Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
stehen. Und jetzt still.«
Benedikt spähte unter seiner Kapuze hervor. Sein letzter Besuch auf dem Neumarkt war ewig her. Die Bäume waren damals noch deutlich kleiner gewesen und die umliegenden Gebäude nicht so stark überwuchert. Die Sonne versank gerade hinter dem Horizont, und die einsetzende Dämmerung ließ die Dinge in einem unwirklichen Licht erscheinen. Überall flackerten Lagerfeuer. Dichter Rauch lag über dem Platz, der Geruch nach Essen hing in der Luft.
Als wären seine Gedanken für alle laut hörbar gewesen, drehten sich plötzlich einige Frauen nach ihnen um. Eine von ihnen, eine schwerbewaffnete Brigantin, verstellte ihnen den Weg. »Halt, ihr zwei. Wo wollt ihr hin?«
»Wir wollen die Ratsvorsitzende Edana sprechen. Wir kommen mit einer dringenden Botschaft.«
»Wer seid ihr? Zeigt mir euer Gesicht.«
Arkana zog ihre Kapuze zurück und trat der Frau mit erhobenem Kinn entgegen. Benedikt hörte, wie sie vor Überraschung die Luft einsog. »Arkana! Es ist Arkana, die Hohepriesterin.«
Jetzt gesellten sich auch andere Frauen herbei. »Tatsächlich, es ist Arkana.«
»Aber wurde sie nicht zum Tode verurteilt?«
»Sie ist geflohen. Warum kommt sie zurück? Was hat sie vor?«
Eine Frau, eine ältere Bedienstete, warf sich zu Boden und bettete ihren Kopf auf die Hände. »Danke, Herrin. Ich habe dafür gebetet, dass Ihr wiederkehren möget. Ich habe nie an Euch gezweifelt.«
Auch andere Kriegerinnen neigten ihr Haupt.
»Nicht alle halten Euch für eine Verräterin«, hörte Ben eine der Frauen sagen. »Dass Ihr wiedergekommen seid, ist ein Zeichen der Göttinnen.«
Das Gerücht, Arkana sei zurückgekehrt, verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Lager. Immer mehr Schaulustige kamen, um zu sehen, was da los war. Benedikt wäre am liebsten im Erdboden versunken. Er spürte die Blicke der Frauen auf sich ruhen. Die Kriegerin, die sie zuerst entdeckt hatte, deutete auf ihn.
»Du da, wer bist du? Zieh deine Kapuze herunter, damit wir dich sehen können.«
Das war’s. Jetzt war er geliefert. Alles, was er jetzt noch tun konnte, war, auf ein Wunder zu hoffen.
Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf, befahl sich Gott und schloss die Augen.
*
Magdalena saß tief in die Lektüre eines alten Heilkundebuches versunken, als Zoe ins Zelt gestürmt kam. Ihr Gesicht war gerötet, sie war völlig außer Atem.
»Komm schnell«, rief sie. »Arkana ist wieder da.«
Die alte Heilerin benötigte einen Moment, um zu begreifen, was sie gerade gehört hatte. »Wer ist da?«
»Hohepriesterin Arkana. Sie ist wieder zurück. Gleich hier um die Ecke. Wie es aussieht, war sie auf dem Weg zu Edana, als eine der Wachen sie aufgehalten hat. Komm schnell, ehe es ein Unglück gibt.«
Magda erhob sich, legte das Buch beiseite und eilte hinter Zoe her. Wenn es wirklich Arkana war, dann schwebte sie in höchster Gefahr. Edana hatte die ehemalige Hohepriesterin für vogelfrei erklärt und einen Preis auf ihren Kopf ausgesetzt. Wer immer ihr einen Beweis für ihren Tod brachte, durfte mit einer beträchtlichen Belohnung sowie Privilegien und Ehrungen rechnen. Natürlich hatte nie jemand ernsthaft damit gerechnet, Arkana zu finden oder gar zu töten, dafür war diese Frau zu klug. Sie besaß die Gabe des zweiten Gesichts, doch das war natürlich keine Garantie. Jede dahergelaufene Kriegerin konnte sie töten und den Preis dafür kassieren. Was hatte sich Arkana nur dabei gedacht? Es musste etwas dahinterstecken – etwas Wichtiges. Ihr Auftauchen änderte alles. Wenn Magda nur nicht zu spät kam!
*
»Hörst du schlecht? Ich habe gesagt, du sollst die Kapuze abstreifen.«
Benedikt stand mit geschlossenen Augen da. Starr, unbeweglich, die Hände zu Fäusten geballt. Er wollte nicht mit ansehen, wenn sie ihm den Speer zwischen die Rippen rammten.
Als er spürte, dass alle ihn anstarrten und kein Weg daran vorbeiführte, befahl er sich Gott und streifte seine Kapuze mit beiden Händen nach hinten. Kein Laut war zu hören. Die Stimmen erstarben und hinterließen eine Stille, die fast noch schlimmer war als das angespannte Flüstern. Benedikt war versucht, seine Augen zu öffnen, doch er zwang sich, es nicht zu tun. Sie sollten nicht die Angst in seinen Augen sehen. Was im Tierreich galt, galt auch für Menschen: Wenn du überleben willst, zeige keine Furcht.
»Ein Mann«, stieß eine der Frauen aus. »Es ist ein Mann!«
Rufe des Entsetzens und der Empörung wurden laut.
»Was hat der Feind in unserem Lager zu
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