Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
konnte nur hoffen, dass sie ihm bei dem Versuch nicht versehentlich eine Hand abschlug, aber sie hatte nur diesen einen Versuch. Sie hob ihre Klinge und schlug zu. Ein Moment des Schreckens, dann war es geschafft. Logan war frei.
»Dein Schwert, schnell! Und dann mach, dass du hinter mich kommst.«
Sie warf ihm ihre Waffe zu und beobachtete, wie er um sie herumritt und Ludmilla entgegentrat. Die Kriegerin stürmte wie eine Wahnsinnige auf ihn los.
Logan versetzte sein Schwert in eine wirbelnde Bewegung, fälschte Ludmillas Schlag ab und zog der Angreiferin einen blutigen Striemen über den Oberarm.
Die Kriegerin schrie vor Wut und Schmerz und drang mit äußerster Gewalt auf den Gegner ein. Ein Hagel von Schlägen prasselte auf Logan herunter. Gwen konnte zwar sehen, dass ihre Schläge kraftvoll waren, aber sie wurden auch zunehmend unkoordinierter. Logan wehrte sie mit Leichtigkeit ab und sorgte dafür, dass Ludmilla sich völlig verausgabte. Der Schweiß rann ihr übers Gesicht, und ihr Atmen verwandelte sich in ein Keuchen. Ein paar Minuten wogte der Schlagabtausch hin und her, dann war der Moment gekommen. Ludmillas Schlag ging ins Leere und ließ die Kriegerin nach vorne kippen. Für einen kurzen Moment war ihr Rücken ungeschützt. Vor ihrem geistigen Auge sah Gwen, wie Logan ihr sein Schwert zwischen die Schulterblätter rammte, doch stattdessen schlug er ihr mit der flachen Seite gegen den Hinterkopf. Ludmilla stieß einen überraschten Laut aus, dann kippte sie vornüber und landete mit hartem Aufprall im Matsch. Stocksteif und mit verdrehten Augen blieb sie liegen. Ihr Pferd, plötzlich ohne Herrin, geriet in Panik, sprang über Ludmillas bewusstlosen Körper und verlor sich wiehernd in der wogenden Menge.
Gwen benötigte einen Moment, um sich zu sammeln, dann ritt sie zu Logan hinüber und berührte seine Hand.
»Gwen.«
Eine Woge der Erleichterung brandete über sie hinweg. Als er dann noch neben sie geritten kam, sie umschlang und seine Lippen auf die ihren presste, war es um sie geschehen. Sie gab sich seinen starken, männlichen Armen hin, tauchte ein in seine Umarmung und ließ sich von seinem Geruch bezaubern. Ihre Wangen glühten wie zwei Kohlefeuer. »Komm«, sagte sie und lächelte ihm zu. »Wir müssen hier weg, und zwar schnell.«
Seine Miene verfinsterte sich schlagartig. Das Lächeln war verschwunden, und er blickte auf einmal sehr ernst. »Ich kann nicht«, sagte er.
»Was? Aber warum nicht?«
»Mein Bruder und mein Vater sind in der Gefangenschaft des Inquisitors. Ich muss versuchen, sie zu retten.«
»Wo sind sie?«
»Irgendwo in der Kanalisation unter unseren Füßen.«
»Dann komme ich mit dir.«
Er schüttelte den Kopf. »Es ist zu gefährlich. Die Bleichen haben sie in ihrer Gewalt.«
»Umso wichtiger, dass ich dich begleite. Ich war schon einmal dort unten, erinnerst du dich? Du reitest voran, und ich folge dir. Zusammen werden wir es schaffen.« Sie ergriff seine Hand und drückte sie.
Er sah sie an, dann nickte er. »Ja.«
49
Eine halbe Stunde später …
E dana schritt mit grimmiger Miene über den Kampfplatz. Der Kampf war vorüber, die Schlacht gewonnen. Doch um welchen Preis? Das Gemetzel war schlimmer als alles, was sie bisher gesehen hatte, die Schlacht um die Raffinerie eingeschlossen. An die fünfzig Brigantinnen waren gefallen, nicht zu vergessen die Pferde. Auch etliche Bogenschützen und Fußsoldaten hatte es erwischt, dazu ein paar todesmutige Heilerinnen, die entgegen ihrer Anweisung auf das Schlachtfeld gerannt waren, um Verletzte zu bergen. Und dann die vielen Verwundeten. Die Lazarettzelte platzten aus allen Nähten. Die Heilerinnen kamen mit dem Nähen von Wunden, dem Bandagieren von Brüchen und dem Amputieren von Gliedmaßen kaum nach. Die Zelte glichen Schlachthäusern. Wer kein Blut sehen konnte, sollte besser einen weiten Bogen darum machen.
Edana dankte den Göttinnen im Stillen über Magdalenas Anwesenheit. Die alte Heilerin half, wo sie nur konnte, organisierte den Transport der Verletzten, regelte die Versorgung mit Medikamenten und sorgte dafür, dass die Verwundungen in leichte, mittelschwere und schwere Fälle eingeteilt und betreut wurden. So konnten die Behandlungen trotz aller Hektik ruhig und konzentriert ablaufen. Im Gegenzug für ihre Hilfe verschonte Edana den Mann in ihrem Zelt einstweilen. Er war ihr zwar immer noch ein Dorn im Auge, aber es gab Dinge, die nun mal wichtiger waren.
Vor ihr lag eine junge Brigantin im Matsch.
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