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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Verblüffung lag auf seinem Gesicht, dann kehrte das überhebliche Grinsen zurück. »Ich lach mir’n Ast, der Typ hat ’ne Knarre. Das ist doch bestimmt ’n Fake. Softair, oder? Ich habe diese Dinger schon gesehen. Damit kannst du mich nicht reinlegen.«
    Ben entsicherte die Waffe.
    In den Augen des Angreifers flackerten für einen kurzen Moment Zweifel auf. »Du schießt nicht«, sagte er. »Nicht du. Du bist ein Waschlappen. Woher sollte ein Typ wie du auch an eine echte Waffe kommen? Siehst du diese Axt hier? Die ist echt. Willst du mal spüren, wie echt?« Er machte einen Schritt nach vorn, hob den Arm und schlug zu.
    Ben sah die Klinge wie in Zeitlupe wenige Zentimeter von seinen Fingern entfernt durch die Luft sausen und hörte, wie sie mit einem markerschütternden Krachen auf den Betonboden traf. In diesem Moment spürte er einen heftigen Schlag in der Hand. Sein Arm wurde zurückgerissen. Karl flog wie von einer unsichtbaren Faust getroffen durch die Luft. Als er landete, taumelte er und kippte rücklings auf den Boden. Der Geruch von Schießpulver stieg Ben in die Nase. Er sah, wie sich auf der Brust des Angreifers ein roter Fleck ausbreitete. Aus der Mündung der Pistole stieg dünner Rauch auf.
    Karl gab ein letztes Röcheln von sich und sackte dann in sich zusammen. Speicheltröpfchen bildeten roten Schaum vor seinem Mund.
    »Großer Gott«, flüsterte einer der Burschen. »Ich … ich glaube, der hat wirklich geschossen.«
    Ben richtete die Waffe auf ihn. Es war, als hätte die Pistole die Kontrolle über seine Hand übernommen.
    In den Augen seines Gegenübers flackerte Panik auf.
    »He … ich … ist ja schon gut.« Der Junge hob die Hände und rutschte ein Stück zurück. »Nur keine Aufregung. Wir ziehen ab, nicht wahr, Jungs? Der Laden gehört dir.« Er stand auf und wankte in Richtung Tür.
    Der Lauf der Waffe folgte ihm.
    »Kommt, Jungs. Lasst uns hier verschwinden.«
    »Was ist mit Karl?«
    »Scheiß auf Karl. Der Typ hat ihm ins Herz geschossen. Mitten ins Herz. Hast du gehört? Er ist tot, Arschloch. Du hast einen Menschen auf dem Gewissen. Ich hoffe, du fühlst dich jetzt besser. Du mit deiner Dreckswaffe.«
    Ben richtete die Waffe auf einen Punkt zwischen den Augen des Jungen, woraufhin dieser zusammen mit seinen Spießgesellen das Weite suchte. So schnell sie ihre Füße trugen, rannten sie Richtung Kreuzung und verschwanden um die Straßenecke.
    Ben wartete noch einem Moment, dann ließ er seinen Arm sinken. Die Waffe war schwer wie Blei. Er öffnete seine tauben Finger und hörte, wie die Pistole auf den Boden polterte.
    Der kleine Junge kam näher. Mit einem kurzen Blick auf Karl konstatierte er: »Der rührt sich nicht mehr. Sauberer Schuss.«
    Ben war unfähig, zu antworten. Er stand nur da und starrte auf den Toten.
    Der kleine Junge blickte zu ihm auf. Nach einem kurzen Zögern ergriff er seine Hand. »Danke. Ich weiß nicht, wie die Sache ausgegangen wäre, wenn du nicht gekommen wärst. Du hast mir das Leben gerettet.«
    Die großen braunen Rehaugen schienen auf eine Antwort zu warten, doch Ben war unfähig, zu sprechen, geschweige denn, einen klaren Gedanken zu fassen. Du hast einen Menschen auf dem Gewissen, die Worte hallten in seinem Gedächtnis nach. Er ist tot, Arschloch.
    »Lass dich davon nicht runterziehen«, sagte der Junge mit überraschend selbstsicherer Stimme. »Nicht du bist schuld, er selbst war es. Die Stadt ist voll von Typen wie ihm. Kerle, die glauben, sie könnten tun und lassen, was sie wollen – jetzt, wo es niemanden mehr gibt, der das Gesetz vertritt. Wie die Maden kommen sie aus ihren Löchern gekrochen und rauben und stehlen, als würde das alles ihnen gehören.« Er sah Ben erwartungsvoll an. »Wie heißt du?«
    »Ben.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen, Ben. Ich bin Malte. Ich komme von dem Kloster da drüben. Das Kloster zum Heiligen Bonifazius.«
    Nur mit Anstrengung gelang es Ben, seinen Blick von dem Toten zu lösen. Er fühlte sich müde, ausgelaugt.
    »Kloster?«
    »Eigentlich ein Jugendheim«, sagte Malte. »Es war früher mal ein Kloster, jetzt sind wir da untergebracht. Ist ganz hübsch. Wir dürfen sogar den alten Klostergarten bepflanzen. Willst du mitkommen und es dir ansehen? Es ist gar nicht weit? Oder hast du irgendwo jemanden, der auf dich wartet?«
    Bens Kopf bewegte sich wie in Zeitlupe hin und her. Er fühlte sich so leer, so taub. Wie ein abgestorbener Baum.
    »Das Kloster«, murmelte er. »Es liegt drüben beim Kanal,

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