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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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und mit einem Mal lag dort Juna. Sie schüttelte den Kopf. Konzentrier dich, ermahnte sie sich. Du bist dabei, einem Kind den Bauch aufzuschneiden, da darf kein Fehler passieren.
    Ilene lag ganz ruhig und entspannt, fast wie eine Puppe. Doch kaum richtete Gwen ihren Blick wieder auf das Skalpell, war es, als läge Juna vor ihr.
    Tu es,
flüsterte sie.
Tu mir weh.
    »Geh weg«, flüsterte Gwen. »Lass mich in Ruhe.«
    »Stich zu, bring mich zum Bluten.«
    »Warum hast du mich verlassen?« Gwens Lippen bewegten sich unmerklich. Mit gezieltem Druck vergrößerte sie den Schnitt in der unteren rechten Bauchhälfte. Juna schloss die Augen. »Ja«, flüsterte sie. »Genau so.«
    Blut trat aus der Wunde und sickerte über den Bauch. Wie Mohnblüten auf einem Schneefeld. Gwen nahm ein Tuch und wischte es weg.
So weiß wie Schnee, so rot wie Blut, so schwarz wie Ebenholz.
Die Geschichte von Schneewittchen und den sieben Zwergen. In seinem Sarg aus Glas, vergiftet von dem tödlichen Apfel. Die schwarzen Haare rollten über ihre Schultern.
    Dann veränderte sich das Bild. Die schwarzen Haare färbten sich rot. Auf der Schulter prangte eine Tätowierung in Form eines Phönix. Ein Falke kam angeflogen, fegte über sie hinweg.
    Juna?
    Ja, Gwen?
    Bitte, geh nicht.
    Aber ich muss. Mein Prinz erwartet mich.
    Gwen schüttelte den Kopf. Sie war nicht bei der Sache. Sie durfte jetzt nicht versagen, Ilenes Leben hing davon ab.
    Sie griff hinüber zum Tisch, nahm zwei Spreizer und führte sie in die Wunde ein. Die Öffnung im Bauch war jetzt handtellergroß. Sie erblickte die grauen Darmschlingen, die jedoch rasch verblassten. Stattdessen sah sie Juna, wie sie in den Armen ihres Liebhabers lag. Sie hielt ihn umschlungen und küsste ihn leidenschaftlich. Er strich durch ihr wallendes rotes Haar, zog ihren Kopf nach hinten und berührte ihren Hals mit den Lippen. Juna seufzte hingebungsvoll. Mit einem Lächeln schloss sie die Augen und überließ sich den zärtlichen Händen ihres Liebhabers. Noch einmal veränderte sich die Szenerie. Noch immer lagen die beiden beisammen, jedoch nicht länger als Liebespaar. Gwen sah Trümmer aufragen. Die Flugmaschine? Zerborstene Spanten, verbogenes Metall. Mittendrin die blutüberströmten Körper von Juna und David. Sie waren nicht mehr am Leben, keiner von ihnen. Doch sie hielten einander bei den Händen und sahen sich an. Vereint noch im Tod.
    Gwen stöhnte vor Qual. Der blutende Körper, das schreckliche Messer – es ging einfach nicht. Sie hatte verloren.
    Sie spürte eine sanfte Hand auf ihrer Schulter.
    »Ich werde für dich übernehmen.« Theresa stand neben ihr.
    »Ich hasse Männer«, schluchzte Gwen. »Ich hasse sie wirklich.«
    »Komm, gib mir das Skalpell.«
    »Wie konnte Juna mir das nur antun?« Die Tränen flossen jetzt in Strömen.
    »Lass gut sein, mein Kind«, sagte Theresa. »Es war vielleicht doch ein bisschen zu viel für den Anfang. Ich werde Ilene weiter operieren. Entspann dich und mach dir keine Sorgen.«
    Die Heilerin legte ein Tuch über ihren Mund, nahm Gwen das Messer aus der Hand und setzte die Operation fort. Gwen hörte das Klicken von Klammern, das Klingeln von Metall und das leise Flüstern von Stimmen. Sie spürte, wie jemand sie bei der Hand nahm und nach draußen führte, hinaus ans Licht. Im letzten Moment, kurz bevor sie den Raum verließ, fiel ihr Blick auf Magdalena. Die alte Heilerin war sitzen geblieben, die Hände gefaltet. In ihrem runzeligen Gesicht lag Enttäuschung.

7
    L ogan öffnete ein Auge – und schloss es sofort wieder.
    Ein Stechen und Brennen zuckte durch sein Hirn, gefolgt von einem wattigen Unwohlsein. Der berüchtigte Morgen danach.
    Ein zögernder zweiter Versuch. Jetzt ging es besser.
    Die Sonne stand bereits über dem Horizont. Auf den überwucherten Fassaden der Gebäude schimmerte das Licht des neuen Tages, doch unten auf den Straßen herrschten noch die Schatten. Ein milder Wind strich um die Autowracks und verwirbelte den Rauch der heruntergebrannten Feuer zu dünnen Schwaden. In der Luft hing eine entfernte Ahnung von Alkohol und Schweiß.
    Wo er auch hinblickte, überall lagen betrunkene Clanmitglieder herum, die ihren Rausch ausschliefen und leise schnarchten.
    Logan richtete sich auf und streckte seine Arme.
    Was für eine Nacht.
    Wo war er? Süddistrikt? Wie war er denn hierhergekommen? Er versuchte sich zu erinnern, doch das war leichter gesagt als getan. Er musste einfach hingefallen und eingeschlafen sein. Aber bei den

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