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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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zusammen. Noch ehe die anderen Männer wussten, wie ihnen geschah, legten Ludmillas Gefährtinnen auf sie an und töteten sie mit Pfeilen. Das Ganze dauerte keine zehn Sekunden.
    Schweigen senkte sich über die Barrikade.
    Gwen, die immer noch hinter einem der umgestürzten Fahrzeuge kauerte, erhob sich mühsam. Ihre Beine zitterten, als hätte sie einen Querfeldeinlauf hinter sich.
    Myriel stand schweigend inmitten der Toten und sah dabei zu, wie die Kriegerinnen damit begannen, die Leichen zu plündern. Das war das Gesetz der Brigantinnen. Wer einen Mann mit eigenen Händen getötet hatte, durfte Waffen, Schmuck und Kleidung an sich nehmen – solange er den Leichnam unversehrt ließ und ihn anschließend gemäß den Ritualen der drei Göttinnen bestattete. Im Nu waren die Männer entkleidet und lagen nackt und bleich auf der Erde. Der Boden war feucht vom Regen, der jetzt immer heftiger vom Himmel fiel.
    Voller Abscheu betrachtete Gwen das Ritual. Die Wachposten waren allesamt in einem furchtbaren Zustand. Blasse Haut, geschwollene Gelenke und hervorstehende Rippen. Ihre ausgemergelten Gesichter zeugten von Hunger. Dunkle Ringe lagen unter den Augen, sie besaßen schlechte Zähne und zeigten allgemeine Anzeichen von Unterernährung. Keine Gegner für ihren trainierten und kampfbereiten Trupp von Brigantinnen. Eine Woge von Mitgefühl überkam sie. Wenn dies ein Sieg war, so jedenfalls keiner, auf den man stolz sein konnte.
    Gwens Blick wanderte von den leblosen Körpern hinüber zu Ludmilla. Die Kriegerin stand im Kreise ihrer Genossinnen und schien sehr zufrieden mit sich zu sein. Ihre Armbrust über die Schulter gelegt, zeigte sie, was sie den Männern abgenommen hatte. Ein bisschen Kupfer, ein paar kleine Münzen und ein Haufen verfilzter Klamotten. Wenn überhaupt etwas von Wert dabei war, so waren es die Waffen, doch auch die schienen ihre besten Tage schon lange hinter sich gelassen zu haben.
    »Warum hast du das getan?«, fragte Gwen wütend.
    Die Kriegerin hob den Kopf und bedachte sie mit einem Blick, der vor Missachtung nur so triefte. »Hast du etwas gesagt?«
    »Ich habe dich gefragt, warum du den Mann erschossen hast. Der Befehl lautete: keine Toten.«
    »Es war Notwehr«, sagte Ludmilla von oben herab. »Er wollte zur Waffe greifen, da habe ich ihn erledigt. Ganz einfach.«
    »Das ist eine Lüge, und das weißt du«, zischte Gwen. »Der Mann war bereit, sich zu ergeben. Du hast ihm deine Waffe an die Stirn gedrückt und einfach gefeuert.«
    »Da hast du mehr gesehen als ich«, sagte Ludmilla und blickte beifallheischend zu ihren Genossinnen. »Aber vielleicht war deine Sicht da hinter dem Auto etwas getrübt. Bevor du das nächste Mal Anschuldigungen ausstößt, komm doch lieber ein bisschen näher und kämpfe mit uns, anstatt dich feige zu verkriechen.«
    »Das ist …« Gwen trat einen Schritt auf Ludmilla zu, doch Myriel ging sofort dazwischen. »Was geschehen ist, ist geschehen. Gwen hat recht, die Order lautete: Töten nur auf Befehl. Das nächste Mal werde ich dich im Auge behalten, Ludmilla. Trotzdem: Es war ein großer Sieg. Wir haben unsere Aufgabe erfüllt und können Edana sagen, dass die Barriere genommen ist.«
    »Ein Sieg?« Gwen konnte nicht glauben, was sie da hörte. »Gegen diese paar halbverhungerten Kreaturen?«
    »Ja, ein Sieg«, Myriel wich ihrem Blick aus. »Und jetzt genug geredet. Packt eure Sachen, dann brechen wir auf. Ich möchte so schnell wie möglich wieder ins Trockene.« Gwen wollte noch etwas erwidern, biss sich aber rechtzeitig auf die Lippen. Es hatte ja doch keinen Sinn. Ihr Entschluss aber war nur noch fester geworden. Sie würde Logan finden und dann mit ihm fliehen.
    Hier hielt sie nichts mehr.

29
    D ie zwei Ponys, mit Magda und Zoe auf ihren Rücken, verließen den Wald und trabten die sanft geneigte Straße hinab. Die Spur, die die Streitmacht hinterlassen hatte, war unübersehbar. Flachgetretenes Gras, Pferdedung, hin und wieder Abfall. Der Weg wurde breiter, und auf einmal tauchten die ersten Gebäude auf. Flachbauten und mehrstöckige Wohnhäuser mit spitzen Giebeldächern und kleinen Gärten vor den Eingangstüren. Die meisten Fenster waren herausgebrochen, und Farne und Efeu wucherten aus dem Inneren. Überall ragten Bäume empor, und im Rinnstein wucherte Gras. Die Ponys mussten aufpassen, dass sie nicht über eine der zahlreichen Wurzeln stolperten, die wie fette Schlangen über den zerborstenen Asphalt krochen. Die Stadt war still. Nur das

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