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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Generationen.«
    »Ich hatte dieses Messer in meiner Hand, und es war wie eine Verlängerung meines Arms. Ich verspürte einen Zorn im Leib wie niemals zuvor oder danach. Nackter, blutroter Zorn. Und dann kamst du …«
    »Und dann kam ich.« Ben zuckte die Schultern. »Bin direkt ins offene Messer gelaufen, wie man so schön sagt.«
    »Verzeih mir.«
    »Aber das habe ich doch schon längst getan.«
    »Es tut mir leid, was ich dir angetan habe«, sagte sie. »Ich wollte das nicht.«
    »Du konntest nichts dafür. Es war das Virus. Es hat uns zu etwas gemacht, was wir nicht sein wollten.«
    Sie nickte. »Danach konnte ich nicht mehr in der Stadt bleiben, ich musste weg. Also habe ich mich dem Zug der Frauen angeschlossen und ein neues Leben begonnen.«
    »Als Heilerin?«
    »Als Heilerin. Das war etwas, was gebraucht wurde, und ich hatte ja schon einige Erfahrung. Es war ein langer Weg bis in die Häuser der Heilung, aber wenn ich etwas will, kann ich verdammt hartnäckig sein.«
    »Das kann ich bestätigen.« Er grinste.
    »Heute bin ich diejenige, die die jungen Heilerinnen ausbildet. Mir obliegt eine große Verantwortung, auch wenn ich den Betrieb nur noch kommissarisch leite.« Sie hielt ihm ihre rechte Hand hin, und er konnte sehen, dass sie zitterte. »Für Operationen und andere schwierige Eingriffe bin ich einfach zu alt. Aber eine bessere Narbe als die da würde ich allemal noch hinbekommen.« Sie deutete auf seine Brust.
    Er strich mit der Hand über die Narbe. »Sag so etwas nicht«, sagte Ben. »Wer immer das getan hat, er hat mein Leben gerettet. Die Naht mag nicht schön sein, aber sie hat die Blutung gestoppt und verhindert, dass ich vor meiner Zeit zu meinem Schöpfer befohlen wurde. Dank dieser einen gnädigen Seele war es mir möglich, ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen. Dafür bin ich dankbar.«
    »Du brauchst mir nicht zu danken, das war das mindeste, was ich für dich tun konnte.«
    »Was?«
    »Die Hand, die tötet, kann auch Leben schenken. Aber wie gesagt: Die Naht würde ich heute besser hinbekommen.«
    Ben glaubte, sich verhört zu haben. »Wie meinst du das?«
    »So, wie ich es gesagt habe.«
    »Willst du damit andeuten, du hast mich …? Aber wie? Wann?« Die Nachricht traf ihn wie ein Schock. Es war Magda gewesen, die ihn zusammengeflickt hatte? Offenbar war heute der Tag der Überraschungen. Eine heftiger als die andere.
    »Ein Zufall. Ich bin noch einmal zurück in die Klinik gegangen, um ein paar persönliche Sachen zu holen und mich mit dem Nötigsten für die lange Reise auszustatten. Das Hauptgebäude war gesperrt, darum versuchte ich es nebenan in der Unfallchirurgie. Dort sah es furchtbar aus. Wie es schien, hatte kurz zuvor eine regelrechte Schlacht gewütet. Überall Tote. Die Tür war aufgebrochen, das Glas auf dem Boden verstreut. Nur noch ein Mann war übrig. Er hockte wie ein verstörtes Tier im hintersten Zimmer und ließ nicht mit sich reden. Ich wusste trotzdem, wo ich noch etwas finden konnte, und stieg hinauf in den ersten Stock. Als ich wieder runterkam, sah ich dich auf einem Transportwagen liegen. Zuerst dachte ich, ich würde mich irren, aber es war ganz eindeutig. Du warst ohnmächtig und hattest viel Blut verloren. Das konnte ich zwar nicht ersetzen, aber ich konnte die Wunde vernähen. Der Schnitt war ziemlich lang, aber zum Glück waren keine Organe betroffen. Ich habe fast mein gesamtes Verbandsmaterial verbraucht und stand am Schluss wieder mit leeren Händen da. Da ich nicht wusste, ob du im Flur nicht in Gefahr warst, schob ich dich in ein Nebenzimmer und verließ das Gebäude. Um ehrlich zu sein, ich hätte nicht damit gerechnet, dass meine Behandlung geglückt ist.«
    Ben lehnte sich zurück. »Das Zimmer, in das du mich geschoben hast: Es war voller Toter.«
    »Im Ernst?«
    »Sie haben die Leichen dort aufbewahrt. Deshalb hat mich auch niemand gefunden. Vielleicht war das mein Glück. Wer weiß, was sonst geschehen wäre.« Er war so überwältigt, dass ihm die Kraft fehlte, nachzudenken. Also nahm er einfach ihre Hand und drückte sie an seine Brust. »Darf ich dich küssen?«
    Magda schmunzelte. Die Hunderte von Fältchen in ihrem Gesicht bildeten ein verwirrendes Muster. »Du weißt, dass ich jahrelang mit einer Frau zusammengelebt habe?«
    »Aber natürlich. Das ist mir egal.«
    »Dann gerne.«
    Ben lachte, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und senkte seine Lippen auf ihre.

43
    L ogan hörte Geräusche auf der Treppe. Unterdrückte

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