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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Röhrentechnologie, aber dafür groß. Nun, er würde sich morgen ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung machen. Heute wollte er nur noch schlafen.
    Er stellte sein Rad im Hinterhof ab, schloss die Tür auf und stieg das stockdunkle Treppenhaus empor. Oben angekommen, atmete er erleichtert auf. Die Tür war verschlossen. Keine Anzeichen eines gewaltsamen Eindringens. Er trat ein, sperrte hinter sich wieder zu, nahm noch einen großen Schluck Wasser und krachte dann halb ohnmächtig ins Bett.

    Als Ben erwachte, war es bereits Mittag. Er zwinkerte in die Helligkeit. Sein Radiowecker funktionierte nicht mehr, dafür aber seine Armbanduhr; es war halb eins. Aber welcher Tag? Wie lange hatte er geschlafen?
    Er stand auf, ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Ein schaler Geruch stieg ihm in die Nase. Die Milch konnte er vergessen, aber Butter, Wurst und Käse sahen noch einigermaßen essbar aus. Er holte etwas Brot aus der Box, nahm ein Messer und das Frühstücksbrett und aß vorsichtig eine Scheibe Brot. Diesmal spielte sein Magen mit, und er aß noch eine zweite. Zum Genießen blieb keine Zeit, er musste sich ein Bild von der Lage machen. Bei der Gelegenheit konnte er auch gleich mal in Vaters Haus nach dem Rechten sehen. Seine Etagenwohnung war verschont worden, aber das musste nicht unbedingt auf ein alleinstehendes Haus in bester Lage zutreffen. Und er musste die Alarmanlage überprüfen. Ach nein, die funktionierte ja nicht. Ohne Strom ging gar nichts.
    Er blickte nach draußen. Die Sonne schien durch einen milchigen Wolkenschleier.
    Rasch trank er noch einen letzten Schluck und testete am Lichtschalter, ob nicht doch zufällig der Strom wieder da war. Nix, nada, niente. Er konnte noch nicht mal Radio hören, weil er keine Batterien hatte. In seinem Kopf nahm eine Einkaufsliste Gestalt an. Neben Batterien benötigte er auch Lebensmittel. Am besten Konserven, die schmeckten zwar nicht, waren aber wenigstens haltbar. Und Brot. Knäckebrot, auch das war haltbarer als normales Brot. Wasser schien es momentan ja noch zu geben, daher konnte er auf den Einkauf von Getränken verzichten. Sicherheitshalber ging er aber noch mal ins Bad und ließ einen Putzeimer und seine Gießkanne voll Wasser laufen, dann nahm er seinen Geldbeutel und verließ die Wohnung.
    Er hatte gerade die Hälfte des Treppenhauses hinter sich, als er ein Zischen hörte.
    »Pst, Sie da. Kommen Sie mal her.«
    Ben blieb wie angewurzelt stehen und zwinkerte in die Dunkelheit. Eine der Türen stand einen Spalt weit offen. Daraus lugte ein Mann hervor. Es war Herr Reimers, der Rentner aus dem Dritten.
    Herr Reimers lebte seit Jahren allein und gehörte zu der Art Mensch, die ihre Augen und Ohren überall hatten. Eine ideale Quelle für Neuigkeiten und Informationen. Ben mochte ihn. Ein kleiner Mann mit eingefallenen Wangen, weinroter Nase und einem silbergrauen Haarkranz, dessen flinke Bewegungen Ben irgendwie an ein Eichhörnchen erinnerten. Früher war er beim WDR gewesen, als Auslandskorrespondent, wie Ben gehört hatte, aber jetzt genoss er schon seit einigen Jahren seinen Ruhestand. Kaum hatte er Ben erblickt, riss er die Tür weiter auf, sah sich rechts und links um und winkte ihn dann zu sich heran.
    »He, Sie da, Eigel, Sie habe ich ja seit Ewigkeiten nicht gesehen. Wo wollen Sie denn hin?«
    »Ich muss Besorgungen machen, außerdem will ich meinen Vater besuchen. Wieso, soll ich Ihnen was mitbringen?«
    »Besorgungen?« Reimers stieß ein kleines Kichern aus. »Na, da wünsche ich Ihnen viel Glück. Dürfte gar nicht so einfach werden.«
    »Wieso?«
    »Haben Sie denn nicht gehört? Die Bundeswehr hat die Standorte Köln, Frankfurt und München geräumt. Kam vorhin übers Radio. Sie sagen, die Lage sei außer Kontrolle geraten. Treten einfach den Rückzug an, diese feigen Hunde, und überlassen uns unserem Schicksal. Ungeheuerlich, oder? Wissen Sie, was das bedeutet?«
    »Keine Ahnung.«
    »Chaos, mein Junge, Chaos. Da fragt man sich, wofür man eigentlich sein Leben lang Steuern bezahlt hat. Aber mir war klar, dass dieses Land irgendwann vor die Hunde gehen würde.« Er blickte misstrauisch hinauf zu Bens Wohnung. »Wo ist denn Ihre … Ihre …«
    Ben wusste gleich, wen er meinte. »Magda? Hat mich verlassen. Sie hat mir ein Messer zwischen die Rippen gesetzt. Sehen Sie?« Er hob sein T-Shirt und präsentierte seinen Verband.
    »Sapperlot«, stieß Reimers aus. Mehr fiel ihm auf die Schnelle nicht ein.
    »Ich war die letzten Tage in

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