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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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er sie ein und ging hinüber zum Schrank, wo die Munition aufbewahrt wurde. Er hasste Schusswaffen, aber er hatte die Schnauze voll, immer nur das Opfer zu sein. Ab jetzt konnte er sich wenigstens verteidigen.

17
    B is Ben seinen Vater im Garten beerdigt und das Haus abgeschlossen hatte, war es bereits später Nachmittag. Keuchend und mit Schmerzen in der Brust verrichtete er die letzten Arbeiten. Dann vergrub er den Schlüssel unter den Wurzeln einer alten Kiefer, dicht neben dem Grab, und ging zu seinem Fahrrad zurück. Er war sicher, dass er nie wieder hierher zurückkehren würde.
    Für einen kurzen Moment spielte er mit dem Gedanken, das Auto zu nehmen, doch was sollte er mit so einer Protzkiste? Nicht nur, dass er damit überall auffallen würde, woher sollte er den Sprit nehmen? Zapfsäulen waren elektrisch betrieben. Genau wie alles andere funktionierten auch sie nicht mehr.
    Mit seinem Rucksack voller Proviant und der Flasche Whisky für Reimers machte er sich auf den Heimweg. Er nahm den Weg am Stadtwald entlang, die Aachener Straße hinunter. Er war verblüfft, wie wenig hier los war. Die Stadt wirkte wie ausgestorben. Als hätten sich alle in ihre Wohnungen verkrochen.
    Die menschliche Natur war doch sonderbar. Wegen nichtiger und belangloser Kleinigkeiten konnten sich die Leute tierisch aufregen; sobald es jedoch ernst wurde, verzogen sie sich wie kleine Tiere in ihre Löcher. Vermutlich ein Überbleibsel aus frühester Urzeit, als die Menschen zitternd und bibbernd in Erdlöcher oder hohle Bäume geschlüpft waren, wenn draußen ein Gewitter tobte oder ein Raubtier vorüberzog. Augen zu und durch – immer noch das sicherste Rezept gegen jede Form von Unheil.
    Ein merkwürdiges Gefühl überkam ihn. Gewiss, in seinem Bauch war immer noch dieser giftige Knoten aus Wut und Trauer, aber sein Kopf fühlte sich trotzdem seltsam leicht an. Eine Empfindung, die weder von Alkohol noch von Schmerzmitteln herrühren konnte, sondern einer tiefen – um nicht zu sagen, grundlegenden – Erkenntnis entsprang: Was immer geschehen war, was immer noch geschehen würde, es hatte auch etwas Gutes. Ein Ende war gleichzeitig auch ein Anfang. So war es schon immer gewesen, seit Anbeginn der Zeit. Es schien, als hätte die Natur diesen Vorgang als etwas Notwendiges, ja geradezu Wünschenswertes in ihr System eingebaut. Nur dem Tod wohnten die Kräfte eines Neubeginns inne. Nur wenn Altes ging, konnte Neues nachkommen. So schrecklich es für die Betroffenen auch sein mochte, so erfüllten sie doch mit ihrem Sterben einen letzten wichtigen Zweck: Sie gaben den Weg frei für die, die nach ihnen kommen würden. Wären sie alle unsterblich, würde es keine Veränderung geben, keine Entwicklung. Nur Stillstand.
    Der Crash war notwendig, damit das System wieder rebootet werden konnte. Früher hatte es große Kriege gegeben oder Naturkatastrophen, heute gab es andere Gefahren: Umweltschäden, Atomunfälle, künstliche Viren, die Liste war lang. Und war nicht schon in der Bibel von einer Sintflut die Rede gewesen, von einem Neubeginn, verbunden mit der Hoffnung auf eine bessere Welt?
    Ben hatte keine Ahnung, wohin diese Katastrophe sie führen würde, aber immerhin lag ein kleiner Trost in dem Gedanken, dass es irgendwie weitergehen würde.
    Er wechselte an der Kreuzung Maarweg die Straßenseite und wollte gerade weiterfahren, als er das Klirren von Glas hörte. Ein dreckiges Lachen zerriss die Stille. Es kam aus einem der Supermärkte, deren Scheiben eingeschlagen und deren Warensortiment zur Plünderung freigegeben waren. Ben konnte im Inneren die Schemen mehrerer Personen erkennen, eine davon augenscheinlich recht klein. Da er keinen Stress wollte, trat er in die Pedale. Er war schon fast vorbeigeradelt, als er plötzlich eine Stimme hörte.
    »Hilfe, Hilfe. Bitte, hilf mir.« Es war eine junge Stimme, wie die eines Kindes.
    Ben hielt an. Sein Bedarf an Greueln war für heute eigentlich gedeckt. Andererseits konnte er den Hilferuf nicht ignorieren.
    Irgendwo klirrte etwas, dann ertönte ein erstickter Schrei.
    Er stellte den Rucksack ab und betrat den Laden.
    Im Dämmerlicht sah er eine Gruppe von Jugendlichen mit Knüppeln und Äxten in der Hand. Sie waren ungefähr in seinem Alter und machten einen ziemlich wilden Eindruck.
    Eingekesselt und in die Ecke gedrängt wie ein wildes Tier, stand ein kleiner Junge von vielleicht zehn oder elf Jahren. In seinen Augen leuchtete Panik. An seiner Schläfe befand sich eine frische

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