihr ausschließlich Informationen zu diesem Projekt gewollt, weil es für GoSolar sehr wichtig sei und die Task Force wissen müsse, wie gut solche sensiblen Daten geschützt seien. Fotokopien hatte Esther in ihrem Schreibtisch aufbewahrt, bis Meier sie im Firmenrestaurant angesprochen oder sich an ihren Tisch gesetzt hatte. Später am selben Tag hatte sie die Unterlagen
in einem Umschlag auf die Damentoilette ihrer Abteilung mitgenommen und zwischen Klopapierhalterung und Wand einer bestimmten Kabine geschoben.
    »Wer hat sie geholt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Mit wem außer Meier haben Sie über die Task Force und die … geplante Sicherheitsabteilung gesprochen?«
    »Mit niemandem.«
    »Warum ist ›DriveSolar‹ eigentlich so wichtig? Solarzellen für Autodächer, das ist doch wohl kaum ein lukrativer Markt, oder?«
    Nicht in den nächsten Jahren, erwiderte Esther, aber in der nahen Zukunft. Bislang gebe es nur einen einzigen Wettbewerber, und GoSolar wolle frühzeitig in den Markt. Die Firma baue in Kooperation mit einem Autokonzern und einem Zulieferer in Sachsen-Anhalt ein Werk, das für die vollautomatisierte Massenfertigung von Car-Modulen ausgelegt sei. Im Moment könne man mit einem herkömmlichen kristallinen Zellenmodul kaum die Innenraumlüftung mit Strom versorgen, wenn der Motor abgeschaltet sei. Aber die Forschungsabteilung arbeite mit Hochdruck an einer Verbesserung des Wirkungsgrades, außerdem an halbtransparenten Zellen für die seitlichen und hinteren Autofenster. Zusätzlich entwickele man Dünnschichtmodule, die eines Tages mittels Folien auf die Karosserie aufgebracht werden könnten.
    Lächelnd rollte Louise die Augen.
Kristallin
,
Dünnschicht
– böhmische Dörfer für sie.
    Doch Esther war nicht aufzuheitern. Mit gesenktem Kopf starrte sie auf das leere Glas in ihrer Hand. »Es
ist
doch alles ein Irrtum, oder?«
    »Sieht so aus, ja.«
    »Habe ich etwas Ungesetzliches getan?«
    Beruhigend schüttelte Louise den Kopf.
    »Aber was will der Verfassungsschutz dann von mir?«
    »Ach, die interessieren sich nur für GoSolar. Sie kennen ja die Gerüchte, Insiderhandel und so weiter.«
    »Haben die Philipp … Wie sagt man? Bei uns eingeschleust?«
    »Ich nehme es an.«
    »Und warum sind
Sie
hier? Arbeiten Sie mit dem Verfassungsschutz zusammen?«
    »Nein. Ich will nur rausfinden, was genau in Berlin passiert ist. Wer der Mann ist, der das Zimmer neben Ihrem hatte.«
    Esther nickte, glaubte ihr anscheinend, auch wenn ihre Antwort kaum die Hälfte dessen erklärte, was in Berlin und Freiburg geschehen war.
    Louise wartete auf weitere Fragen, doch es kamen keine. Vielleicht, weil Esther bemüht war, das Konstrukt nicht zu sehr ins Wanken zu bringen, um noch daran glauben zu können – dass Ulrich Meier sie für die Task Force um Hilfe gebeten hatte. Dass sie nicht

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