Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
gewartet hatte.
Der Riese riss seinen Hammer hoch und ließ ihn auf den Flüchtenden heruntersausen. Ein furchtbares Krachen ertönte. Der Schild, den Logan zum Schutz über seinen Kopf gehalten hatte, zerbarst und fiel – in Dutzende kleiner Stücke zerbrochen – zu Boden. Logan taumelte, dann fiel er auf die Knie. Er griff sich an die Brust und hielt seine Hand in die Höhe. Ein Aufschrei ging durch die Menge. Dachs blieb beinahe das Herz stehen. Die Hand war rot. Auf Logans Brust war ein Fleck zu sehen, der rasch größer wurde. Sein Bruder kroch noch ein paar Meter, bis er beinahe die Mitte der Arena erreicht hatte. Er schien etwas sagen zu wollen, doch aus Mund und Nase lief ebenfalls Blut. Mit einem Röcheln brach er zusammen und blieb liegen. Ein Moment atemloser Spannung, dann brandeten Applaus und Buhrufe auf. Quintus schlug mit seinem Stab zweimal gegen das Blech. Das Zeichen, dass der erste Kämpfer ausgeschieden war.
Dachs wusste vor Entsetzen nicht, was er machen sollte. Er hob die Arme und signalisierte den Sanitätern, sie sollten Logan zu Hilfe eilen, aber seine Bemühungen gingen im Sturm der Schlachtrufe einfach unter. Außerdem lag Logan so unglücklich, dass der Rettungsdienst nicht an ihn herankam. Kein Sanitäter war so lebensmüde, während eines laufenden Kampfes in die Mitte des Platzes zu rennen. Es war zum Verzweifeln. Und gerade ging der Kampf in die zweite Runde.
*
Logan versuchte, seine Knochen zu sortieren. Junge, war das ein Schlag gewesen! Obwohl er sich innerlich darauf vorbereitet hatte, war er immer noch überrascht von der Heftigkeit, mit der Norgals Hammer seinen Schild zerfetzt und ihn zu Boden geworfen hatte. Sein linker Arm fühlte sich an wie abgestorben. Ein Teil des Blutes schien tatsächlich echt zu sein. Nun gut, das konnte dem schauspielerischen Eindruck, den er zu hinterlassen beabsichtigte, nur förderlich sein.
Er hatte diese Idee schon lange mit sich herumgetragen, doch sie war nie über das Stadium eines Notfallplans hinausgekommen. Jetzt war er froh, dass er sich trotz seiner Abneigung gegen den Betrug so gewissenhaft vorbereitet hatte. Der präparierte Schild, die mit Kirsch- und Johannisbeersaft gefüllten Tierblasen und die Gurte, mit denen sie unter seinem Hemd befestigt waren. Selbst der Trick, eine dieser Blasen im Mund zu deponieren und im richtigen Moment draufzubeißen, hatte sehr überzeugend funktioniert. Er hörte immer noch das entsetzte Stöhnen, als er die rote Hand hob. Natürlich tat es ihm leid, seinen Vater und seinen Bruder derart hinters Licht zu führen, aber manchmal heiligte die Not alle Mittel. Und wie recht er gehabt hatte!
Verborgene Absprachen galten als regelwidrig, dennoch hatte er beobachtet, wie die beiden Veteranen vor dem Kampf geheime Zeichen ausgetauscht hatten. Und als ob er es geahnt hätte, gingen sie gleich von Anfang an gemeinsam auf ihn los. Spätestens ab diesem Moment war er glücklich, dass er Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte. Jetzt musste er nur noch abwarten, ob auch der Rest gelingen würde.
Die beiden Kämpfer umkreisten ihn. Norgal stand nur wenige Meter entfernt und versuchte, Wenguls Pfeile mit seinen Unterarmschienen abzuwehren. Ein Schild kam für ihn nicht in Frage. Der Hammer war viel zu schwer, um ihn mit nur einer Hand zu tragen, aber so ganz funktionierte das mit den Schienen nicht. Zwischen den Augenschlitzen hindurch sah Logan, dass einer der Pfeile bereits sein Ziel gefunden hatte. Er steckte in der Schulter, ganz nah am Schlüsselbein. Den minimalen Blutverlust steckte der Riese jedoch locker weg. Da bedurfte es schon anderer Treffer.
Wengul schien das auch so zu sehen und setzte alles auf eine Karte. Seine Angriffe kamen jetzt Schlag auf Schlag. Die Sehne seines Bogens surrte, als würde er versuchen, darauf Harfe zu spielen. Norgal hingegen setzte auf Zeit. Sobald Wengul seine Pfeile verschossen hatte, würde er ihn in den Nahkampf zwingen, und was das bedeutete, war klar.
Wieder zischte ein Pfeil von der Sehne und verfehlte Norgal nur knapp. Der Riese stand so dicht bei Logan, dass dieser seinen säuerlichen Schweiß riechen konnte. Um dem Geschoss auszuweichen, musste Norgal zur Seite hechten. Dabei trat er auf Logans linken Fuß. Nur mit Mühe konnte Logan einen Schrei unterdrücken. Der Schmerz war kaum auszuhalten. Aber wenn er jetzt zuckte, wäre sein ganzer Plan für die Katz gewesen.
Nur noch ein paar Minuten.
*
Dachs verfolgte den Kampf unter gesenkten Brauen. Seine
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