Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
Heilerin. Ratsherrin Edana hat nach ihr verlangt.«
Die Frau blickte Gwen misstrauisch an, dann sagte sie: »Wartet hier. Ich werde fragen, ob sie sie empfängt.«
Sie verschwand im Zelt und kam kurz darauf wieder. Als sie den Vorhang zur Seite zog, fiel ein heller Schein vor Gwens Füße. »Soll reinkommen.«
Die Atmosphäre war überwältigend. Inmitten des kreisrunden Zeltes stand ein Schrein, der rundherum von Kerzen und Öllampen beleuchtet wurde. Dünne Rauchschleier wogten in der Höhe und erfüllten das Zelt mit dem Duft von Räucherwerk. Im Zentrum des Schreins ragten drei hölzerne Abbilder empor: die Göttinnen Ambeth, Wilbeth und Borbeth. Mit dem Feuer zu ihren Füßen wirkten sie bedrohlich und unnahbar. Votivgaben und Opferschalen mit dem Blut geschlachteter Tiere erflehten ihren göttlichen Segen. Als Gwen sah, dass der Innenraum mit wertvollen Teppichen ausgelegt war, zog sie sicherheitshalber die Schuhe aus.
Die Ratsherrin kniete vor dem Schrein, die Hände über ihrem Kopf gefaltet und augenscheinlich tief im Gebet versunken. Als Gwen sich leise räusperte, drehte sie anmutig den Kopf, stand auf und strich ihr Kleid glatt.
»Ich grüße dich, Heilerin. Es freut mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist.« Sie deutete auf ein Lager aus Kissen am linken Rand des Zeltes. »Tritt näher und leiste mir Gesellschaft. Es gibt da etwas, über das ich mit dir reden muss.«
Misstrauisch trat Gwen näher. Was sollte dieses freundliche Getue? Sie und die Ratsherrin hatten sich noch nie gut verstanden. Weder jetzt noch damals, als sie wie eine Furie in Gwens Haus eingedrungen war und Juna zur Rede stellen wollte. Danach waren sie sich noch einmal begegnet, als Gwen nach ihrer gescheiterten Mission aus der alten Stadt zurückgekehrt und von der Ratsvorsitzenden ins Kreuzverhör genommen worden war. Die Aktion hatte sich als kompletter Fehlschlag erwiesen. Edana schien Gwen die Geschichte ihrer Rettung nicht abzukaufen, was wenig verwunderlich war, denn Gwen hatte bei ihrer Schilderung große Teile weggelassen. Zum Beispiel, dass sie Logan liebte und sich nur seinetwillen freiwillig gemeldet hatte.
»Setz dich, mach es dir bequem. Möchtest du ein Glas Wein? Ich hätte auch Met oder Saft hier.«
»Nichts, danke.«
Edana nickte, schenkte sich selbst ein Glas Wein ein und nahm gegenüber von Gwen in den Polstern Platz.
»Hast du gehört, dass Magdalena uns mit ihrer Anwesenheit beehren will? Ich habe vorhin die Nachricht erhalten, dass sie auf dem Weg zu uns ist. Kannst du dir das vorstellen, eine Frau in ihrem Alter? Ich wünschte, sie würde zu Hause bleiben und sich schonen.«
Gwen zog die Brauen zusammen. »Was will sie denn hier?«
»Frag mich was Leichteres. Magdalena war schon immer unberechenbar. Vermutlich will sie mir auf die Finger schauen oder sich anderweitig einmischen. Soll sie ruhig, wir haben nichts zu verbergen.« Sie sah Gwen prüfend an. »Und du? Ich hörte von einer Auseinandersetzung vorhin?«
»Nichts von Bedeutung«, erwiderte Gwen. »Die Zelte sind eng, da kommt es schon mal vor, dass man sich zu nah auf die Pelle rückt. Ich werde damit fertig.«
Edana nickte. »Ich finde es sehr mutig von dir, dass du dich freiwillig gemeldet hast. Vor allem, wenn man bedenkt, was du schon alles durchlitten hast. Ich vermute, die Auseinandersetzung drehte sich um das Thema Männer?«
Gwens Gesicht blieb ausdruckslos.
Um Edanas Mund spielte ein ironisches Lächeln. »Willst du mir davon erzählen?«
»Ihr habt die Berichte gelesen. Ich habe alles, was sich zugetragen hat, wahrheitsgemäß zu Papier bringen lassen.«
»Trotzdem sind einige Fragen unbeantwortet geblieben.« Edanas Blick wurde kühl. »Es geht um das, was zwischen den Zeilen steht. Zum Beispiel über dein Verhältnis zu dem jungen Mann, der während der Rettungsaktion angeschossen und abtransportiert wurde.«
»Ich weiß nicht, wovon Ihr redet …«
»Versuch nicht, mich hinters Licht zu führen, Gwen, ich weiß Bescheid. Es wäre besser, du kooperierst, ansonsten sehe ich mich gezwungen, dich nach Glânmor zurückzuschicken. Möchtest du es darauf ankommen lassen?« Sie warf ihr einen eisigen Blick zu. Dann, von der einen auf die andere Sekunde, erschien wieder dieses unverbindliche Lächeln auf ihrem Gesicht. »Versteh mich nicht falsch. Es geht mir nicht darum, mich in deine persönlichen Belange einzumischen, aber ich will verstehen, warum du wieder in die alte Stadt zurückwillst. Was ist der Grund, dass du dich
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