Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
nur, wenn ich es sage, verstanden? Um Probleme zu vermeiden, müssen wir immer in Sichtweite bleiben. Alles klar? Dann los.«
Gwen beobachtete, wie die drei Frauen unter Ludmillas Führung die Straßenseite wechselten. Als sie sich ebenfalls in Bewegung setzen wollte, wurde sie von Myriel zurückgehalten. »Nicht du. Als Heilerin brauchen wir dich hinten. Warte, bis ich dir das Zeichen gebe, dann folgst du uns.«
Gwen nickte und beobachtete, wie ihre Anführerin zusammen mit der anderen Kriegerin hinter dem Haus verschwand.
Das schlechte Licht machte es schwierig, Einzelheiten zu erkennen. Der graue Himmel sorgte dafür, dass die Konturen verschwammen. Außerdem verdeckten verrostete Autos die Sicht.
Sie konnte sehen, dass die Frauen etwa sechzig Meter weit gekommen waren, als Myriel sich umdrehte und das Zeichen gab.
Gwen nahm ihren Mut zusammen und rannte in geduckter Haltung den anderen nach. Hinter einem umgekippten Fahrzeug suchte sie Schutz, wartete einen Moment, dann setzte sie ihren Weg fort. Die Kriegerinnen waren inzwischen weiter vorgedrungen. Als sie auf Myriel und die anderen stieß, waren diese schon fast am vereinbarten Sammelpunkt angelangt. Ihre Anführerin tippte sich an die Nase. Jetzt konnte Gwen es auch riechen. Rauch.
Vorsichtig hob sie den Kopf.
Die Barrikade lag direkt vor ihnen. Ein etwa drei Meter hoher Wall aufeinandergestapelter Fahrzeuge, in dessen Mitte sich ein eisernes Tor von vielleicht zwei Metern Breite befand. Ein kleines Stück weiter stand eine einfache Bretterhütte, aus deren Kamin ein dünner Rauchfaden quoll. Neben dem Tor saß ein einzelner Mann mit einem Gewehr in der Hand. Sein Kopf war vornübergebeugt, die Kapuze weit über den Kopf gezogen. Sein Gesicht lag im Schatten. Gwen wusste nicht, wieso, aber plötzlich schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass dieser Mann Logan sein konnte. Größe, Körperbau und Haltung stimmten ungefähr überein. Aber so wie er sahen vermutlich hundert andere auch aus. Warum sollte er unbedingt hier Wache schieben? Nein. Bestimmt hatte Cedric ihn an irgendeinem finsteren Ort eingesperrt, von dem es keine Fluchtmöglichkeit gab.
In der Hütte befanden sich weitere Männer. Wie viele, war nicht genau zu erkennen, aber den Waffen und Patronengurten nach zu urteilen, mussten es mindestens zwei sein. Offenbar bereiteten sie gerade eine Mahlzeit zu.
»Was hältst du davon?«, flüsterte Gwen Myriel zu.
Die Anführerin wiegte den Kopf. »Scheinen nicht besonders aufmerksam zu sein. Ich denke, mit einem gezielten Überraschungsangriff könnten wir sie ausschalten. Vermutlich sogar, ohne einen einzigen Tropfen Blut zu vergießen.«
»Das wäre gut.«
»Dann wollen wir es mal versuchen, was meinst du?« Sie winkte Ludmilla auf der anderen Seite der Straße zu und wartete, bis diese das Signal bestätigt und ihre Kriegerinnen instruiert hatte. Dann ging es los.
In einer zangenförmigen Bewegung rannten die Frauen auf den Wall zu, wobei sie darauf achteten, dass keiner der Grenzer entwischen konnte. Die Bewegung war genau abgestimmt. Jahrelanges Training ermöglichte es ihnen, allein mittels Blickkontakt und Handzeichen zu kommunizieren, was den Angriff wie eine gut durchdachte Übung erscheinen ließ. Gwen hatte den Eindruck, einer Meute Jagdhunde bei der Arbeit zuzusehen.
Ludmilla war die Erste, die an der Barrikade eintraf. Gwen war ein Stückchen hinter den anderen zurückgeblieben und sah, wie die Brigantin dem Wachposten ihre Armbrust gegen die Schulter rammte. Der Mann wurde vollkommen überrascht. Er hob seine Hände. Alles deutete darauf hin, dass die Aktion tatsächlich friedlich über die Bühne gehen würde. Doch in diesem Moment hob Ludmilla ohne erkennbaren Grund ihre Armbrust, setzte sie dem Mann an die Stirn und drückte ab. Das Geschoss durchschlug den Schädel und trat an der Rückseite des Kopfes wieder aus. Ein roter Fleck spritzte gegen die Wand. Der Mann stand einen Moment wie gelähmt da, dann kippte er um und landete hintenüber im Dreck. Seine Hände verkrampften sich um das Gewehr. Plötzlich löste sich ein einzelner Schuss.
Alarmiert durch den Knall, stürmten seine Genossen aus der Hütte und griffen an. Mit schreckerfülltem Blick sah Gwen, wie einer der Kerle sein Gewehr hob und auf Myriel anlegte. Ludmilla, die ihre Armbrust schon wieder gespannt hatte, fackelte nicht lange und schoss ihm den Bolzen in den Hals. Wieder spritzte Blut. Der Mann wankte ein paar Meter auf Myriel zu, dann brach er röchelnd
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