Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
geworden da draußen. So als hätten sie den Rundfunk- und Fernsehbetrieb eingestellt. Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Das System ist zusammengebrochen. Es ist ein einziges Chaos da draußen. Ich würde dich ja einladen zu bleiben, aber ich kann dich hier nicht versorgen. Meine Vorräte reichen gerade so für die nächsten Tage. Am besten, du versuchst, dich irgendwie nach Hause durchzuschlagen.«
    »Jetzt, mitten in der Nacht?«
    »Na klar. Ist sicherer als am Tag, wenn die Banden unterwegs sind. Man hört jetzt immer häufiger von Plünderungen. Sieh zu, dass du dir ein paar Nahrungsmittel verschaffst, und dann verschanze dich. Besorg dir eine Waffe. Du weißt ja: Noch wichtiger als Nahrungsmittel ist eine Waffe. Ach ja, und wenn du irgendwo auf Militär triffst, sag ihnen, dass wir hier im Krankenhaus dringend auf Hilfslieferungen angewiesen sind.«
    Ben nickte, was sollte er auch anderes tun? Er stand auf. Er musste mit eigenen Augen sehen, was da draußen los war.
    Eine Frage hatte er aber doch noch. »Meine Verletzung«, sagte er und deutete auf den Verband. »Sie sagten, Sie hielten mich für tot …«
    »Ich habe keinen Puls mehr gefühlt. Du hast nicht mehr geatmet. Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, dass ich mich in der Eile wohl geirrt habe.«
    »Wenn Sie das Messer nicht herausoperiert haben und auch keiner Ihrer Kollegen – wer war es dann?«
    Der junge Mann sah ihn mit einem schwer zu deutenden Blick an, dann zuckte er die Schultern. »Kann ich dir nicht sagen. Vielleicht ein Engel?«

15
    D ie Nacht war sternenklar. Ein leiser Wind säuselte um die Häuser und führte den Geruch von Rauch und Asche mit sich.
    Nirgendwo brannte Licht. Die gesamte Straßenbeleuchtung war ausgefallen, ebenso das Licht in den Häusern. Wie schwarze Rechtecke ragten die Bauwerke in den nächtlichen Himmel. Irgendwo am Horizont glomm ein orangefarbener Schein. Vermutlich ein brennendes Gebäude.
    Ben suchte den Eingangsbereich der Klinik ab, bis er sein Fahrrad entdeckte. Ein Schutzblech war verbogen und der Lenker verdreht, ansonsten schien es den Ansturm der Plünderer gut überstanden zu haben. Er setzte sich auf den Sattel und wollte gerade das Licht einschalten, als er sich eines Besseren besann. Nicht nötig, Aufmerksamkeit zu erregen. Der Mond schien hell genug, außerdem kannte er den Weg. Vorsichtig, seine Wunde schonend, trat er in die Pedale und radelte los.
    Bereits hinter der nächsten Straßenecke war er dankbar für den hellen Mondschein. Die Straße war von kreuz und quer stehenden Autos blockiert. Manche mitten auf der Fahrbahn, manche in Einfahrten oder auf dem Bürgersteig. Immer wieder musste er ausweichen und absteigen. Am Lindenthalgürtel wurde es besser, so dass er wieder ungehindert fahren konnte. Vor ihm in der Dunkelheit tauchte eine defekte Straßenbahn auf. Leblos wie ein gestrandeter Wal stand sie auf der Kreuzung, die Scheiben blind im silbernen Mondlicht, die Türen wie zu einem stummen Schrei aufgerissen. Schaudernd fuhr er weiter. Im Dunkel des dahinterliegenden Stadtwalds sah Ben ein Lagerfeuer flackern. Zuckende Gestalten tanzten davor hin und her und wiegten sich in der Musik, als würden sie tanzen. Er hörte das Klirren von Glas und rauhes Gelächter. Die Szene hatte etwas Gespenstisches.
    Wie lange, seit das Virus ausgebrochen war? Drei Tage? Vier? Das konnte doch nicht stimmen. War es möglich, dass eine ganze Stadt in so kurzer Zeit derartig ins Chaos stürzen konnte?
    Er musste dringend nach Hause und herausfinden, was geschehen war. Er musste seinen Vater finden und Magdas Eltern aufsuchen. Sie hatten ein Recht, zu erfahren, was vorgefallen war. Vielleicht gelang es ihm sogar, ein klärendes Wort mit Magda zu sprechen. Nicht, dass er sie wegen des Vorfalls weniger liebte, aber er hätte doch gerne gewusst, was sie so auf die Palme gebracht hatte.
    Eine Viertelstunde später erreichte er seine Straße. Auch hier hatte der Kampf gewütet. Mülltonnen lagen umgestoßen auf dem Bürgersteig, Autos waren beschädigt und Parkuhren zerstört worden. Ben hatte zwar den Eindruck, dass es diesen Stadtteil weniger schlimm erwischt hatte, trotzdem war der Anblick verheerend. Ob auch seine Wohnung zerstört und geplündert worden war? Eigentlich besaß er nichts von Wert, ausgenommen vielleicht seine LP-Sammlung und den Plattenspieler. Aber wer konnte damit schon etwas anfangen? Dann schon eher den Fernseher. War zwar noch ein alter Flimmerkasten mit

Weitere Kostenlose Bücher