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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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andere kam sofort ans Gitter. Logan konnte sehen, dass es kein junger Mann war. Etwa so alt wie Gunnar und genauso stämmig. Ein silbergrauer Bart umrahmte sein Gesicht.
    »Wie heißt du?«
    Ein Lächeln huschte über das bärtige Gesicht. »Claudius.«
    »Du hast da eben von einer Frau gesprochen.«
    »Meiner Frau, ja. Wieso?«
    »Ich glaube, mich interessiert doch, was du zu sagen hast. Wer bist du, und woher kommst du? Warum hat man dich hier unten eingesperrt?«
    »Eine lange Geschichte.«
    »Wir haben doch Zeit, oder?«
    Der Fremde überlegte kurz, dann nickte er. »Na schön. Aber dann lass uns wirklich ganz von vorne anfangen. Nenn mir erst mal deinen Namen.«
    *
    Benedikts Herz wurde schwer, als er Arkana dabei beobachtete, wie sie die letzten Vorbereitungen für ihre Reise traf. Die Zeit ihrer heimlichen Treffen ging zu Ende. Die kleine Idylle, die sie sich hier im Wald fernab von den Wirren des Krieges geschaffen hatten, wirkte auf einmal traurig und düster.
    »Willst du es dir nicht noch einmal überlegen?«, fragte er. »Bist du wirklich bereit, diesen Schritt zu tun? Wenn du fort bist, was bleibt dann noch?«
    »Da gibt es nichts zu überlegen«, erwiderte die Hohepriesterin. »Claudius hat seine Wahl getroffen, ich die meine. Ich habe schon viel zu lange gewartet.«
    »Aber es ist doch gar nicht sicher, dass er wirklich gefangen genommen wurde. Vielleicht hatte er Erfolg mit seiner Mission und kommt morgen oder übermorgen zurück. Kannst du dir seine Enttäuschung vorstellen, wenn er sieht, dass du nicht mehr da bist? Es würde ihm das Herz brechen.«
    Arkana unterbrach ihre Arbeit und sah ihn mit einem traurigen Lächeln an. »Du bist ein guter Mensch, Benedikt. Voller Hoffnung und Zuversicht. Aber es gibt Dinge, die du nicht verstehst. Ich habe Claudius gesehen; ich weiß, dass er gefangen wurde. Glaube mir, wenn ich nur den geringsten Hoffnungsschimmer hätte, würde ich bleiben.«
    »Aber wie? Wie konntest du ihn sehen?«
    »Das würdest du nicht verstehen.«
    »Aber ich möchte es gerne. Bitte erklär es mir.«
    Arkana seufzte. »Na schön. Ich werde dir eine kleine Geschichte erzählen. Ich war etwa zwölf, als ich zum ersten Mal feststellte, dass ich anders war. Ich bin in einem Heim für angehende Priesterinnen aufgewachsen. Wir hatten damals eine kleine Hündin. Ihr Name war Flora. Sie war eine Waise und wurde von uns Mädchen gemeinsam großgezogen. Alle hatten sie lieb, doch zu mir hatte sie ein besonders inniges Verhältnis. Wann immer ich das Haus verließ, folgte sie mir. Wenn ich fröhlich war, war sie fröhlich, wenn ich traurig war, war sie traurig. Eines Tages ging ich zum Wasserholen an den Brunnen. Ich wunderte mich, dass Flora nicht da war, um mich zu begleiten, aber ich war in Eile und konnte mich nicht weiter darum kümmern. Als ich am Brunnen stand und den Eimer hinunterließ, durchzuckte mich plötzlich ein heftiger Schmerz. Er war so stark, dass ich den Eimer losließ und er unten ins Wasser fiel. Die Wellen ließen ein Bild entstehen. Ich sah Flora, wie sie von wilden Wölfen zerrissen oben am Waldrand lag. Ihre schwarzen Knopfaugen sahen mich ein letztes Mal an, dann erstarrten sie. Ich glaube, ich habe geschrien. Als ich an mir hinabblickte, sah ich, dass ich voller Blut war. Der ganze untere Teil meines Hemdes war rot. Das war das erste Mal gewesen, dass ich meine Tage hatte. Meine Betreuerinnen trösteten mich. Sie dachten, ich wäre wegen meines Zyklus so verzweifelt, und gaben mir einen halben Tag frei. Ich nutzte die Zeit und rannte hinauf zum Wald. Genau dort, wo ich sie in meiner Vision gesehen hatte, lag Flora. Sie war tot.«
    »Das tut mir leid.«
    »Seitdem hatte ich viele solcher Visionen. Ich habe die Gabe der Hellsicht. Sie hat mir geholfen, Hohepriesterin zu werden, und sie hat mich gerettet, als ich mit Claudius aus Glânmor floh. Damals hätte nicht viel gefehlt, und die Brigantinnen der Kriegsherrin Edana hätten uns erwischt. Diesmal ist es ähnlich. Ich habe Claudius gesehen. Er war da – genauso klar und deutlich wie du jetzt. Er schaute mich an und schien mir etwas sagen zu wollen, doch ich konnte ihn nicht verstehen. Da wurde mir bewusst, dass sein Plan fehlgeschlagen ist. Wir schweben hier in höchster Gefahr. Der Inquisitor weiß von dieser Hütte. Er wird bald jemanden schicken, um uns zu verhaften.«
    »Und wohin willst du?«
    »Ich werde nach Osten gehen und mich der Armee der Frauen anschließen.«
    »Du willst zu den Brigantinnen?«
    Sie

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