Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
Geschlecht. Wir wissen noch nicht, wie wir mit dieser neuen Bedrohung umgehen sollen. Das Virus befällt bestimmte Regionen des Gehirns und führt dort zu posttraumatischen Belastungsstörungen. Sehen Sie, Erlebnisse, die mit großer Angst oder Schrecken verbunden sind, hinterlassen in bestimmten Regionen des Gehirns so etwas wie einen Fingerabdruck. Sie brennen sich regelrecht ein und führen dazu, dass der Betroffene das Ereignis wie bei einem Horrorfilm wieder und wieder erlebt. Verantwortlich dafür sind sogenannte Stresshormone, die in lebensbedrohlichen Situationen ausgeschüttet werden. Es findet eine körperliche Veränderung statt, die sich mit neuartigen Messmethoden wie der Magnet-Enzephalographie nachweisen lässt. Diese Veränderungen bleiben so lange im Gehirn, bis das Trauma aufgearbeitet und überwunden wurde. Das Sprichwort »Die Zeit heilt alle Wunden« trifft also nur bedingt zu. Etwas Ähnliches erleben wir hier, nur, dass es nicht von einem traumatischen Erlebnis, sondern von einem Virus ausgelöst wurde.«
»Bedeutet das jetzt also, dass wir die Krise noch nicht überwunden haben?«
»Überwunden?« Gisler stieß ein kleines hysterisches Lachen aus. »Ich fürchte, wir befinden uns erst am Anfang.«
Ben drehte seinen Kopf. »Magda? Komm mal her, das solltest du dir ansehen.«
Er lauschte, doch es kam keine Antwort.
»Magda?«
Immer noch nichts.
Ben stand auf und ging in Richtung ihres Zimmers.
11
E r klopfte an die Tür, dann öffnete er sie ein Stück weit und blickte durch den Spalt. »Magda?«
Seine Freundin schien ihn gar nicht zu bemerken. Sie saß an ihrem iBook und starrte wie gebannt auf den Monitor.
Ben klopfte noch einmal, diesmal lauter. »Magda?«
Sie zuckte zusammen und drehte sich um. Ihr Gesicht wirkte im Schein des Monitors seltsam angespannt. Irgendwie unnatürlich. Eine Weile starrte sie ihn an wie einen Fremden, dann entspannten sich ihre Züge. »Ach, du bist’s.«
»Ja, wer denn sonst?« Er trat näher. »Ich wollte dir etwas zeigen. Es läuft gerade im Fernsehen.«
»Was Wichtiges?«
Ben erzählte ihr von der Sendung, doch sie schien nicht richtig zuzuhören. Sie wirkte müde und abwesend.
»Ist alles in Ordnung bei dir?«
Sie öffnete den Mund, doch es kam kein Laut hervor. Dann sackte sie wieder in sich zusammen. »Nein, nicht wirklich«, sagte sie. »Um ehrlich zu sein, ich bin total durch den Wind. Als wäre ich gar nicht hier.«
»Kein Wunder bei der Luft hier drin. Hast du etwas dagegen, wenn ich das Fenster öffne?«
»Nein, mach nur.«
Er trat ans Fenster und riss es weit auf. Ein Schwall kühler Luft wehte herein und strich über seine Haut. Draußen war es bereits dunkel. Die Lichter der Stadt schimmerten durch die Nacht. Eine Weile stand er so da und lauschte. Es war auffallend ruhig. Kaum Motorengeräusche, nicht eine einzige Stimme. Seltsam. Normalerweise saßen die Leute um diese Zeit in den Gärten oder auf ihren Balkonen. Dann drang Gelächter durch die laue Spätsommernacht, man hörte das Klirren von Gläsern und Musik, manchmal auch ein Martinshorn. Aber nicht heute. Heute herrschte eine Stimmung, als befände sich die Stadt in einem Zustand nervöser Erwartung. Alle Muskeln angespannt, wie ein Tier, das sich zum Sprung bereitmachte.
Er drehte sich um. »Erzähl weiter«, sagte er und kehrte zu Magda zurück. Er zog einen Stuhl heran und nahm darauf Platz. Als er ihre Hand berühren wollte, zog sie sie zurück.
»Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll«, sagte sie. »In meinem Kopf geht es drunter und drüber.«
»Verstehe ich. Mir geht’s genauso«, sagte Ben. »Es war einfach ein harter Tag.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht.«
»Wieso? Was dann?«
»Du weißt doch, dass ich diesen Blog betreibe. Bücher, Mode, Schmuck, Beauty. All das, womit du nichts anfangen kannst …«
»Mit Büchern kann ich sehr wohl was anfangen.«
»Ja, mit Science Fiction und Fantasy …«
»… und Horror …«
»… ja, und Horror.« Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Das meine ich nicht. Ich meine Romane über Liebe, Sex, Beziehungen, Verwicklungen. Krimis, Mord und Totschlag, Chick lit – Dinge aus dem realen Leben eben.«
»Frauenromane.«
Für einen kurzen Moment sah sie ihn wütend an, dann entspannten sich ihre Züge. »Ja, du hast recht«, sagte sie. »Männer verirren sich so gut wie nie auf meine Seite. Heute gab’s allerdings ein paar Ausnahmen. Na egal. Ich poste, wie mir der Schnabel gewachsen ist,
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