Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
näher kam. Als sie an sich herunterblickte, sah sie, dass sie ihre Kleidung gewechselt hatte. Weiße Leinenschuhe, weiße Hose und weiße Bluse. In der Hand hielt sie ein Klemmbrett mit den aktuellen Patientendaten sowie einen Stift, um sich Notizen zu machen. Ihre Fingernägel waren wieder einmal quietschbunt lackiert, sehr zum Unwillen von Professor Eigel, der es nicht gerne sah, wenn sein Hilfspersonal zu aufreizend unterwegs war.
»Herrin?«
Magda erschrak. Das Bild verschwand. Stattdessen stand Zoe neben ihr. Ihr Gesicht wirkte besorgt.
»Geht es dir gut? Du siehst aus, als wäre dir schwindelig.«
»Alles gut, Zoe. Ich war nur in Gedanken.«
»Du bist müde, Herrin, die Reise hat dich mitgenommen. Komm, setzen wir uns wieder auf die Ponys und legen das letzte Stück zurück. In nicht einmal einer Stunde wirst du in deinem eigenen Zelt sein und die Füße hochlegen können. Lasst uns aufbrechen. Ich bekomme eine Gänsehaut in diesen Ruinen.«
Magda drückte Zoes Hand. »Einverstanden«, sagte sie. »Lass uns zu den anderen reiten. Mit etwas Glück werden wir dort Gwen wiedersehen.«
30
G unnar zwinkerte ein paarmal, um besser sehen zu können. In der Ödnis vor ihm war ein Punkt zu sehen. Eben noch klein, schwammig und rund, wurde er rasch breiter und eckiger. Ohne Zweifel ein Fahrzeug. Ein großer Wagen, der von zwei Ochsen gezogen wurde. Die Spuren auf dem vom Regen aufgeweichten Boden ließen in diesem Punkt keine Diskussion aufkommen. Er hatte den Transport gefunden!
Rasch überprüfte er noch einmal den Sitz seiner Waffen. Das Fahrzeug war nur noch einen halben Kilometer entfernt. Die beiden Fahrer würden ihn sicher bald bemerken, wenn sie es nicht schon hatten.
Gunnar blickte durch sein Fernglas und beobachtete sie. Irgendwie kamen sie ihm bekannt vor. Ein großer und ein kleiner, der eine fuhr, der andere hielt Wache. Es war ein bewährtes System, und die Jungs waren gut. Militärkarabiner, Zielfernrohr, kugelsichere Westen. Keine Gegner, an die man sich als Amateur heranwagen sollte. Wer einen solchen Transport überfallen wollte, musste gut vorbereitet sein. Es konnte sonst schnell geschehen, dass er sich mit einer Kugel im Kopf im Staub der Ebene wiederfand.
Gunnar musste jetzt seine nächsten Schritte genau planen. Sein Verhalten hing in erster Linie davon ab, ob Dachs tatsächlich an Bord des Transporters war. Wenn nein, dann hätte er den Ritt umsonst gemacht und durfte seine Suche von neuem beginnen. Wenn ja, gab es wiederum zwei Möglichkeiten. Im günstigsten Fall hatten die Fahrer ihn noch nicht entdeckt. Dann reichten vielleicht ein paar entschuldigende Worte, ein Klaps auf den Hintern sowie einige Nickel als Entschädigung für die Fahrer. Schlimmer war es, wenn sie ihn bereits entdeckt hatten. Dann würde es richtig teuer werden. Fünfzig bis hundert Nickel, je nachdem, was sich die Kerle für einen Gewinn auf dem Sklavenmarkt versprachen.
Der Knall eines Schusses riss ihn aus seinen Überlegungen. Liesel gehörte zum Glück nicht zu den Tieren, die sich davon aus der Fassung bringen ließen, sonst wäre sie jetzt vermutlich durchgegangen.
»He, du da, mach, dass ich deine Hände sehen kann.«
Der Große hatte seine Waffe auf ihn gerichtet.
Gunnar sah keinen Sinn darin, Widerstand zu leisten, und hob seine Hände.
»Wer bist du, und was willst du?«
»Mein Name ist Gunnar, ich bin auf der Suche nach meinem Sohn.«
»Gunnar der Schmied?«
»Ebender.«
Die beiden Männer berieten sich kurz, dann hob der Wachmann seinen Arm und winkte ihm zu. »Komm näher.«
Unauffällig löste Gunnar die Halteschlaufe an seinen Wurfmessern. Er war einer der wenigen, die diese Kunst beherrschten, und wurde deswegen von den meisten unterschätzt. Sie achteten nur auf Gewehre, Bögen, Armbrüste und Pistolen, doch das war ein Fehler. In der Hand eines Mannes, der damit umzugehen verstand, war ein Wurfmesser genauso gefährlich wie eine Schusswaffe. Und Gunnar war ein Meister! Selbst Logan, der ihn in Sachen Schwertkampf und Bogenschießen längst überflügelt hatte, konnte ihm darin nicht das Wasser reichen. Wenn alle Stricke rissen, auf seine Messer konnte er sich immer verlassen.
»Schön die Hände da lassen, wo ich sie sehen kann. So ist’s gut.«
Der Mann richtete die Flinte unverwandt auf Gunnars Brust. Er war ein grobschlächtiger Kerl mit zotteligem Bart und sonnengegerbter Haut. Der Fahrer sah keinen Deut besser aus. Ein hässlicher Gnom mit hervorstehenden Zähnen und
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