Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
Eingesperrt hoch oben in einem Tempel. Ich wusste, dass die Zeit des Verkriechens vorüber war. Ich hatte das Bedürfnis, wieder etwas zu bewegen, der Geschichte eine andere Richtung zu geben. Gutes zu bewirken, wie du eben so treffend bemerktest. Ich möchte, dass die Menschen, die ich liebe, ein besseres Leben führen können. Dass sie die Angst verlieren und sich auf das freuen, was vor ihnen liegt. Dafür bin ich bereit, zu sterben.«
Arkana versank einen Moment in Gedanken, dann sagte sie: »Dann musst du es tun. Vermutlich würde ich genauso handeln, wenn ich an deiner Stelle wäre.« Sie drückte seine Hand.
»Die letzten zwanzig Jahre waren die schönsten meines Lebens«, sagte er. »Es war mehr, als ich mir jemals erträumt hatte. Ich danke den Göttinnen dafür, dass sie uns diese Chance gegeben haben, und ich werde unser Schicksal annehmen, wie auch immer es ausfallen wird.«
»Und genau dafür liebe ich dich«, sagte sie und strich ihm über die Haare.
Er sah ihr in die Augen, dann küsste er sie inniglich.
28
D ie Medizintasche auf der einen Seite, Bogen und Köcher auf der anderen, folgte Gwen den anderen Sucherinnen in geduckter Haltung durch das Trümmerfeld. Hohes Gras, Brennnesseln und Brombeergestrüpp machten das Vorwärtskommen schwierig. Ringsumher ragten Ruinen in die grauen Regenwolken empor. Zerstörte und überwucherte Gebäude, die bei Sonnenschein vielleicht pittoresk aussehen mochten, bei diesem Wetter jedoch düster und bedrohlich erschienen.
Missmutig blickte sie hinauf in den Himmel. Soeben waren die ersten Tropfen gefallen. Es sah so aus, als würden es nicht die letzten sein. Ein Windstoß fegte durch die Bäume und riss die Blätter mit sich. Laub wurde hochgewirbelt und verteilte sich als gelbes Schneegestöber auf der anderen Straßenseite.
Myriel hatte einen Weg gewählt, der parallel zur Hauptstraße verlief und auf einen Platz mündete, von wo aus die Straßensperre zu sehen sein müsste. Ihr Auftrag lautete, die Sperre zu umgehen und eventuelle Einheiten auszuschalten. Was immer sie taten, es musste lautlos und schnell geschehen. Auf keinen Fall durfte es dazu kommen, dass die Wachen noch eine Warnmeldung abgeben konnten.
Der Auftrag diente dazu, der Armee der Frauen ungehinderten Zugang zum Stadtzentrum zu ermöglichen. Außerdem konnte bei der Gelegenheit der Wahrheitsgehalt von Gwens Karte überprüft werden. Viele – allen voran Ludmilla – hielten das Blech für eine Fälschung. Sie waren der Meinung, dass es irreführende Informationen enthielt und nur dazu diente, die Frauen in eine Falle zu locken. Seit Gwen den Schutz der Ratsherrin genoss, traute Ludmilla sich nicht mehr an sie heran, was jedoch nichts daran änderte, dass sie Gwen mit Missachtung straften. Viele taten das. Gwen bewegte sich in einer Grauzone zwischen Neugier und Ablehnung. Das Gerücht, dass sie nach einem Mann suchte, hatte sich wie ein Lauffeuer durch das Lager verbreitet und überall für hitzige Diskussionen gesorgt. Männer galten als roh, primitiv und dumm. Gerade mal fähig, eine Keule zu halten und damit auf andere einzuschlagen. Wie konnte man sich nur in einen von ihnen verlieben? Aber sie war nicht die Erste. Juna war es so ergangen, Arkana und jetzt ihr. Die Verbindung zwischen Mutter, Tochter und Gefährtin war unübersehbar. Handelte es sich um eine Krankheit? War sie ansteckend? Zwar hatte niemals eine solche Krankheit nachgewiesen werden können, aber das hieß ja nicht, dass es sie nicht gab. Deshalb waren die meisten doch lieber vorsichtig und hielten Abstand.
Gwen war das egal. Ihr Ziel war es, Logan zu finden. Nur das zählte. Außerdem hatte sie Füchschen, das reichte ihr an Gesellschaft.
Vor ihnen endete die zugewucherte Straße und öffnete sich zu einem weiten Rund. Zwischen Buchen, Platanen und hüfthohen Brennnesseln stand ein verrostetes Schild. Gwen verglich den Namen mit der Abschrift ihrer Karte und nickte zufrieden.
»Wie sieht’s aus?« Myriel blickte über ihre Schulter.
»Wir sind richtig«, flüsterte Gwen und deutete auf ihre Abschrift des Plans. »Das ist der Leiblplatz. Die Barriere müsste sich etwa hundertfünfzig Meter rechts von uns befinden. Dort, wo das X ist, in Richtung des Lindenthalgürtels.«
Ihre Anführerin nickte grimmig. »Gut. Waffen bereithalten. Ludmilla, du deckst mit Cara und Ines die gegenüberliegende Straßenseite ab, ich werde mit dem Rest auf der rechten Seite folgen. Fernwaffen erst auf meinen Befehl. Getötet wird
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