Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
Schlägerei. Es dauerte eine ganze Weile, bis Ruhe eingekehrt war und Quintus weitersprechen konnte.
»Der Dritte und Letzte im Bunde ist ein Neuzugang. Er ist der Favorit unseres Gastgebers Warlord Alexander, dem ich an dieser Stelle herzlich für den Empfang und die Organisation danken möchte. Begrüßt mit mir Logan vom Clan des Steinernen Turms.«
Wieder ertönte Applaus, doch er war deutlich verhaltener als bei den anderen beiden Kämpfern.
Logan warf einen Blick in Richtung Alexander und seines Sohnes Cedric. Die beiden saßen auf der rechten Seite der Ehrenloge und genossen die Veranstaltung sichtlich.
Quintus lächelte und fuhr fort: »Mit siebzehn Jahren ist Logan der jüngste Kämpfer, der es je bis in die Endausscheidung geschafft hat. Schon deshalb gebührt ihm euer Respekt.«
Logan spürte seinen Puls rasen. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Wie konnte er ernsthaft annehmen, hier zu bestehen? Gewiss, er hatte sich den einen oder anderen Trick ausgedacht, aber angesichts der beiden Veteranen und der vielen Zuschauer sank ihm das Herz in die Hose. Dies war keine Samstagsnachmittagsbalgerei, dies war ein handfestes Gemetzel. Es gehörte mehr als nur einfache Bauernschläue dazu, um auch nur die ersten Minuten zu überleben. Es war Wahnsinn, einfach Wahnsinn.
Logan war so in Gedanken versunken, dass er beinahe überhörte, dass Quintus seine Rede beendet und das Zeichen gegeben hatte. Die drei Schläge gegen das Blech. Der Kampf hatte begonnen.
4
G wen durchstreifte das Haus wie ein eingesperrtes Tier. Von der Küche zum Bad, vom Bad in ihr Schlafzimmer, von dort in die Wohnstube und wieder zurück in die Küche. Es musste nach dreiundzwanzig Uhr sein, und sie hätte eigentlich längst schlafen müssen, aber sie war einfach zu aufgeregt. Erst die Freude, dann die Zweifel. Anstatt zu lernen, hatte sie nur darüber nachdenken müssen, was sie wohl am nächsten Morgen erwartete.
Eine Behandlung durchführen,
hatte Magdalena gesagt. Viel nebulöser konnte man es ja wohl kaum ausdrücken. Das Spektrum reichte von Kräuterumschlägen bis hin zum Eingriff am offenen Gehirn. Nun, das vielleicht nicht unbedingt, aber eine Operation kam durchaus in Frage. Ihre Freundin Regula hatte vergangenen Monat einen offenen Bruch behandeln müssen und war fast daran gescheitert. Die Kranke hatte auf das Schmerzmittel schlecht reagiert und so heftig gezappelt und getobt, dass zwei Helferinnen nötig waren, um sie zu stabilisieren.
Als Heilerin durfte man sich von nichts aus der Ruhe bringen lassen – weder vom Leid der Kranken, noch von Beschimpfungen oder Schmerzensschreien. Am schlimmsten war es bei Kindern. Gwen empfand so viel Mitgefühl für die Kleinen, dass sie es bislang nicht übers Herz gebracht hatte, bei einem von ihnen das Messer anzusetzen. Doch manchmal musste es eben sein.
Hoffentlich war es keine Operation. Ein ausgerenkter Arm, eine Verbrennung, eine Schnittverletzung oder Quetschung, irgendetwas in der Art hätte ihr gefallen, aber dafür gab es keine Garantie. Gwen kannte alle Kranken, die zurzeit in den Häusern der Heilung untergebracht waren. Keine davon erfüllte ihre Wunschkriterien. Gewiss, da war die alte Helena mit ihrem Gallenstein, aber sie war so schwach, dass Magda es niemals riskieren würde, einen Neuling auf sie anzusetzen.
Sosehr sie sich auch das Hirn zermarterte, Gwen hatte keine Ahnung, was morgen geschehen mochte. Außerdem musste sie ausgeschlafen sein, wenn sie die Prüfung bestehen wollte.
Sie blieb stehen. Sie war wieder in der Küche angelangt. Zum wievielten Mal jetzt?
Füchschen lag friedlich in ihrem Korb und blickte zu ihr empor. Der Mond schien zum Fenster herein, genau auf ihr Nest.
»Na, meine Kleine. Kannst du auch nicht schlafen? Liegt vielleicht am Mond. Was soll ich machen? Ich habe schon alles versucht.«
Die grünen Augen blickten sie unverwandt an.
»Einen Spaziergang sagst du?« Gwen zuckte die Schultern. »Warum eigentlich nicht? Zu mehr bin ich sowieso nicht in der Lage. Wie sieht’s aus, willst du mich begleiten?«
Füchschen gähnte und ließ ihre kleinen Zähne aufblitzen. Dann rappelte sie sich auf und folgte Gwen hinaus in die Dunkelheit.
Die Nacht war sternenklar. Der alte Baum wirkte wie ein Scherenschnitt, zwischen dessen Verästelungen Hunderte von Sternen blinkten. Die kühle Luft führte den Geruch von Holzfeuern mit sich. Irgendwo in der Ferne erklang der Ruf einer Eule. Keine Menschenseele war zu sehen, ganz Glânmor
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