Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
diesem Risiko aussetzt? Und dann noch bei den Sucherinnen. Zunächst dachte ich, es hätte etwas mit deinem schlechten Gewissen zu tun. Wegen Mordra, Kendra oder Josepha, die dort unten in der Kanalisation vermutlich ein grausames Ende gefunden haben. Doch irgendwann kam mir der Verdacht, dass deine Beweggründe andere sein könnten. Hat es etwas mit deiner Gefangenschaft zu tun? Wenn ja, so muss ich es wissen. Ich muss sicher sein, dass du kein Sicherheitsrisiko darstellst.«
»Ein Sicherheitsrisiko, ich?« Gwen lachte laut auf. »Glaubt mir, Herrin, von mir habt Ihr am allerwenigsten zu befürchten.«
»Dann überzeuge mich. Sag mir die Wahrheit. Wenn es etwas mit diesem Mann zu tun hat, könnte dich das in einen Konflikt treiben. Einen Konflikt zwischen den Bewohnern dieser Stadt und unserer.«
»Das ist absurd.«
»Nein, Gwen. Absurd ist die Tatsache, dass du dich in einen Mann verliebt hast und mir weismachen willst, du würdest diesen Spürtrupp um deiner Gefährtinnen willen begleiten. Solange du mich in diesem Punkt belügst, kann ich dir die Fortsetzung dieser Mission leider nicht gestatten. Ich muss davon ausgehen, dass du dich mit dem Feind verbünden und ihm wichtige Informationen anvertrauen könntest.«
»So etwas würde ich niemals tun.«
»Dann überzeuge mich. Erzähl mir, was wirklich vorgefallen ist und warum du zurück in die Stadt willst. Wer ist dieser Mann? Warum willst du für ihn dein Leben aufs Spiel setzen, und warum wurde er von Mitgliedern seiner eigenen Gattung gefangen genommen und abgeführt? Erzähl es mir, und ich werde mir die Sache vielleicht noch einmal überlegen. Das ist ein einmaliges Angebot. Nimm es an oder lasse es bleiben. Aber eines sage ich dir: Wenn ich das Gefühl habe, dass du mich verarschst, wirst du dich morgen früh im ersten Transport zurück nach Glânmor wiederfinden.«
Gwen starrte verbittert zu Boden. Wie leicht sie doch zu durchschauen gewesen war. Lächerlich, zu glauben, sie könnte eine Verhörexpertin wie Edana lange belügen. Wenn sie Logan wiedersehen wollte, musste sie auf die Forderung der Ratsherrin eingehen.
»Einverstanden«, sagte sie zögernd. »Es sieht so aus, als wäre ich eine höchst mittelmäßige Lügnerin. Mir scheint, ich bin in allem nur Mittelmaß. Eine mittelmäßige Heilerin, eine mittelmäßige Kriegerin und Liebhaberin. Warum die Göttinnen ausgerechnet mir das Leben geschenkt haben, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Aber es ist nun mal so, wie es ist, und ich muss den Weg weitergehen. Ich werde Euch erzählen, was vorgefallen ist, auch wenn ich nicht sicher bin, dass Euch die Wahrheit schmecken wird. Sei’s drum. Ihr wolltet einen Vertrauensbeweis, hier ist er.« Mit einer vorsichtigen Bewegung griff sie in ihre Tasche, zog das verbogene Blech heraus und legte es auf den Tisch.
26
Am nächsten Morgen …
G unnar erwachte mit heftigen Kopfschmerzen. Sein Rücken war vom Nacken bis hinunter zum Steißbein eine einzige Verspannung. Die Mitte seiner Matratze bestand aus einer tiefen Kuhle, in die er hineinrutschte, egal, wie er sich auch hinlegte. Höchste Zeit, das Stroh zu erneuern, aber irgendwie kam er nicht dazu. Ständig waren Kunden da, um neue Bestellungen in Auftrag zu geben, und Dachs war nicht in der Lage, die Matratzen neu zu stopfen. Gunnar hatte ihn einmal mit dem Auspolstern ihrer Schlafstätten beauftragt und danach seinen ersten Bandscheibenvorfall erlitten. Eigentlich sollte er einen Polsterer damit beauftragen, dann konnte er auch sichergehen, dass nicht irgendein billiges Füllmaterial, sondern richtiges Rosshaar verwendet wurde. Das kostete zwar eine Stange Geld, aber dafür war es auch saumäßig bequem.
Steif und ungelenk schwenkte er seine Beine aus dem Bett, stützte sich mit den Händen ab und stand auf. Ein hässliches Knacken erinnerte ihn daran, die Idee mit dem Polsterer nicht auf die lange Bank zu schieben. In seinem Alter konnte er sich weitere Rückenbeschwerden einfach nicht leisten.
Er schlüpfte in seine zerschlissenen Pantoffeln, schlurfte Richtung Toilette, entleerte seine Blase und spülte mit dem danebenstehenden Wassereimer nach. Dann stieg er die Treppe hinunter und ging in die Küche.
Der Herd war noch kalt, Tee gab’s auch noch keinen. Normalerweise war Dachs immer vor ihm wach. Es war seine Aufgabe, die ersten Scheite in den Herd zu schieben, Wasser aufzusetzen und einen Tee zu brühen. Kräutertee, Brennnessel- oder Hagebuttentee, ab und zu eine Tasse Kaffee. Wobei das,
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