Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
Wahrheit ist. Wort für Wort.«
»Und Benedikt?«
»Wir trafen uns nach der Flucht. Es war ein merkwürdiges Gefühl, meinem alten Freund zu begegnen, immerhin hatten wir uns jahrzehntelang nicht gesehen. Doch unser Wiedersehen erfüllte mich mit Hoffnung. Ich erkannte, dass – egal wie viel Zeit auch vergehen mag – alte Freundschaften bestehen bleiben.«
Er sah Capistranus fest in die Augen. »Ich glaube daran, dass auch wir unsere Freundschaft erneuern können. Wenn ich noch einen allerletzten Wunsch hätte, dann den, dass wir uns die Hand reichen und uns daran erinnern, wie wir früher zueinander gestanden haben.« Er beugte sich über den Tisch und streckte seine Hand aus. »Diese Welt ist kein Ort, der es alten Männern wie uns leichtmacht, aber die Begegnung mit Ben hat mir gezeigt, dass es möglich ist. Wir können der Welt Friede und Heilung geben, wir müssen nur fest aneinander glauben. Was sagst du? Meinst du, du kannst mir verzeihen, was ich dir angetan habe?«
Marcus Capistranus blieb regungslos sitzen. Sein Gesicht war wie versteinert. Die große hölzerne Standuhr in der Ecke des Raumes zählte unangenehm laut die Sekunden.
»Frieden und Heilung?« Als er Stimme seines Freundes hörte, klang sie leise und brüchig. »Ich glaube, das stellst du dir ein bisschen zu einfach vor. Ich paktiere nicht mit dem Feind.«
Claudius’ Hand erstarrte in der Luft. »Aber ich bin kein Feind«, sagte er. »Dass ich Gefühle für eine Frau entwickelt habe, ändert nicht das Geringste daran, was ich für dich empfinde.«
»Es ändert alles «, erwiderte der Inquisitor nun merklich schärfer. »Du hast die Seiten gewechselt und dich entschieden, deinen eigenen Weg zu gehen. Einen Weg, wohlgemerkt, der dich weiter von mir weggeführt hat, als du es dir auch nur entfernt vorstellen kannst. Wenn ich wählen könnte, so wünschte ich, du wärest tot.«
»Marcus …«
»Schweig! Halt deinen Mund, oder ich schwöre dir, ich lasse dir die Zunge mit einer glühenden Zange herausreißen. Deine Seele ist schwärzer als der tiefste Höllengrund. Wenn ich dich betrachte, sehe ich zwar ein blasses Abbild meines Freundes, aber das bist nicht du. Es ist nur eine Hülle, ein Inkubus. Du magst aussehen wie er, doch in deinem Inneren bist du etwas anderes.«
Claudius konnte nicht glauben, was er da hörte. Das war ja wie in einem Alptraum. Seine Hoffnungen, seine Wünsche und Träume – ein Scherbenhaufen.
»Bitte«, sagte er mit flehender Stimme. »Schau mir in die Augen. Ich bin es, Claudius. Wie kannst du nur glauben, ich wäre jemand anderes?«
Marcus Capistranus erwiderte nichts. Mit unnatürlicher Langsamkeit wanderte sein Blick hinüber zu Claudius’ Provianttasche. Die Pistole lag immer noch auf dem Tisch. »Wie merkwürdig«, sagte er. »Du hast Schusswaffen von jeher abgelehnt. Du warst ein Meister des Bogens, ein Künstler mit dem Schwert und dem Dolch. Ich erinnere mich, wie du einmal einen Hirsch über eine Entfernung von einhundert Metern erlegt hast. Ich habe deine Kunstfertigkeit immer bewundert. Feuerwaffen sind etwas für Weichlinge, das waren deine Worte. Doch jetzt trägst du eine Pistole bei dir. Welchen Zweck verfolgst du damit?«
Claudius wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch der Inquisitor unterbrach ihn. »Spar dir deine Worte, es wären doch bloß Lügen. Ich weiß um die Zauberkräfte der Hexen. Zwanzig Jahre in ihren Fängen, und du willst mir weismachen, du wärst ihnen nicht erlegen?« Er schüttelte den Kopf. »Meinen Sohn haben sie auch umgekrempelt. Bei ihm hat es nur wenige Tage gedauert, um aus einem gottesfürchtigen jungen Mann eine willenlose Marionette zu machen. Er fiel ihrer Weiblichkeit genauso anheim wie du. Zwanzig Jahre. «
»Marcus, ich …«
»Hast du den Ort gesehen, an dem er sein blutiges Werk verübt hat?«
»Die Raffinerie? Ich war nicht dort, nein, aber ich habe mir schildern lassen, was dort geschehen ist. Es muss furchtbar gewesen sein.«
»Furchtbar, ja. Aber von Gott gewollt. Sein Zorn ist auf mich niedergekommen, weil ich so verblendet war. Ich hatte geglaubt, die Hexen seien harmlose Wilde, doch diesen Fehler begehe ich kein zweites Mal. Mein Geist ist gegen ihre Heimtücke gewappnet. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir, Dein Stecken und Stab trösten mich. Und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. «
In diesem Augenblick wurde Claudius bewusst, dass sein Freund wahnsinnig geworden
Weitere Kostenlose Bücher