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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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was heute als Kaffee angeboten wurde, kaum noch etwas mit dem zu tun hatte, was früher getrunken wurde. Es war mehr eine Art Wurzelsud aus Zichorie und verschiedenen Getreidesorten und schmeckte eigentlich beschissen.
    Aber Hauptsache, es war heiß!
    Gunnar rieb seinen Nacken. Also entweder war Dachs schon außer Haus und trieb sich irgendwo herum, oder er schlief noch. Beide Möglichkeiten waren nicht akzeptabel. »Dachs, wo steckst du? Ich brauche dich hier unten in der Küche!«
    Keine Antwort.
    Natürlich nicht, Dachs war ja stumm. Aber er konnte antworten, indem er mit etwas Hartem auf Holz oder Metall hämmerte.
    »Dachs!«
    Nichts.
    Trieb sich vermutlich doch irgendwo herum. Na, hoffentlich vergaß er nicht, dass er einkaufen musste, sonst würde Gunnar ihm das Fell über die Ohren ziehen.
    Mit einem Schulterzucken warf er ein paar Scheite in den Herd, stopfte getrocknetes Laub dazu und entflammte es mit seinem Feuerzeug. Ein Erbstück seines Vaters, das ihn, genau wie seine Uhr, noch nie im Stich gelassen hatte. Er hütete es wie einen Schatz, obwohl es schwer war, dafür heute noch geeignetes Benzin zu finden.
    Er wartete, bis das Wasser kochte, brühte seinen Tee auf und setzte sich dann mit einer Tasse und einem trockenen Stück Brot an den Küchentisch.

    Es ging auf zehn zu, als ihm auffiel, dass Dachs immer noch nicht zurück war. Er war so versunken in seine Arbeit, dass er gar nicht mehr darauf geachtet hatte. Er legte den Hammer weg, wischte seine Hände ab und lauschte ins Haus.
    »Dachs? Steckst du hier irgendwo, Junge?«
    Die Stille war so erdrückend, dass es ihm den Atem raubte. Dachs war noch niemals so lange weggeblieben. Nicht, ohne sich vorher zu verabschieden.
    »Ich finde das nicht lustig, Dachs. Wehe, du liegst immer noch im Bett, dann kannst du dich auf eine Abreibung gefasst machen.« Er polterte die Treppenstufen empor, machte eine Halbdrehung am Treppenabsatz und ging in Richtung von Dachs’ Zimmer. Eigentlich war es das Zimmer beider Jungs, aber Logan war ja nicht mehr da …
    Er beschleunigte seine Schritte. Mit Schwung riss er die Tür auf und blickte hinein. Im Sonnenschein tanzten die Staubteilchen. Der Alkoven stand offen, das Bett war gemacht. Keine Spur von dem Jungen. Auf dem Stuhl lag keine Kleidung, die Schuhe waren ebenfalls weg. Einen Moment lang stand Gunnar wie angewurzelt da, dann traf ihn die Erkenntnis mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Nein, das konnte doch nicht sein Ernst sein. Das würde er ihm nicht antun.
    Gunnar eilte durchs Zimmer und riss die Schränke auf. Er wollte sehen, ob noch andere Sachen fehlten. Dabei fiel sein Blick auf eine Stelle, die immer staubig war. Und die Staubschicht enthielt eine eindeutige Botschaft.
    Er erkannte zwei Gebäude, die durch einen Pfeil miteinander verbunden waren. Einen steinernen Turm und eine Kathedrale. Klarer konnte man es nicht ausdrücken. Dachs war weg, und er hatte seinem Vater beschrieben, wohin er gegangen war.
    Der Schmied presste die Lippen zusammen. Mit versiertem Blick überflog er den Inhalt des Schrankes. Eine Hose fehlte, zwei Hemden, ein Paar Schuhe und der Rucksack. Gunnar verfluchte sich, dass er Dachs’ Gemütsregung gestern nicht ernster genommen hatte. Er strich über seine Stirn.
    Was für ein Tag war heute? Dienstag, Mittwoch? Ja, Mittwoch. Wenn er sich recht erinnerte, war das der Tag, an dem der Warentransport in die alte Stadt aufbrach. Werkstoffbestellungen, Lebensmittel, aber auch Postsendungen und andere Dinge. Manchmal wurden auch Reisende mitgenommen, aber nur gegen Bares.
    Gunnar schüttelte den Kopf. Vor seinem geistigen Auge entstand ein beunruhigendes Bild. Dachs, eingekeilt zwischen Teilen aus rostigem Metall, Kisten mit Kartoffeln, Postsäcken und Farbeimern. Was, wenn er entdeckt würde? Gunnar kannte die Fahrer. Primitive, unfreundliche Kerle, die für ein paar Nickel ihr Leben aufs Spiel setzten. Mit blinden Passagieren machten sie kurzen Prozess. Entweder man zahlte, oder man bekam eine Klinge zwischen die Rippen. Im günstigsten Fall wurde man an Ort und Stelle ausgesetzt oder als Sklave verkauft.
    Gunnar zögerte keine Sekunde.
    In aller Eile stopfte er das Nötigste in einen Jutebeutel, zog feste Schuhe, eine dunkle Hose und seine Lederjacke an und ging hinunter zum Waffenschrank. Ohne lange zu überlegen, nahm er einen Dolch, ein Bastardschwert und einen Morgenstern und legte sie auf den Tisch. Dann wappnete er sich mit ledernen Schulterpolstern, Armschienen und

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