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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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es einzig und allein um das Wohl des Kindes.«
    Auf ihr Handzeichen entfernten sich die Heilerinnen und nahmen auf einigen Stühlen Platz, die dort aufgereiht standen.
    Gwen wandte sich wieder Ilene zu.
    »Ich muss dich jetzt abtasten«, sagte sie. »Das kann weh tun. Möchtest du ein Beißholz haben, oder willst du es so versuchen?«
    »Ich will es so versuchen.« Die Augen des Mädchens waren vor Angst weit aufgerissen.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Gwen. »Ich werde ganz vorsichtig sein. Wenn du es nicht mehr aushältst, sag einfach Bescheid, in Ordnung?«
    Ein zaghaftes Nicken war die Antwort.
    Gwen nahm ihren ganzen Mut zusammen und befühlte den Bauch des Mädchens. Die Bauchdecke war verhärtet.
    »Versuch, dich zu entspannen«, sagte sie. »Ganz locker.«
    Die Verhärtung befand sich in der rechten unteren Bauchhälfte. Gwen runzelte die Stirn. »Hast du in letzter Zeit Obst gegessen, Kirschen oder etwas Ähnliches?«
    »Weintrauben. Meine Mama hat letzte Woche einen ganzen Korb voll gekauft. Ich habe fast alle allein gegessen.«
    Gwen nickte. »Ich fühle eine Schwellung. Möglicherweise hat sich dort etwas eingenistet. Weißt du, am Blinddarm sitzt ein Wurmfortsatz, der wie eine Sackgasse geformt ist. Er hat zwar einen Eingang, aber keinen Ausgang. Dort können sich leicht Speiserückstände oder Fremdkörper einlagern, wie zum Beispiel ein Kern, und sich entzünden. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Durchbruch und einer Bauchfellentzündung. Es tut mir leid, aber ich muss dich operieren.«
    »Operieren?« Ilene wurde noch bleicher. »Wirklich?«
    »Ich fürchte ja.«
    »Wird es sehr weh tun?«
    Gwen schüttelte den Kopf. »Du wirst gar nichts mitbekommen. Ich gebe dir ein Schlafmittel, und wenn du aufwachst, ist alles gut.«
    Ilene bemühte sich, nicht zu weinen. Ihr hoffnungsvoller Blick rührte Gwen zu Tränen. Sie warf einen kurzen Blick hinüber zu Magdalena und der Schwesternschaft, doch mehr als gespannte Erwartung konnte sie dort nicht erkennen. Sie band sich den Mundschutz um.
Heilige Göttinnen,
betete sie,
führt meine Hand und lasst mich nicht schwach werden.
    Sie steuerte auf eine dunkelbraune Glasflasche zu, auf der in zierlicher Handschrift das Wort
Äther
stand. »Ich werde dir etwas zum Einatmen geben, das dich ruhig einschlafen lässt«, sagte sie. »Es riecht ein bisschen komisch, aber es ist absolut ungefährlich. Du machst einfach die Augen zu, und wenn du wieder aufwachst, ist alles vorbei.« Dass sie anschließend unter Kopfschmerzen und wahrscheinlich auch Erbrechen zu leiden hatte, musste sie Ilene ja nicht erzählen. Rasch holte sie Watte, Binden, Faden und Schere, präparierte das Narkotikum, ließ fünf Tropfen auf einen Wattebausch fallen und legte ihn sanft auf Ilenes Nase.
    »Und jetzt zähl bis zwanzig«, sagte sie. »Du kannst doch schon zählen, oder?«
    Ilene nickte. »Eins … zwei … drei … vier … fünf … sechs … sie… ben … aach… nnn.« Die Worte verebbten. Das Mädchen verdrehte die Augen. Gwen zählte im Geist weiter. Der Äthergeruch benebelte ihre Sinne, oder war es der mangelnde Schlaf? Als sie bei fünfzehn angelangt war, nahm sie den Bausch herunter. Für ein Kind war die Dosis ausreichend.
    Jetzt kam der schwierige Teil. Gwen hatte zwar schon bei Operationen zugesehen, aber noch nie selbst eine durchgeführt. Theresa hatte ihr eingebleut, dass es das Wichtigste wäre, den Körper als eine Art Mechanismus zu verstehen. Einen Apparat, der repariert werden müsse. So etwas wie eine Uhr oder ein Metronom. Auf keinen Fall dürfe man Mitleid empfinden. Überhaupt hätten Gefühle im Operationssaal nichts verloren.
    Gwen blickte auf ihre Hände. Ihre Finger zitterten immer noch. Sie sah Ilene vor sich, wie sie fröhlich lachend die Straße hinunterrannte. Wie sollte sie diese Erinnerung aus ihrem Kopf bekommen?
    Konzentrier dich, bleib bei der Sache.
Das Mädchen lag vor ihr auf dem Tisch. Ihr Brustkorb hob und senkte sich.
    Gwen schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und wählte ein Messer. Es funkelte wie Eis. Sie desinfizierte die Klinge mit Alkohol, reinigte die Bauchdecke und setzte das Messer auf.
    Geheiligte Göttinnen, steht mir bei.
    Sie stieß das Metall in das helle, weiße Fleisch. So leicht wie in Butter glitt die Klinge hinein. Noch war kein Blut zu sehen, aber das würde kommen.
    Plötzlich sah Gwen Junas Gesicht vor ihrem geistigen Auge. Es erschien wie aus dem Nichts. Eben war da noch das Mädchen gewesen,

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