Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
gespielt wird. Das Problem ist nur: Wenn einer verliert, verlieren alle. Es gibt keine Gewinner. Was ihr beide nicht zu verstehen scheint, ist, dass Männer und Frauen nicht ohneeinander leben können. Oh, gewiss, ich kenne deine Planspielchen: männliche Sklaven, die für den Nachwuchs sorgen, und so weiter. Aber du denkst zu kurz. Was durch eine solche gesellschaftliche Teilung über die nächsten Generationen hinweg an Hass aufgebaut wird, ist nicht wiedergutzumachen. Es wird sich wie eine schwärende Wunde in unserer Gesellschaft verankern und zu immer neuen Konflikten führen. Die Männer werden sich auf Dauer nicht unterdrücken lassen, ich kenne sie. Ich weiß, wie stolz und trotzig sie sind. Eher schneiden sie sich ihr bestes Stück ab, als gefangen und gedemütigt wie Zuchtbullen dahinvegetieren zu müssen. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass wir nur eine Chance haben: Wir müssen wiederfinden, was uns damals verlorenging.«
»Und was, bitte schön, soll das sein?«
»Fragst du mich das im Ernst? Die Liebe natürlich. Ohne sie sind wir nichts. Sie ist die größte Macht im Universum. Menschen, Tiere, Pflanzen, ja sogar die Elemente fühlen sich voneinander angezogen. Nur so konnte Leben entstehen. Anziehungskraft ist die Uhrfeder jeder Veränderung. Wenn sich nichts aufeinander zubewegt, verharrt alles im Stillstand. Ohne Veränderung keine Entwicklung. Neues kann nur entstehen, wenn Altes vergeht. Ohne Tod keine Wiedergeburt. Das ist der Kreislauf des Lebens. Wenn wir uns den elementaren Gesetzen der Natur verweigern, sind unsere Tage auf diesem Planeten gezählt.«
»Wer hat dir diese Flausen in den Kopf gesetzt? Der Mann da draußen?« Edana deutete in Richtung von Magdas Zelt.
»Ben? Nein. Und auch nicht Claudius, der Mann, mit dem ich seit zwanzig Jahren zusammenlebe und den ich liebe.«
Edana verzog das Gesicht. »Hör auf, so zu sprechen.«
»Warum?«
»Es ist … widernatürlich. Darum.«
»Ich werde dir sagen, was widernatürlich ist. Dass Männer und Frauen aufeinander losgehen und einander das Leben zur Hölle machen, das ist widernatürlich. Dass wir uns gegenseitig zu vernichten suchen, anstatt unsere Zukunft zu planen, Kinder in die Welt zu setzen, Familien zu gründen und glücklich und zufrieden alt zu werden. Das wäre für mich das Paradies. Der Garten Eden, den wir so lange entbehren mussten. Aber die Zeichen stehen gut, dass es bald wieder so sein wird.«
»Lächerlich.«
»Nicht lächerlich. Es gibt klare Zeichen, dass das Virus, die Krankheit, abgestorben ist. Es hat aufgehört, unsere Körper und unsere Seelen zu vergiften. Sieh dich um. Überall fühlen Männer und Frauen sich auf einmal wieder zueinander hingezogen. Denk an das, was du eben gesehen hast: Magda und Ben. Gibt dir das nicht zu denken? Wir sind nicht länger Sklaven eines missglückten Experiments. Wir können entscheiden, was wir mit unserem Leben machen wollen, entscheiden, mit wem wir es teilen wollen und wie unsere Welt aussehen wird. Ich weiß nicht, wie du darüber denkst, aber ich würde es hassen, eine Sklavin zu sein.«
»Ich habe mich nie als Sklavin gefühlt.«
»Und doch bist du es. Du bist nicht in der Lage, über deinen Schatten zu springen und den Männern die Hand zu reichen. Fünfundsechzig Jahre Blut, Hass und Elend. Und was hat es uns gebracht? Findest du, wir haben uns in dieser Zeit merklich weiterentwickelt?«
»Das nicht gerade …«
»Und doch willst du diesem überholten Weg weiter folgen. Wäre es nicht an der Zeit, mal eine andere Strategie auszuprobieren?«
»Aber genau deswegen sind wir ja hier. Um den Weg zu verlassen und der Sache ein Ende zu machen.«
»Um noch mehr Blut und Elend heraufzubeschwören.«
»Nein. Um eine neue Nation zu formen. Eine Nation der Frauen. Eine Nation, in der wieder Ordnung und Recht herrschen. Wenn ich eines gelernt habe, dann dass Nationen aus Blut geboren werden. Genau wie Babys. Am Anfang stehen Schmerzen, Entkräftung und Leid, doch dann folgen Freude und Erleichterung. Dieser Krieg wird Opfer fordern, keine Frage, doch der Preis, den es zu erringen gilt, wird uns für jedes Opfer entschädigen. Denk dir nur: Freiheit …«
»Sklaverei …«
»Frieden …«
»Unterdrückung …«
»Sieg …«
»Niederlage.« Arkana schüttelte den Kopf. »Verstehst du nicht, dass Hass immer nur noch mehr Hass gebiert? Blut immer nur noch mehr Blut und Krieg immer nur noch mehr Krieg? Es ist eine Todesspirale, die nur auf eine einzige Art enden
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